Unterwegs in Slowenien.
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Samstag 7.9.20
Wir verbringen den Tag auf "Lucias Farm" in Grusova. Wir schreiben unseren Blog, streicheln den Hofhund Viva, den ich am liebsten mit nach Hause nehmen würde, spielen mit den Katzen, sortieren Fotos, schauen den Laufenten und Hühnern beim Baden im kleinen Tümpel zu, entdecken einen Hahn mit "Dreadlocks" ;) Kochen am Mittag, bestaunen und streicheln die 4 großen Pferde, laden alles ins Netz und genießen diesen wunderbar friedlichen Ort.
Samstag 8.9.20
Nach einem sehr entspannten Vormittag auf der Farm, mit einer Führung durch das 1850 erbaute Haupthaus mit riesiger Weinpresse, guten Gesprächen mit den Hausherr*innen Lucia und Simon und einem frischen Haarschnitt für Sven, ziehen wir weiter. Schweren Herzens verabschieden wir uns von unseren Gastgebern, die uns in dieser kurzen Zeit doch schon ans Herz gewachsen sind. Sie haben uns erzählt, dass sie aufgrund von Corona und den Reiseverboten große Schwierigkeiten haben alle laufenden Kosten zu decken. Wir wünschen ihnen nur das Beste und hoffen, dass dieses Kleine Idyll die Krise übersteht. Dieser Ort ist eine ganz ganz große Empfehlung und jeder der in Slowenien unterwegs ist, sollte hier vorbeischauen.
Der Grund für unseren Aufbruch liegt in unserem Dreckwäschefach und stinkt. Wir müssen dringend Wäsche waschen. So landen wir auf einem unglaublich gepflegten und bis ins kleinste Detail durchdachten Campingplatz in Maribor. Unsere Wäsche und das gesamte WoMo freut sich über eine Grundreinigung und wir uns über Videotelefonate in die Heimat.
Samstag 9.9.20
Bei der Einreise nach Slowenien mussten wir feststellen, dass beim letzten Update unseres Navis irgendetwas schief gelaufen war. Wir haben für ganz Südeuropa und damit für unsere gesamte weitere Reise kein Kartenmaterial. Auf unserem Navi-Bildschirm ist nur unser Auto inmitten einer weißen Karte zu sehen… Immerhin bewegt es sich zielstrebig auf die vorher gesetzte Koordinate und das Zielfähnchen zu. Jetzt am Morgen widmen wir uns diesem Problem und dank des super organisierten Betreibers des Kekec Campingplatzes, der kurzer Hand aus einer riesigen Kiste voller Kabeln ein original Garmin-Kabel hervorzaubert, haben wir das Navi schnell geupdatet. Alle Länder Europas sind jetzt heruntergeladen und wir können wieder ganz entspannt weiterreisen. Was müssen das für Zeiten gewesen sein mit Karten und Atlanten…
Mit den Fahrrädern fahren wir ins Zentrum von Maribor und schlendern durch die Fußgängerzonen. Für mich springen ein paar neue Klamotten dabei heraus und im Anschluss essen wir noch bei einem veganen Buffet. Nachdem wir noch am Ufer des Flusses, dessen Namen wir nicht wissen, entlangspazieren machen wir uns auch schon wieder auf den Rückweg. Denn wir haben noch andere Pläne. Nur ein paar Gehminuten von unserem Campingplatz entfernt liegt das Skigebiet und die Talstation. Jetzt im Sommer natürlich ohne Schnee, dafür aber mit einer Sommerrodelbahn auf der Piste. Mit einem kleinen Sessellift geht es ganz entspannt den Berg hinauf und wir genießen die Tolle Aussicht ins Tal. Im Anschluss sausen wir mit den Schlitten die wirklich gut gemachte Bahn hinunter und werden von Runde zu Runde schneller. Wir freuen uns wie kleine Kinder und lassen den Abend auf unserem super Campingplatz ausklingen.
Samstag 10.9.20
Als nächstes Ziel steuern wir Ptuj - die älteste Stadt Sloweniens - an. Postkartenreif thront ein schönes Schloss über dem Fluss und der Altstadt. Wir wandeln über Treppen und Kopfsteinpflaster hoch zum Schloss und genießen die Aussicht dann geht’s durch schöne Gassen zurück. Wir beschließen spontan doch nicht weiter nach Ljublijana zu fahren. Im Moment reicht es uns mit Stadt, wir suchen eher etwas in der Natur… und werden fündig: Eco River Camp Globoko in der Nähe von Bled. Ein schöner Campingplatz direkt am kühlen Fluss, drumherum nur Wald und eine Pferdekoppel. Nur der Weg dorthin war recht abenteuerlich: unser Navi hat uns eine "Abkürzung" nehmen lassen, ein sehr steiler und enger Weg, der zuerst durch den Wald führt und im Anschluss vorbei an ein paar Häusern mit überhängenden Balkonen. Wir können uns beide nicht so recht vorstellen, diesen Weg wieder bergauf zurück zu fahren und fragen deshalb gleich im Camp nach, ob das die einzig mögliche Straße ist. Zum Glück bekommen wir diese Antwort: "There is another road. Compared to your shortcut it will be like a piece of cake!" Jetzt können wir entspannen und freuen uns über nette Gesellschaft und gute Gespräche am gemeinsamen Lagerfeuer.
Samstag 11.9.20
Nach einer Runde Morgenyoga und einem beherzten Sprung in den eiskalten Fluss machen wir uns auf zur Vintgar-Klamm. Nach einer deftigen 10€ Parkgebühr und weiteren 10€ p.P. Eintrittsgebühr begehen wir die Klamm. Über Holzstege und Brücken folgen wir dem rauschenden Fluss. Im glasklaren Wasser "stehen" Forellen scheinbar mühelos in der Strömung. Am Endpunkt der Klamm (wegen Corona kann die Klamm nur in eine Richtung begangen werden) entscheiden wir uns für den doppelt so langen Rückweg (ca. 90 Min.) zum Parkplatz, weil auf der Wanderkarte zwei Aussichtspunkte markiert sind. Gute Entscheidung. Nach einem längeren Aufstieg durch den Wald haben wir tatsächlich eine tolle Aussicht ins Tal und auf den See von Bled. Außerdem geht der schöne Wanderpfad immer seitlich am Hang entlang und folgt kleinen Trampelpfaden durch verschiedene Gatter über große Wiesen und Weiden.
Wir verbringen eine weitere Nacht im Eco River Camp.
Samstag 12.9.20
Noch vor Sonnenaufgang brechen wir auf. Wir fahren frühmorgens am Touristenhotspot Bled (mit der einzigen 'Insel' Sloweniens im Bleder See) vorbei. Unser Ziel ist der Bohinj-See im Triglavski-Nationalpark (in den Julischen Alpen). Der große See wird von hohen Bergen gesäumt, das Wasser glänzt silbrig und ist wieder glasklar und angenehm kühl. Ein sehr schöner Ort. Wir verweilen lange auf einem Holzsteg in der Sonne und hüpfen ein paar Mal ins kühle Nass. Dann fahren wir mit der Seilbahn auf den Berg Vogel (1900 Meter), wir schauen noch den Gleitschirmspringern beim Absprung zu und erwischen zum Glück noch den letzten Sessellift zurück zur Bergstation der Gondel. Da man in Slowenien nirgendwo frei stehen darf, vor allem nicht im Nationalpark, suchen wir uns den nächsten Campingplatz in der Nähe des Bohinj See.
Samstag 13.9.20
Nach einem entspannten Morgen mit Frühstück und Forellen gucken am Fluss, der direkt am Campingplatz vorbeifließt, machen wir uns auf zum Vrsicpass. Auf 21 Kilometern überwinden wir 800 Höhenmeter in rund 40 Spitzkehren. Da heute Sonntag ist, ist leider sehr viel los und an der ein oder andere Stelle wird es doch recht schnell sehr eng. Als Beifahrer*in absolut kein Spaß. Dafür gibt es immer wieder eine tolle Aussicht auf das Bergpanorama. Die Schafe sind, ganz anders als ich, tiefenentspannt und überqueren gleich an mehreren Stellen in aller Seelenruhe die Fahrbahn. Wir stoppen ein paar Mal, um uns und dem Womo eine kurze Verschnaufpause zu gönnen, vor allem bergab werden die Bremsen richtig heiß und wir stoppen immer wieder in schmalen Ausweichbuchten, um die lange Schlange von Sonntagsausflüglern an uns vorbei zu lassen.
Am Ende und wieder im Tal angekommen stoßen wir auf die Soca. Ein eiskalter und glasklarer Gebirgsfluss, deren Bett sich zwischen hoch empor ragenden Bergen der Alpen hindurchschlängelt. Wir fahren bis nach Trenta auf den Campingplatz Triglav und haben von hier aus einen wunderschönen Blick auf das uns umgebende malerische Bergpanorama. Auch der Gipfel des Triglav (2800 m) der höchste Berg Sloweniens ist zu sehen.
Samstag 14.9.20
Am Morgen sind wir noch unsicher und wissen nicht so recht, was der Tag uns bringen wird. Sven unterhält sich mit unseren Nachbarn und die erzählen von einer Wanderung entlang des Soca-Flusses. Zuerst bin ich noch etwas faul und liege in der Sonne herum, doch dann machen wir uns auf den Weg. Und dieser ist unbeschreiblich schön. Der Fluss ist türkis und glasklar. Das Flussbett besteht aus weißen Steinen und weißem Sand. Umrandet wird er von dunkelgrünen Nadelbäumen und saftig grünen Wiesen. Und über allem ragen auf beiden Seiten die schroffen Bergkämme in den Himmel. Zudem ist keine Wolke zu sehen und die Sonnte taucht die Szenerie in ein gleißendes Licht. Einfach nur traumhaft! Der Weg führt uns ca. 3 Stunden bis in das nächste Dorf. Wir gehen über moosbewachsenen weichen Boden, über Geröllfelder und scharfkantige Steine, über wackelige Hängebrücken, wurzelbewachsene Gefälle und Steigungen. Ab und an hängen wir die Füße ins Wasser, in dem ich es allerdings nur ein paar Sekunden aushalte, bevor die Haut sich anfühlt, als würde sie brennen. Sven traut sich an einer Stelle sogar ganz in die eisige Kälte. Zur Belohnung gibt es ein Eis, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machen. Absolute Empfehlung und ein Muss, wenn man in Slowenien unterwegs ist!
Samstag 15.9.20
Da unsere 7-Tages-Vingnette für Slowenien abgelaufen ist und wir uns keine neue kaufen möchten, fahren wir über Landstraßen weiter. Erst geht es noch ein Stück entlang der Soca, dann durch verschiedene Täler immer mit tollen Aussichten auf das umliegende Bergpanorama. Die Straße schlängelt sich immer weiter bis nach Ljubliana. Wir durchqueren die Hauptstadt mit ihrem Verkehrskaos und scheinbar unzähligen roten Ampeln. Wir haben uns einen Bauernhof in Dolsko, ein paar Kilometer östlich von Ljubliana ausgeguckt. Hier stehen wir auf einer Apfelbaumwiese an einem kleinen Bach. Hinter uns stehen die Pferde auf der Weide, vor uns bringt der Bauer den Kühen frisches Heu in den Stall für die Nacht. Dahinter begrüßen uns die Ziegen freundlich, während die Hühner auf dem Hof herumspazieren und zwei Männer frisch gepressten Apfelsaft abfüllen. Während wir unser Abendessen kochen, kommen immer mehr Camper und um uns herum bildet sich eine kleine Wagenburg.
Samstag 16.9.20
Am Morgen kaufen wir unser Frühstück direkt beim Bauern ein. Noch warmes Brot, Käse von den Kühen und Käse von den Ziegen, Tomaten vom Feld und noch warme, frisch gelegte Eier von den Hühnern. Wir verbringen einen entspannten Vormittag am Bach (und auf einer Bierbank im Bach) und genießen die Sonne. Am Nachmittag pflücken wir uns Salat vom Feld, den wir uns schmecken lassen. Am Abend trinken wir mit Philipp und Dagmar Artemisia-Tee, den wir kurz zuvor von den Gartenbesitzern geschenkt bekommen haben. Mit wenigen Brocken English wurde uns erklärt, dieses wohlriechende Kraut wäre gut für die Leber und das Blut. Neugierig trinken wir alle den bitteren Tee, mit Zucker zusammen schmeckt er eigentlich ganz gut. Später finden wir im Internet die Info, dass dieses Wermut/Beifuss-Gewächs unter anderem auch gegen Covid 19 wirksam sei (eine Studie hätte die antivirale Wirkung belegt). Also macht euch keine Sorgen um uns :)
Samstag 17.9.20
Mein Geburtstag, aber nicht gerade mein Tag. In der Nacht bekomme ich meine Tage und bin am Vormittag aufgrund der Schmerzen nicht wirklich in Feierlaune. Als die Schmerzmittel endlich ihre Wirkung zeigen ist es schon Mittag. Mit den Fahrrädern geht es zum Bahnhof ca. 1,5 km und dann mit dem bunt besprühten Zug rund 15 Minuten ins Zentrum von Ljubliana, die kleinste Landeshauptstadt Europas. Im Zentrum stehen hauptsächlich schicke Jugendstilhäuser und barocke Kirchen. Wir schlendern zunächst über den zentralen Markt, wo wir uns direkt mal in die Wolle bekommen. Da ja aber heute mein Geburtstag ist, raufen wir uns schnell wieder zusammen. Die Stimmung soll schließlich gut sein. Durch Zufall stoßen wir auf das "House of Illusions". Hier gibt es eine Menge optischer Täuschungen zu entschlüsseln und lustig gestaltete Räume zum Mitmachen und Ausprobieren. Danach entdecken wir ein paar sehr schöne Gassen mit hübschen kleinen Läden. Hier kann man mit Sicherheit ein paar tolle und besondere Dinge shoppen. In einem kleinem Laden kaufen wir vegane und regional produzierte Seifen, die besonders gut duften. Im Anschluss essen wir am Fluss Ljubljanica Foccaccia aus dem Steinofen. Für Sven mit Schinken und Pistazien, für mich mit Artischocken, Spinat und Pinienkernen. Sehr lecker. In der Dämmerung spazieren wir noch durchs alternative Künstlerviertel in der Nähe des Bahnhofs. Toll bemalte Häuser und alternative Kunst beeindrucken uns sehr. Das angebotene Weed lehnen wir dankend ab. "Maybe tomorrow." Ich telefoniere noch mit der Heimat. Ein bisschen traurig ist es schon seine Liebsten an diesem Tag nicht um sich zu haben. Aber ich freue mich über all die lieben Nachrichten und Anrufe an diesem nicht so ganz perfekten Tag.
Samstag 18.9.20
Am Morgen versuche ich beim Auswärtigen Amt anzurufen. Die Aussagen bezüglich der Einreise in die verschiedenen Länder im Südosten Europas, sind in der App "Sicher Reisen" zum Teil veraltet und auch widersprüchlich. Leider hänge ich ewig in der Warteschleife und gebe irgendwann auf. Wir versuchen es auch noch bei der deutschen Botschaft in Ljubliana, doch die haben auch keine Infos. Das ganze Recherchieren und Rumtelefonieren ist uns zu doof und so fahren wir einfach auf gut Glück Richtung Kroatien. Da wir für Slowenien keine gültige Vignette mehr haben, fahren wir auf einer kleinen Straße in den Bergen. Je näher wir zur Grenze kommen, umso weniger Autos sind unterwegs und wir fragen uns, ob wohl überhaupt jemand an der Grenze sein wird. Wir sind überrascht, als wir dann tatsächlich auf Grenzbeamte stoßen. Am ersten Häuschen geben wir brav unsere Pässe ab. Der slowenische Polizist scannt diese ein und wir bekommen sie schnell wieder zurück. Am zweiten Häuschen möchte eine kroatische Polizistin erneut unsere Pässe sehen, wir müssen unsere Telefonnummern angeben und sie fragt, wo wir hinwollen. Mo hat schon mit der Frage gerechnet und sagt "Insel Krk". Kurz mustert sie uns und deutet dann auf eine Parkbucht, in der wir halten sollen. Sie bittet uns auszusteigen und möchte zunächst das Innere unserer Hosentaschen sehen. Als sie feststellt, dass diese leer sind, beginnt sie sich im Fahrerhaus umzusehen. Sie schaut in jedes Fach und jede Ritze, öffnet alle Taschen und Beutel. Svens Schreckschusspistole, die wir zum Selbstschutz dabei haben, schenkt sie nur wenig Beachtung. Sie fragt, ob wir irgendetwas zu verzollen oder illegale Substanzen dabei haben. Als wir verneinen sucht sie weiter. Doch irgendwann scheint es ihr zu blöd zu werden und sie gibt auf. Hätte sie so gründlich das gesamte WoMo durchsucht, hätte es mit Sicherheit Stunden gedauert. Als ich ihr zum Grenzhäuschen folge, wo sie mir unsere Pässe zurückgibt, schaut ihr Kollege sie erwartungsvoll fragend an. "Und was gefunden?" Die beiden schauen etwas enttäusch, als die Polizistin den Kopf schüttelt. Ob sie wohl gewettet hatten, dass sie bei uns ein Tütchen Gras finden? "Jetzt hat die uns gefilzt, nur weil ich Filz auf dem Kopf hab." Wir sind happy und fahren in ein neues Land auf unserer Reise: Kroatien.
Wir hatten uns die Einreise komplizierter vorgestellt, doch mal wieder waren wir nicht auf eine andere Währung vorbereitet. Mo: "Aber wir haben keine von denen ihre Geld."
Direkt unterhalb der Brücke, die auf die Insel Krk führt, verbringen wir die Nacht an einem kleinen Hafen neben einem Restaurant, wo wir uns - von den wenigen kroatischen Kunas die wir dank der Mautstation haben - noch eine Pommes gönnen.
Endlich wieder am Meer!
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