Im Lockdown von Kappadokien an die Ägäis-Küste.
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Samstag 21.04.2021
Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel Kappadokien. Wir fahren Richtung Göreme, um nach dieser langen Fahrt erst einmal auf dem einfach zugänglichen Parkplatz am Sunsetpoint zu stehen. Zeit für ein Schläfchen.
Tiphaine und Matthieu mit ihren Söhnen Charlie und Elliot stehen auf der anderen Seite im Rose Valley. Wir sind zu müde um noch dorthin zu fahren, auch wenn unser Platz nicht gerade sehr idyllisch ist, da unzählige Quads, Wanderer, Radfahrer und Reiter vorbeikommen und den Staub aufwirbeln. Aber eine abenteuerliche Fahrt über den sandigen Feldweg wollen wir jetzt nicht auch noch bewältigen. Am Abend treffen wir uns dann zu Fuß mit den 4 Franzosen (die auf Reunion Island leben) auf den Kalksteinformationen, die zwischen unseren Stellplätzen liegen um den Sonnenuntergang anzuschauen. Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen und bestaunen von einem Platz etwas abseits das Quad-Ballett, das sich jeden Abend am Sunsetpoint abspielt. Dann machen wir uns wieder auf den Rückweg, denn morgen heißt es für uns alle sehr sehr früh aufstehen. Denn endlich ist es soweit. Die Wetterverhältnisse sind sehr gut und wir werden Heißluftballon fahren!
Samstag 22.04.2021
3:45 Uhr - der Wecker klingelt.
4:45 Uhr - Pick up Service mit dem Shuttelbus.
5:15 Uhr - Wir erreichen den Startplatz unseres Heißluftballons, der gleich neben unserem Parkplatz liegt. Warum sie uns nicht ganz zum Schluss eingesammelt haben, bleibt uns ein Rätsel.
Es ist laut, denn überall laufen die großen Ventilatoren, die die Ballons mit Luft füllen. Dann wird es noch lauter, als die Ballons soweit gefüllt sind, dass die große Gasflamme zum Einsatz kommen kann. Noch ist es recht dunkel und so sieht man meist nur das Glühen der Ballons in der Dunkelheit. Als unser Ballon zu schweben beginnt und sich der Korb aufrichtet, heißt es auch schon einsteigen. Ca. 25 Personen sind wir in dem Korb. Nicht gerade Corona konform. Die Flamme zündet noch ein paar Mal laut über unseren Köpfen, wir machen eine Satz, dann noch einen und dann schweben wir davon. Ein tolles Gefühl! Zuerst steigen wir immer weiter auf, bis auf ca. 600m über den Boden. Dabei dreht sich der Ballon immer wieder um sich selbst, sodass wir die Aussicht in alle Richtungen bestaunen können. Diese besondere Gegend ist ja schon vom Boden aus wirklich wunderschön, doch aus der Luft ist sie einfach atemberaubend. Wir entdecken unser WoMo ganz klein unter uns und erkennen die Orte, die wir vor ein paar Wochen besucht haben wieder. Der Wind treibt uns über ein Plateau und danach lässt uns der Pilot ins Rose Valley hinab. Wir schweben so dicht zwischen den Feenkaminen hindurch, dass wir denken, wir könnten sie berühren. Als wir wieder aufsteigen geht gerade die Sonne auf und taucht die Landschaft in ein gelbliches Licht. Überall um uns herum schweben bunte Heißluftballons. Ein unvergesslicher Anblick. Nach ca. 1 Stunde landen wir oberhalb auf einem Plateau. Der Pick-Up mit dem großen Anhänger wartet bereits auf uns und rangiert wenige Meter unter uns hin und her. Wir landen auf dem Anhänger, werden von den Mitarbeitern fest verzurrt und es gibt einen Applaus für den Piloten. Als der Pick-Up losfahren will, gräbt sich sein Hinterrad in den Boden ein und er fährt sich fest. Doch kein Problem, der Pilot des Ballons zündet einfach noch einmal kurz die Flamme und die heiße Luft hebt den mit dem Korb verzurrten Anhänger ganz leicht an, sodass er aus dem Loch herausfahren kann. Vielleicht sollten wir uns auch einen Heißluftballon zulegen, um unser WoMo zu befreien, wenn es sich mal wieder festgefahren hat?! Im Anschluss gibt es noch eine Runde alkoholfreien Sekt zum Anstoßen und eine Urkunde. Schön, dass wir dieses einmalige Erlebnis mit unseren französischen Freunden teilen konnten. Den Rest des Tages verbringen wir etwas müde mit Blog schreiben und lassen den Tag mit einem Videotelefonat beim Sonnenuntergang ausklingen.
Als wir gerade schon ins Bett gehen wollen, erreichen Sven schlimme Nachrichten aus der Heimat, die so gar nicht zu diesem wundervollen Tag passen wollen. Aber so ist das Leben nun mal. Noch über die nächsten Wochen beschäftigen uns diese Sorgen und zeitweise müssen wir sogar über eine verfrühte Rückreise nachdenken.
Samstag 23.04.2021
Um 5 Uhr werden wir wieder von den lauten Geräuschen der Ballons geweckt. Als wir die Jalousien öffnen denke ich zunächst die Umrisse eines Berges im beginnenden Morgengrauen zu erkennen. Doch dann wird uns klar, dass sich da neben uns gerade ein Heißluftballon aufbläst. Nur wenige Meter von uns entfernt richten sich auf beiden Seiten des WoMos die Ballons auf. Als wir aussteigen sind wir umgeben von ihnen. Wir laufen nach oben zum Sunsetpoint und bestaunen den Sonnenaufgang umgeben von 60 oder 70 Ballons. Wir wissen nicht, wo wir hinschauen sollen, sind völlig fasziniert von diesem magischen Spektakel. Der Wind treibt die Ballons heute in die entgegengesetzte Richtung wie uns gestern.
Später fahren wir zum Campingplatz "Kaya Camping" oberhalb von Göreme. Es ist mal wieder Zeit für eine heiße Dusche. Der Kappadokienstaub ist wirklich überall zu finden. Auch unser WoMo bekommt mal eine ordentliche Reinigung und wenn wir schonmal dabei sind, waschen wir auch gleich Wäsche.
Wir nutzen die Zeit um den Blog fertig zu tippen und die Fotos zu sortieren.
Endlich mal wieder sauber fallen wir schon um 8 Uhr völlig müde in unser Bett.
Samstag 24.04.2021
Noch bis zum Nachmittag sind wir mit dem Hochladen des Blogs beschäftigt.
Dann treibt uns der Hunger hinunter nach Göreme. Die Restaurant haben aufgrund des Lockdowns die Stühle nach oben gestellt und bieten nur Take-away an. Doch bei dem Restaurant, in dem wir schon bei unserem letzten Besuch mit Gregor und Mimi gegessen haben, entdecken wir, dass die Stühle auf der Dachterrasse nicht hochgestellt sind. Und tatsächlich dürfen wir uns setzen. Allerdings nur ganz hinten, dort wo uns die Polizei nicht sehen kann ;)
Ganz spontan verabreden wir uns noch mit David (aus England), den wir in Kroatien kennengelernt haben. Auf Instagram hat er gesehen, dass wir auch in Kappadokien unterwegs sind. Doch viel Zeit bleibt uns nicht zum quatschen, denn wir sind für den Abend noch mit Tiphaine & Matthieu verabredet und spielen Lieferservice. Wir treffen sie an einem tollen Spot nur wenige 100 Meter von dem Campingplatz entfernt. Die Aussicht in alle Richtungen ist unbeschreiblich und wir verbringen einen tollen Abend gemeinsam unter Sternenhimmel.
Samstag 25.04.2021
Nachdem Kappadokien uns jetzt doch wieder 4 Tage in seinen Sog aus frühem Aufstehen (das Fauchen der Ballonflammen weckt uns wieder einmal) und dann den ganzen Tag zu müde zu sein, um weiter zu fahren, gezogen hat, schaffen wir heute endlich den Absprung, auch weil wir noch verabredet sind.
Nach ca. 3 Stunden in Richtung Westen erreichen wir den Meke Lake. Ein alter Vulkankegel, der in einer Vertiefung steht, in der sich einst ein See gebildet hatte. Heute ist von dem See nur noch eine riesige Salzschicht übrig. Schon von weitem sehen wir das WoMo von Gregor und Mimi in der bizarren Mondlandschaft stehen. Noch haben wir die Kappadokien-Müdigkeit nicht ganz abgelegt und verbringen einen ganz entspannten Nachmittag und Abend mit Cig-Köfte, meinem absoluten Lieblingsessen hier in der Türkei. Vielleicht auch, weil es das einzig vegane hier ist.
Samstag 26.04.2021
Am Vormittag besteigen wir den ca. 9000 Jahre alten Meke Vulkan. Wir laufen erst hinab in den ehemaligen See und überqueren die seltsam feucht-salzige Masse. Kreisförmig liegt sie einmal um den Vulkankegel in der Senke. Von hier aus geht es an den eigentlichen Aufstieg. Ganz schön steil und zudem rutscht uns das körnige Bimsgestein unter den Füßen weg, sodass wir nur schwer vorankommen. Etwas außer Puste kommen wir endlich oben an und blicken in den längst erloschenen Schlund. Eine unwirkliche Szenerie, in der man kein Leben erwarten würde. Doch nur ein paar Meter vor uns sitzt eine Schildkröte. Die wenigen kleinen Gräser und Blüten, die hier wachsen, scheinen ihr zum Überleben zu genügen. Noch ein Stück umranden wir den Krater, ehe wir uns wieder an den Abstieg machen.
Auf dem Weg aus der Senke heraus, kommt uns aus der Ferne ein kleines Kangal-Hundebaby entgegen gelaufen. Wir denken zunächst, dass es zu dem Schäfer gehört, der hier auf seinem Esel seine Tiere weiden lässt und durch die Landschaft streift. Doch die Herde ist sehr weit entfernt und als der Kleine näher kommt, erkennen wir, wie abgemagert er ist. Wir streicheln ihn kurz. Sofort legt er sich vor uns auf den Boden, ist sehr anhänglich und unterwürfig (sowie fast alle Straßenhunde hier in der Türkei). Als wir weitergehen wollen folgt er uns tapsig. Unser WoMo, in dem wir einen Sack voller Hundefutter haben, ist noch ein ganzes Stück entfernt. Völlig entkräftet tapst er uns immer weiter hinterher und hat große Mühe Schritt zu halten. Er wird immer langsamer, sodass wir ihn irgendwann tragen. Auf dem Arm fallen ihm immer wieder die Augen zu. Oben angekommen stürzt er sich zunächst auf das kleine Schälchen mit dem Wasser und trinkt direkt 4 Schalen hintereinander aus. Dann frisst er noch einen riesigen Berg Katzenfutter von Ela und schließlich auch noch etwas von dem Hundefutter. Und jetzt? Was machen wir mit diesem kleinen Wurm, der hier draußen wohl kaum eine Chance hat. Natürlich würden wir ihn am liebsten gleich mitnehmen, doch ist es gar nicht so einfach ihn aus der Türkei nach Deutschland zu bekommen. Zunächst müsste er wohl wochenlang in Quarantäne um dann ggf. einen EU-Pass bekommen zu können. Auch keine schöne Vorstellung, dass der Kleine seine prägenden Entwicklungsschritte in einem Zwinger verbringen muss…
Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein Journalist mit seinem Team auf. Sie wollen den Meke Lake schützen und auf ihn aufmerksam machen. Durch die intensive Bewässerung in dieser Region sinkt der Grundwasserspiegel immer weiter ab, wodurch der See ausgetrocknet ist. Etwas überrumpelt spielen wir mit. Geben Interviews, werden in verschiedenen Szenen fotografiert und gefilmt. Hoffentlich für eine gute Sache. Wir erklären den Männern die Situation mit dem Hund, den wir schon "Meke" getauft haben. Sie nehmen ihn mit und versprechen ihn in ein Tiershelter zu bringen. Leider springt er auf dem Weg dorthin von der Ladfläche, auf die sie ihn gesetzt hatten und ist verschwunden. Sie kommen nocheinmal mit den Menschen vom Tiershelter zurück und versprechen uns, dass sie ihn suchen werden. Oh je, wir hoffen wir haben die richtige Entscheidung getroffen und er ist bald in guten Händen…
Trotzdem heißt es jetzt aufbrechen, da wir den kleinen Hund auch nach einer Suche mit dem Fahrrad nicht wiederfinden. Noch ca. 1 Stunde fahren wir weiter bis Konya, wo wir auf einem kostenlosen Caravan-Parkplatz mit heißer Dusche und Toiletten die Nacht verbringen.
Am Abend erhalten wir die Nachricht, dass die Türkei in 2 Tagen (während des Ramadan) in einen noch härteren Lockdown gehen wird. Noch ist nicht klar, welche Regelungen für uns als Touristen gelten werden.
Samstag 27.04.2021
Am Morgen gibt es verschiedene Aussagen und in den verschiedenen Whatsapp-Traveler-Gruppen wird wild spekuliert. Da wir nicht wissen, welcher Info wir trauen können, gehen wir auf Nummer sicher und machen uns an die Planung. Wir sind uns alle einig, dass wenn auch wir in den Lockdown gehen müssen und uns nicht mehr bewegen dürfen, wir dann auf jeden Fall ein Plätzchen am Meer aufsuchen sollten. Da wir uns eventuell nur innerhalb von einer Provinz bewegen dürfen, suchen wir uns die wohl spannendste aus: Mugla an der Ägäis-Küste. Na dann aber los!
Nachdem wir unsere Handykarte noch schnell in Konya aufgeladen haben, bleibt keine Zeit mehr um die Stadt zu besichtigen. Als wir aus der Hochebene wieder hinab an die Küste Richtung Antalya fahren, empfängt uns der Duft von 1000 Citrusbäumen. Anschließend fahren wir im Schneckentempo durch Antalya und stehen im abgasgeschwängerten Verkehrsstau. Wir schaffen es heute nur bis Camyuva bei Kemer. Da wir hier vor ein paar Wochen schon einmal waren und es schon dunkel wird, steuern wir der Einfachheit halber wieder diesen uns bekannten Platz am Meer an.
Samstag 28.04.2021
Schon früh brechen wir auf und folgen der D-400 Richtung Süden. Wir fahren ab und folgen einer kleinen Straße, die sich herrlich schön zwischen Bergkämmen hindurch hinab zum Meer schlängelt. Um 9 Uhr morgens wirkt der Ort Cirali wie ein Hippiedorf. Alles ist herrlich bunt und alternativ zusammengewürfelt. Doch wir sind aus einem anderen Grund hier. Dem Mount Chimaera.
Wir wandern ca. eine halbe Stunde den Berg hinauf und erreichen ein ganz besonderes Naturschauspiel. Überall aus dem Fels züngeln Flammen. Gas tritt aus der Erde aus und entzündet sich an der Luft, sodass es aussieht, als würde der Berg brennen. Leider haben wir keinen Würstchen oder Marshmallows dabei ;)
Dann fahren wir wieder weiter auf der D-400. In Kumluca kaufen wir noch schnell etwas ein und fahren dann zu Mimi und Gregor nach Mavikent, der Treffpunkt für uns alle und für ein großes Wiedersehen. Die Mamatochs und die Runlelas kommen auch noch dazu, sowie 3 weitere französische Familien, wovon eine auch schon mit in Griechenland im Lockdown war und die anderen haben wir kurz mal in Kappadokien getroffen. 12 Erwachsenen und 11 Kinder hüpfen in der Wagenburg am Kiesstrand herum. Am Abend sitzen wir am Lagerfeuer unter Sternenhimmel und singen zur Gitarrenmusik. Wer die vier orangenen Couchsessel hier auf den Strand gebracht hat bleibt ungeklärt. Aber eine gute Sache ist es allemal!
Samstag 29.04.2021
Süßes Nichtstun im Gythion-Revival-Lockdown-Camp.
Um 19 Uhr beginnt offiziell der harte Lockdown. Wir merken hier erst einmal nichts davon.
Samstag 30.04.2021
30 Grad machen uns lethargisch. Das angenehm kühle Meer verschafft uns Linderung. Am Spätnachmittag unternimmt Gregor zusammen mit Mo & Mathieu einen Apnoe-Tauchgang in 5 Meter Tiefe - eine besondere Erfahrung - aber da unten ist es eiskalt! Am Abend liegen wir am Lagerfeuer und schauen Sternschnuppen.
Samstag 01.05.2021
Eigentlich wollten wir heute weiterfahren…
Doch die Hitze und vor allem die nette Gesellschaft hält uns auch heute noch hier fest. Wir schwimmen, schnorcheln, paddeln und am Lagerfeuer entdecken wir wieder mehrere Sternschnuppen.
Samstag 02.05.2021
Heute wollen wir aber auf jeden Fall weiter….
Doch als wir am Morgen erfahren, dass die Franzosen morgen sowieso alle aufbrechen, müssen wir nicht lange überlegen und bleiben auch heute noch hier. Am Abend sehen wir die größte Sternschnuppe unseres Lebens. Sie zieht sich einmal über das gesamte Firmament, bevor sie in mehrere weiter leuchtende Teile zerbricht.
Samstag 03.05.2021
Wir haben es geschafft und das bei 32 Grad. Wir brechen auf!
Nach dem Großeinkauf bei Migros, bei dem wir alle nocheinmal wieder treffen, fahren wir der D-400 folgend weiter Richtung Westen. Beim Einkauf entdecken wir "erschrocken" eine erste Folge des harten Lockdowns: der Kauf von Bier und Alkohol ist nicht mehr gestattet und die Regale sind mit Flatterband abgesperrt… Doch die pfiffigen Franzosen organisieren unterwegs 80 Bierdosen aus privater Quelle. Dann kann die geplante Geburtstagsfeier ja kommen…
Die Straße schlängelt sich an der felsigen Küste entlang. Nach ca. einer Stunde erreichen wir Myra. Die imposanten, in den Fels gehauenen Gräber und das Amphietheater besichtigen wir trotz Hitze gemeinsam mit Gregor, Mimi, Leo und Ivo (ab jetzt der Einfachheit halber nach deren Katze "Ela-Family" genannt). Im Eifer der Fotografierrerei stößt sich Sven noch geschwind an einem spitzen Schild. Autsch! Nachdem die Wunde mit einem Klammerpflaster versorgt ist, kann es weitergehen.
Jetzt aber schnell wieder ans Meer. Südlich von Demre treffen wir uns mit einer deutschen Familie wieder, die am Morgen ebenfalls aus Mavikent aufgebrochen war. Wir stehen direkt am feinen Sandstrand bei einem kleinen Restaurant, wo wir kurzer Hand Abendessen bestellen. Da der Lockdown nur Lieferservice erlaubt essen wir nur wenige Meter neben dem Restaurant in unserer Wagenburg an unseren eignen Tischen. Serviert bekommen wir alles trotzdem auf normalem Porzellangeschirr. Der Lockdown betrifft uns als Camper weiterhin nur gering. Zwar sind alle nicht lebensnotwendige Geschäft geschlossen, dafür die archäologischen Stätten und Sehenswürdigkeiten weiterhin geöffnet und bei den zahlreichen Polizeikontrollen werden wir mit unserem ausländischen Kennzeichen einfach durchgewunken. Etwas unfair fühlt sich das Ganze gegenüber den Türken (auch die türkischen Camper werden leider von der
Jandarma weggeschickt) schon an, doch wir sind froh, dass uns all diese Möglichkeiten erhalten bleiben.
Samstag 04.05.2021
Morgen hat Marc, einer der Franzosen, Geburtstag. Es gibt ein französisches Lied, das innerhalb der Gruppe immer wieder gesungen und getanzt wurde. Es war auf Platz 1 in den französischen Charts. "Chipolata" - "Lass mich dein dickes Würstchen sein.". In entsprechend lustigen Kostümen studieren wir eine Performance ein, die Christoph, der Deutsche aus dem anderen Camper, für uns filmt und zusammenschneidet. Dann basteln wir noch eine Kalabasse für Marc und schon ist auch dieser sehr produktive Tag vorüber. Am Abend grillen wir gemeinsam das Gemüse, das wir vom Restaurantbesitzer in rauen Mengen geschenkt bekommen haben und spielen Wikinger-Schach und Mölkky am Strand. Das Geschirr von allen wird diesmal von den 5 Kindern ganz alleine in einer großen "Fließband-Spülmaschine" gespült. Gut gemacht!
Neben all dem Frohsinn und Kurzweil tauchen auch immer wieder Gedanken über die Nahende Heimreise und das Ende des Sabbatjahres auf. Noch will ich darüber gar nicht nachdenken und wir alle können uns noch nicht vorstellen in ein normales durchgetaktetes Leben und den Corona-Alltag zurück zu kehren.
Samstag 05.05.2021
Nachdem wir der Geburtstagskalabasse noch den letzte Schliff gegeben haben, machen wir uns am Nachmittag auf den Weg. Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Partylocation. Kurz vor Kas führt ein kleines schmales Sträßchen immer weiter bergab. Nach weiteren 30 Minuten wird es nocheinmal richtig steil und mündet schließlich in einer von Bäumen gesäumten Bucht. Schon 7 französische Caravans stehen kreuz und quer auf dem Areal verteilt. Einige davon haben wir zuvor schon einmal getroffen, andere sind inzwischen echte Freunde geworden. Nachdem bei den Franzosen obligatorischen Aperol (nicht das Getränk, sondern das Ritual, vor dem Abendessen Knabbereien und Alkohol zu sich zu nehmen, was für uns Deutsche am Anfang neu war, an das wir uns aber inzwischen sehr gut gewöhnen konnten), startet die Party.
Alle überreichen Geschenke. Wir führen den Chipolata-Tanz auf, essen Kuchen, tanzen und schauen unser sehr witziges Video auf Marcs Beamer an. Eine gelungene Überraschung!
Samstag 06.05.2021
Ein scheiß Tag! Schlechte Stimmung und ein heftiger Streit, aus dem wir den ganzen Tag nicht mehr wirklich heraus finden.
Samstag 07.05.2021
Es ist Zeit weiter zu ziehen. Es fühlt sich immer sehr schön an Freunde zu treffen und Zeit gemeinsam zu verbringen. Doch 7 französische Familien (14 Erwachsene und 16 Kinder) sind uns auf Dauer dann doch etwas zu viel. Auch wir Beide sind uns gegenseitig noch etwas "zu viel"…und wir brauchen noch etwas Zeit & Ruhe…
So fahren wir den steilen Berg wieder hinauf und dann weiter nach Kas. Hier spürt man den harten Lockdown deutlich. Sehr schade, dass all die kleinen Läden und Restaurants geschlossen sind. Zwar ist der Ort sehr auf den Tourismus ausgelegt, doch hat er einen angenehmen Charme mit all den kleinen Gässchen.
Am Nachmittag folgen wir weiter der Küstenstraße bis Patara. Riesige Sanddünen prägen die gesamte Bucht. Wir parken oberhalb und blicken vom heißen Sand hinab auf das glitzernde Meer. Die Ela-Family ist auch schon da und obwohl wir hier eigentlich nicht übernachten wollten, da laut Park4Night die Jandarma regelmäßig vorbeikommt und alle weg schickt, bleiben wir und lassen es drauf ankommen. Zum Glück, denn so lernen wir noch Madelin und Jessy aus Kalifornien kennen. Sie sind seit September mit ihren Motorrädern von England aus unterwegs und wollen immer weiter Richtung Osten fahren, um irgendwann wieder zuhause in California anzukommen. Sie zelten versteckt im Pinienwald, nicht weit von uns und wir verbringen einen schönen Abend gemeinsam. Die Gespräche sind auf Anhieb tiefgründig und wir überspringen das uns inzwischen etwas langweilig gewordene "Woher kommst du und wohin gehst du?"-Reisende-Kennenlern-Geplänkel.
Samstag 08.05.2021
Eine ruhige Nacht ohne Jandarma und ein windiger Tag mit heftigen Sandstürmen in den Dünen und Wellengang im kalten Meer.
Samstag 09.05.2021
Am Morgen startet Mimi eine Müll-Aufräumaktion und wir alle helfen mit. Am Ende haben wir 6 große Müllsäcke voll Plastikmüll, Bierdosen und Flaschen eingesammelt. Leider gibt es hier vielerorts noch kein Bewusstsein, dass es sinnfrei ist, die schönen Ausflugsziele anzusteuern und dann den Picknickmüll einfach in die Natur zu schmeißen. Oft ist der Müll zwar in Tüten gesammelt, aber was bringt das, wenn die Tüte danach im Gebüsch oder unter Steinen versteckt wird?? Leider entdecken wir solche Plätze immer wieder in der Türkei du sind immer wieder schockiert über den Umgang mit der Natur und Umwelt.
Es dauert bis zum Nachmittag, bis wir uns von Jessy und Madelin verabschieden und weiter fahren.
Wir haben gerade erst den kleinen Schotterweg verlassen, als uns die Jandarma entgegen kommt. Da hatten wir wohl ein Riesenglück, dass wir hier 2 Nächte ungestört bleiben konnten. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir den Saklikent-Canyon. Zuerst führt uns ein Steg in die breite Felsenschlucht. Unter uns rauscht ein Fluss, der in der heiß vom Himmel brennenden Sonne türkis unter uns glitzert. Dann heißt es Badeschuhe anziehen. Die Schlucht wird immer enger und wir wandern im zum Teil hüfthohen Wasser. Auch heute ist es sehr heiß (30 Grad), sodass das kalte Wasser eine angenehme Abkühlung bringt. Ich bin völlig beeindruckt von der schmalen Schlucht (z.T. nur 1,5m breit), die das Wasser 300m tief in den Fels gewaschen hat. Die Felswände sind völlig glatt geschliffen. Riesige Felsbrocken, die einst herab gestürzt sind, haben sich an einigen Stellen in der Schlucht verkeilt, sodass wir heute darunter hindurchgehen können. Der Weg wird immer spannender und es lohnt sich absolut, bis zu dem kleinen Wasserfall weiter zu gehen. Laut Guides, die man am Eingang buchen kann, die man zu dieser Jahreszeit aber nicht unbedingt braucht, wird es nach dem Wasserfall zu gefährlich. Gregor, Sven und ich klettern mit vereinten Kräften trotzdem hinauf. Und tatsächlich wird der Grund immer felsiger und ist z.T. nur auf allen Vieren zu durchqueren. Die Schlucht wird noch enger und verwinkelter und ist einfach nur magisch. An manchen Stellen fällt ein wenig Sonnenlicht durch den schmalen Spalt. Auf den Fotos im Internet haben wir gesehen, dass sich vor Corona wirklich viele Menschen gleichzeitig durch die vordere Schlucht geschoben haben. Wir begegnen jetzt nur hin und wieder anderen Besuchern. Das ist mit Sicherheit das Beste am Reisen während Corona. Die Touristen Hotspots sind menschenleer. Der Saklikent-Canyon ist mein persönliches Highlight unserer bisherigen Türkeireise und eine absolute Empfehlung.
Am Abend trinken wir noch etwas in einem sehr chilligen Restaurant, umgeben von künstlichen Wasserbassins und frechen Gänsen. Auf bunten Kissen sitzen wir auf dem Boden und in Hängestühlen oder Hängematten über dem Wasser. Die frechen Gänse knabbern immer wieder von unten an den Hängematten und schnattern wild in der vergeblichen Hoffnung auch eine Pommes abzubekommen. Die Nacht verbringen wir auf dem baumgesäumten schattigen Parkplatz gleich nebenan.
Samstag 10.05.2021
30 Grad! Auf geht's zum angeblich schönsten Strand der Türkei. Ölüdeniz liegt ca. 1,5 Stunden weiter südlich. Wir durchqueren einen Ort, bei dem irgendjemand beschlossen haben muss, dass es eine gute Idee sei, alle Straßen gleichzeitig aufzureißen und den Ort zu einer einzigen Baustelle zu erklären. Der komplette Ort besteht aus Staub, Baggern und Sackgassen.
Ölüdeniz selbst besteht aus einem langen weißen Kiesstrand, einem kleinen Landzipfel, der in die Bucht hineinragt und einer daraus entstandenen Lagune. Von den schroffen Bergen der umgebenden Bucht kann, wer will, mit dem Paraglideschirm Alles von oben bestaunen.
4,50€ Parkgebühr machen uns schnell klar, wo wir hier gelandet sind. Nach einem Bad und einer kleinen Pause am Strand, spazieren wir zur Landzunge. Die Infrastruktur ist für tausende Besucher ausgelegt. Hunderte Liegestühle stehen dicht an dicht. Doch wir haben fast den gesamten Strand für uns alleine. Eine echt schick gemachte Strandbar lädt auf ein kühles Getränk ein, wobei wir bei den Basics wie Cola bleiben, da uns 8€ für einen alkoholfreien Cocktail wirklich zu viel sind. Ivo und Leo wollen noch Tretboot fahren und so lassen sich Mimi, Sven und ich von ihnen mit dem "Tretboottaxi" auf der anderen Seite der türkisblauen Lagune absetzen.
Ja, der Strand ist ganz schön und hat auch etwas Besonderes, so eingerahmt von Bergen und dem türkisblauen Wasser, doch hier wirklich unsere Zeit zu verbringen (da sind wir uns alle einig), dafür ist es uns viel zu touristisch.
Da es mal wieder Zeit zum Wäsche waschen wird, steuern wir einen Campingplatz in Kayaköy an. Der Jungle Camping bietet den angenehmen Kontrast zum Mittag. Alles ist wild uns bunt. Zwischen Gemüsebeeten stehen Tinyhouses und eine Gemeinschaftsküche. Überall hängen handgeschriebene Schilder und alles hat einen Hippiecharme. Hund, Katze und Hühner streunen über die Blumenwiesen. Hier fühlen wir uns sehr wohl! Und mal wieder freue ich mich so sehr über eine heiße Solardusche.
Samstag 11.05.2021
Sven & Gregor erkunden die Gegend mit dem Fahrrad, während Mimi und ich die Wäsche waschen. Der Rest des Tages besteht aus chillen und einem Grillabend mit Nils & Jana aus Augsburg. Für Katze Ela gibt es noch etwas Auffregung: sie wird von einer anderen Katze auf den höchsten Baum verfolgt…und die Gregor-Tierrettung muss mit Leiter und Auffangkiste anrücken.
Samstag 12.05.2021
Am Morgen bekomme ich endlich meine Tage.
Die anderen gehen nach dem Mittagessen los zur verlassenen Stadt. Das ursprünglich Kayaköy würde 1923 im Rahmen des griechisch-türkischen "Völkeraustauschen" verlassen. Die hier lebenden Griechen wurden von hier auf den Peleponnes "umgesiedelt". Die so entstandene Ruinenstadt (ca. 3000 Häuser und Kirchen) wurde mittlerweile als Touristenattraktion entdeckt. Ich lese und schlafe und merke, wie mir ein bisschen Zeit für mich sehr gut tut. Irgendwann laufe auch ich los zur Ruinenstadt. Da ich kein Geld dabei habe, schleiche ich mich über einen Trampelpfad am Wärterhäuschen vorbei in die Geisterstadt. Ich streife alleine durch die Ruinen und überall huschen Eidechsen in ihre Felsspalten. Von weiten erkenne ich eine menschliche Gestalt auf einem Hügel. Durch die tief stehende Sonne und das Gegenlicht erkenne ich nur eine Silhouette. Als ich näher komme winkt mir die Gestalt zu und ich erkenne Sven.
Zurück im Jungle Camp schauen wir zu, wir die Frauen Baklava für das morgige Zuckerfest (Ende des Fastenmonats Ramadan) herstellen. Sie schenken uns von dem leckeren Gebäck sowie selbstgemachte Krapfen und Brot.
Samstag 13.05.2021
Wir fahren weiter. Auch wenn wir hier auf diesem tollen Campingplatz noch Tage verbringen könnten, ist es an der Zeit weiter zu ziehen. Zum einen naht das Ende des Visums für die Ela-Family, zum Anderen besteht die letzte Möglichkeit unsere französischen Freunde noch einmal zu sehen.
Nach der Rettung einer Landschildkröte von der Straße, von denen es hier wirklich viele gibt, erreichen wir Fethiye. Ein kurzer Blick auf die Felsengräber genügt uns. Dann schnell noch zum Geldautomaten und einkaufen. Den Touristenort sehen wir aus dem Auto heraus und während des Lockdowns gibt es hier auch wirklich nicht viel zu entdecken.
Kurz darauf erreichen wir unser Ziel Göcek. Eine kleine Straße, später Schotterpiste, führt entlang der Küste weiter nach Süden. Gesäumt von einem herrlich grünen Mischwald stehen unsere französischen Freunde bereits in der kleinen Bucht. Überall ankern große Boote und Yachten. Die sieben WoMos stehen verstreut im Wäldchen direkt am Meer. Auch wir suchen uns ein Plätzchen etwas abseits gemeinsam mit Gregor und Mimi. Noch bis spät in die Nacht sitzen wir gemeinsam draußen.
Samstag 14.05.2021
Gestern Abend kamen einige auf die Idee am Morgen mit mir Yoga machen zu wollen. Doofer Weise wollten sie unbedingt eine Uhrzeit ausmachen. Als ich es aus dem Bett klettere ist es 8:22 Uhr. Der gestrige Abend war wirklich sehr lang, puh! Also bleiben noch 8 Minuten bis zum Yoga. Schnell noch Zähne putzen und dann geht es auch schon los.
Des Rest des Tages verbringen wir ganz entspannt, größtenteils in unseren Hängematten.
Samstag 15.05.2021
Jetzt heißt es aber wirklich Abschied nehmen. Bis auf die Runlelas (mit denen wir in Kapadokien Ballon gefahren sind), werden wir auf dieser Reise niemanden wieder treffen. Ganz schön traurig und es fließen auch einige Tränen. Zum einen natürlich, weil wir unsere französischen Freunde, mit denen wir so viel dieser besonderen Zeit verbracht haben, für unbestimmte Zeit nicht mehr wieder sehen werden, zum anderen aber auch, weil uns bewusst wird, dass das Ende dieser Reise immer näher rückt… Hupend verlassen wir den Platz, gesäumt von einer letzten Laolawelle unserer Freunde.
Mit der Ela-Family fahren wir weiter nach Dalyan. Zunächst hinunter an den wunderschönen Iztuzu Strand. Weißer feiner Sand bietet hier die optimalen Bedingungen für die Eiablage der Meeresschildkröten Caretta Caretta. Der Großteil des Strandes ist abgesperrt und nur ein schmaler Streifen direkt am Wasser darf von Menschen tagsüber genutzt werden. In der Nacht, wenn die Schildkröten an Land kommen, gehört er völlig ihnen und man darf sich auch nicht auf dem Parkplatz oberhalb aufhalten. Nach einem kurzen Päuschen und einem Bad im Meer spazieren wir zur Schildkröten-Auffangstation. In großen Bottichen dümpeln die großen Schildkröten vor sich hin. Die einen verletzt durch Schiffsschrauben, die anderen durch Fischernetze. Besonders schockieren mich die Schicksale derer, die Plastik gefressen haben. Hierdurch bildet sich Luft in ihrem Panzer, die nicht mehr entweichen kann. Die Schildkröten können dann nicht mehr richtig tauchen und somit nicht mehr auf Fischfang gehen oder hinab zum Seegras gelangen. Ein ganz schön trauriger Anblick.
Wir fahren weiter in den Ort Dalyan. Am Fluss parken wir und werden auch direkt von Murat angesprochen, ob wir nicht eine Bootstour machen wollen. Gerne, denn genau deswegen sind wir hier. Ca. 45 Minuten fahren wir den Fluss hinauf und tatsächlich taucht nur wenige Meter neben unserem Boot eine große Schildkröte auf. So viel zum Thema Verletzungen durch Schiffsschrauben. Plastik werfen wir zwar nie in die Natur, doch auf eine Bootsfahrt wollen wir auch nicht verzichten und schon sind auch wir wieder Teil des Problems. Als wir den schönen großen See erreichen, erkennen wir schon von weitem unser Ziel. Eine Thermalquelle und ein Schlammbad direkt am Ufer. Zuerst matschen wir uns von oben bis unten mit der stinkenden Pampe ein, was herrlich viel Spaß macht. Nachdem alles getrocknet ist, duschen wir uns ab und entspannen noch eine Weile im 40 Grad heißen Schwefelwasser. Endlich mal wieder Badewannenfeeling! Auf dem Rückweg legen wir noch einen Badestop im See ein und bestaunen noch vom Boot aus die Felsengräber (Kaunos). Katze Ela ist bei der gesamten Bootstour dabei und misstraut dem laut knatternden Gefährt etwas. Wieder zurück in Dalyan gibt es dann Take-away-Abendessen vom Chinesen.
Samstag 16.05.2021
Mit einer winzigen Fähre, auf die gerade so unsere beiden WoMos passen, setzen wir über den Fluss. Von hier aus schlängelt sich die Straße weiter am See Köycegiz Gölü entlang, wo wir noch einmal schnell ins Wasser hüpfen.
Dann geht es weiter nach Marmaris, die eigentlich eine Touristenstadt ist. Ein geschlossenen Rolltor reiht sich an das nächste und nur ganz vereinzelt läuft uns ein Tourist über den Weg. Die Altstadt schmiegt sich um den Hügel, auf dem sich die kleine Burg befindet. Kleine verwinkelte Gässchen werden von alten Steinhäusern gesäumt. Ein schöner Ortskern, durch den sich normalerweise Menschenmassen drängen. Die Open-air-Partymeile am Hafen ist weiterhin geschlossen… aber man kann erahnen: hier tanzt sonst der Bär! Jetzt erscheint Mamaris uns ganz schön so leer, doch freue ich mich auch so langsam wieder auf das Ende des Lockdowns morgen und auf Geschäftebummel und mehr Leben um einen herum.
Für die Nacht wurde uns ein ganz besonderer Platz empfohlen. Ca. 30 Minuten weiter auf die Resadiye-Halbinsel führt uns der Weg. In einer großen Bucht liegt eine kleine Insel, die durch einen schmalen Kiesschotterstreifen mit dem Land verbunden ist. Gerade so passen unsere zwei WoMos noch zu dem schon hier parkenden aus Tschechien. Dann ist der schmale Kiesstreifen auch schon voll. So rauscht auf beiden Seiten der Camper das Meer nur wenige Meter entfernt. Katze Ela ist auch ganz begeistert und geht wiederholt (leider erfolgreich) auf Agamenjagd.
Samstag 17.05.2021
Nachdem wir den Vormittag noch ganz entspannt mit Schnorcheln und in der Sonne dösen verbracht haben, brechen wir am Nachmittag auf. Ganz nicht so einfach, denn inzwischen parken auch noch 5 PKW auf dem schmalen Kiesstreifen. Wir müssen warten bis einer davon wieder weg fährt um ausreichend Platz zum Rangieren zu haben.
Die kurvenreiche Straße führt uns über die bergige Halbinsel mit tollen Aussichten auf das rechts und links unter uns liegende Meer. Kurvenreich geht es auch wieder bergab, bis wir Datca erreichen. Der heute endende Lockdown lässt die Menschen endlich wieder auf die Straße und in die geöffneten Geschäfte. Es ist viel los. Die Menschen wirken - nach 3 Wochen harten Lockdown - alle sehr fröhlich und an jeder Ecke wird geplaudert und gelacht. Wir lassen uns treiben und ich genieße den Bummel durch die kleinen Geschäfte. Als wir auf dem Rückweg an der Strandpromenade entlang spazieren und unsere Mägen knurren, stellen wir etwas enttäuscht fest, dass die Restaurant noch immer nur Lieferservice anbieten dürfen. Also holen wir uns nur einen Toast auf die Hand. Im Gespräch mit dem Restaurantbesitzer fragen wir noch nach der Fähre nach Bodrum. Von Körmen aus gibt es eine 2stündige Verbindung, die uns die 5stündige Fahrt über Land ersparen wird. Im Ticketbüro stellen wir schnell fest, dass der Kauf nicht ganz so einfach werden wird. Zuerst telefonieren wir mit Mimi, wegen der Länge von deren Caravan. Der Chef kommt noch dazu und die beiden sind sich nicht ganz sicher, ob die 2 Caravan tatsächlich noch auf die Fähre übermorgen passen werden. Auf Handy und Kamera suchen wir dann Fotos der Fahrzeuge heraus, die die Verkäuferin dann in einem Videotelefonat einer anderen Kollegin zeigt. Schließlich tippe ich noch mehrfach unsere Daten in den Computer ein (das System ist mehrmals abgestürzt…oder "Müde"?), bis wir nach fast einer Stunde endlich die Tickets in den Händen halten. Immerhin beschert uns Google-Translate wie so oft ein paar lustige Übersetzungen. ("Wenn die Kinder singen, wird es ein fröhliches Fest." oder "Ich bin müde von dir. Es tut mir leid.")
Inzwischen ist es 18:30 Uhr. Noch ca. 40 Minuten fahren wir bis nach Mesudiye, wo die Ela-Family schon auf einem kleinen Campingplatz direkt am Meer auf uns wartet. Hier darf das Restaurant geöffnet sein und so essen wir lecker zu Abend mit Blick auf das Meer.
Samstag 18.05.2021
Ein entspannter Tag. Wir schreiben Blog und baden im Meer. Am Nachmittag spiele ich ewig Canasta mit Mimi.
Samstag 19.05.2021
Den Vormittag verbringen wir ebenso entspannt, wie den gestrigen Tag.
Am frühen Nachmittag müssen wir aufbrechen, da heute die Fähre nach Bodrum ablegt. Der Großteil der kleinen Fähre ist so flach überdacht, dass wir mit unseren WoMos nicht darunter passen würden. Nur die letzten 10m des Schiffes bleiben für uns und es ist ganz schön eng. Auch muss die Laderampe offen bleiben. Vielleicht war der Ticketkauf auch deswegen nicht ganz so einfach…
2 Stunden später erreichen wir Bodrum. Sven, Mimi und ich schlendern noch 2 Stündchen durch die Abendstimmung. Viele Restaurant und ein paar nette Klamottenläden säumen die Uferpromenade. Gregor ist mit den Jungs schon zum Übernachtungsplatz weiter gefahren. Hier ist es zwar nicht sonderlich schön, aber er erfüllt seinen Zweck und wir haben eine ruhige Nacht.
Samstag 20.05.2021
Nach dem Frühstück ist es Zeit für eine Lagebesprechung. Gestern hat das WoMo von der Ela-Family Kühlwasser verloren. Deshalb wollen sie heute auf jeden Fall eine Werkstatt aufsuchen. Da auch wir unsere Bremsklötze überprüfen lassen wollen, steuern wir gemeinsam den nächsten Fiat-Händler an. Dort sind sie allerdings nicht ausgestattet, um den großen Camper der Ela-Family auf eine Hebebühne zu bekommen und bei uns könnten sie erst am Nachmittag nachschauen und erst in ein bis zwei Tagen etwas reparieren. Solange wollen wir nicht warten und steuern alle die nächste Iveco-Werkstatt an. Diesen Tipp hat uns Christoph gegeben. Zunächst sagen die Mechaniker, sie machen kein Fiat, doch schon kurz darauf werfen die Männer einen Blick auf unsere Bremsklötze: "Orta!"- "Mittel!". Also alles okay und wir können weiter fahren. Gregor und Mimi lassen einige Kleinigkeiten direkt reparieren.
In der Zwischenzeit fahren wir schon einmal vor zum Bafa Gölü. Das kleine Sträßchen, dass uns zum See bringt, führt durch authentisch landwirtschaftliches Gebiet. Die Menschen schauen interessiert und winken uns freundlich zu. Am Ende der Straße liegt ein schönes Plätzchen mit Blick auf eine Burgruine, die auf Felsen nur wenige Meter vom Ufer entfernt im Wasser liegt. Am Abend stößt die Ela-Family wieder dazu und wir grillen und machen Lagerfeuer.
Samstag 21.05.2021
Seit Tagen sind heute zum ersten Mal wieder Wolken am Himmel zu sehen…
Sven und ich dürfen uns Gregors SUP ausleihen und wir paddeln hinüber zur Burginsel. Zwischen den Ruinen sind wir ganz alleine, naja fast, eine kleine Herde weißer Ziegen mit ihren Zicklein schleicht neugierig um uns herum. Die Disteln wachsen höher, als ich groß bin und wir streunern zwischen den Ruinen umher.
Am Nachmittag geht unser großes Fliegengitter an der Schiebetür kaputt und wir sind zu dritt einige Stunden damit beschäftigt es zumindest halbwegs mit Sekundenkleber und Nähgarn zu reparieren.
Am Abend gesellt sich noch David aus Berlin zu uns. Er ist mit dem Fahrrad innerhalb von 2 Monaten 3800km bis hierher gefahren. Respekt!
Samstag 22.05.2021
Am Vormittag verabschieden wir uns noch von David und für den heutigen Tag auch von der Ela-Family und fahren ca. 1,5 Stunden weiter bis nach Kusadasi. Laut Google-Maps soll es hier in der Innenstadt, die antike Stätte "Aphrodisias" geben… Nachdem wir eine ganze Weile nach einem Parkplatz gesucht haben, spazieren wir los. Am Zielpunkt - laut Google-Maps - angekommen, blicken wir allerdings nur auf einen Park und Häuser. Noch eine Weile tigern wir an der Uferpromenade und in den umliegenden Straßen umher. Da heute Samstag ist und anscheinend am Wochenende immer noch die Ausgangssperre gilt, haben fast alle Geschäfte geschlossen und die Straßen sind leer gefegt. Eine Reiseagentur hat geöffnet und wir fragen nach der antiken Stätte. Der geschäftstüchtige Mann erklärt uns, dass sich Aphrodisias ca. 90km von hier in Richtung Pamukkale befindet. Na dann hätten wir wohl noch lange suchen können…
Auf dem Rückweg esse ich noch ein zweites Dürüm Cig Köfte, als wir von Zafer angesprochen werden. Er lebt in Mannheim, ist aber regelmäßig für ein paar Monate hier in seiner Heimat. Noch eine ganze Weile sitzen wir gemeinsam am Straßenrand, trinken Tee und quatschen. Wenn wir wieder einmal in Mannheim sind werden wir die Shischabar seiner Söhne besuchen. "Schwöre!"
Danach machen wir uns auf den Weg zum Pamucak Strand. Auf dem etwas heruntergekommenen Dereli Campingplatz treffen wir uns wieder mit der Ela-Family. Der Sandstrand ist schön und Leo, Ivo und ich bauen Burgen und machen eine Schlammschlacht. Am Abend spiele wir Karten, während die Wäsche trocknet und die Star-Link-Satelittenkette am Himmel vorbei zieht.
Samstag 23.05.2021
Während die Ela Family nach dem Frühstück an den Strand geht, bereiten wir eine Schnitzeljagd vor. Da wir Erwachsenen uns gerne die antike Stadt Ephesus ansehen möchten, brauchen wir einen kleine Trick, um auch die Kinder dorthin zu bewegen. Eine Botschaft am WoMo und zahlreiche Buchstabenzettel auf dem ca. 8km langen Radweg dorthin, sollen sie motivieren. "Hilfe! Wir wunden entführt. Findet uns und schnappt euch den Schatz!"
Mit den Fahrrädern geht es also ganz eben immer an einer großen Bundesstraße entlang, die heute während der Ausgangssperre zum Glück wenig befahren ist. Die Sonne brennt heiß vom Himmel und bei 31 Grad "alte Steine" anzugucken ist zugegebener Maßen etwas anstrengend. Doch Leo und Ivo finden uns schließlich in unserem Versteck und natürlich auch den Schatz! Ephesus ist wirklich beeindruckend groß. Wir laufen auf einer säulengesäumten Prachtstraße vorbei an Grundrissen von Häuser, Fassaden alter Tempel und Brunnen und natürlich dem Wahrzeichen, der Bibliothek. Leider müssen wir zugeben, dass wir inzwischen etwas guckmüde geworden sind. Wir alle haben den Eindruck, so voller Erlebnisse und verschiedener Orte zu sein, dass wir nicht mehr ganz so aufnahmefähig für Neues sind. Aber so menschenleer wird Ephesus wohl bald nicht mehr sein also wird brav weitergeguckt…
Nach dem Mittagessen radeln wir mit starkem Gegenwind wieder zurück zum Campingplatz Dereli. Durch den Wind bilden sich jetzt am flachen Stand herrliche Wellen. Gregor holt sein SUP vom Dach und auch wir dürfen damit surfen. Und tatsächlich klappt es noch ganz gut und unsere Surfstunden aus dem letzten Portugalurlaub haben etwas gebracht. Es macht riesigen Spaß und wir surfen fast bis die Sonne untergeht und wir uns alle den Bauch wund gescheuert haben.
Samstag 24.05.2021
Ein entspannter Tag zwischen Strand und WoMo. Der letzte Abend gemeinsam mit der Ela-Family wird gebührend gefeiert und wir essen sehr lecker im Restaurant direkt am Strand mit Blick auf die untergehende Sonne.
Samstag 25.05.2021
Nach dem Frühstück heißt es Abschied nehmen. Die Ela-Family muss in ein paar Tagen die Türkei verlassen, da ihr 90-Tage-Visum abläuft. Uns bleibt noch etwas mehr Zeit und so trennen sich unsere Wege. Aber nur vorläufig, denn das Wiedersehen in Nord Mazedonien oder Albanien ist schon ausgemacht. Nach 2,5 Monaten, die wir fast ununterbrochen gemeinsam verbracht haben, ist es jetzt doch ein seltsamer Moment.
Wir sind sehr froh, dass wir euch kennenlernen durften und wir diese besondere Zeit miteinander teilen konnten. Ihr seid uns sehr ans Herz gewachsen und ein Teil der Familie geworden. Memnum oldum! Dankeschön!
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