Endlich wieder los! Mit dem Wohnmobil in die Türkei.
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Samstag 09.03.2021
Endlich geht es wieder los! Nachdem sich die Reise durch Kuba mit dem Rucksack doch etwas komplizierter gestaltet hatte, als erwartet, war für uns die Entscheidung schnell getroffen, dass wir wieder mit dem WoMo losziehen werden.
Gegen 10 Uhr starten wir von Zuhause und fahren zunächst einmal ca. 4 1/2 Stunden bis nach Rosenheim bei München. Freunde von uns, die ebenfalls in die Türkei gefahren sind, haben uns den Tipp gegeben, dass man hier einen kostenlosen PCR-Test machen kann. Bei Einreise in die Türkei werden wir ein negatives Ergebnis, nicht älter als 72 Stunden brauchen. Wir sind schon eine Stunde vor unserem vereinbarten Termin da und dürfen sofort in das Testzelt. Zum ersten Mal machen auch wir die unangenehme Erfahrung, wie tief man so ein Wattestäbchen tatsächlich in die Nase stecken kann. Bayrische Gründlichkeit! Das war bei unseren letzten 3 PCR-Tests nie so. Doch was solls. Den ganzen Tag über bleibt uns das seltsame Gefühl im Nasen-Rachenraum erhalten…
Wir fahren kurz darauf über die Grenze nach Österreich. Kurz werden wir gefragt wohin wir fahren und als wir "Transit" und "Türkei" sagen, ist alles kein Problem und wir werden durchgewunken. Da es hier kein Zeitlimit für den Transit gibt, verbringen wir kurz nach Villach unsere erste Nacht noch in Österreich bei unter 5 Grad innerhalb des WoMos. Wir halten die Nacht durch, ohne die Heizung anzuwerfen. Morgens sind die Scheiben von Innen gefroren.
Samstag 10.03.2021
Am Morgen brechen wir schon um 5:30 Uhr auf. Heute gilt es Strecke zu machen. Auch freuen wir uns über die wärmende Autoheizung.
Zuerst durch Slowenien (offiziell maximal 6 Stunden Zeit für Transit, Realität: hat niemanden interessiert)
Dann durch Kroatien (offiziell maximal 12 Stunden für Transit, Realität: unsere Pässe wurden bei Ein- und Ausreise gescannt, aber keine weiteren Fragen). Während der Fahrt erreicht uns eine SMS mit den Ergebnissen unserer PCR-Tests. Ganz gespannt geben wir die Passwörter ein, um die Dokumente zu öffnen und sind sehr erleichtert, als bei uns beiden "negativ" geschrieben steht.
Weiter durch Serbien (offiziell maximal 12 Stunden für Transit, Realität: nur normale Kontrollen, weil nicht EU)
Und schließlich Bulgarien (offiziell Transit ohne Stopp, Realität: keine Kontrollen bezüglich Corona, nur Kontrolle, ob Personen im Fahrzeug versteckt sind, da wieder EU).
Direkt nach der Grenze beginnt in Bulgarien eine Schotterpiste, eine kleine Landstraße, die völlig kaputt ist und zum Teil aus Kopfsteinpflaster besteht. Außerdem will es einfach nicht aufhören zu schneien und ein bisschen mulmig ist uns schon, als wir durch die völlig verschneite Berglandschaft zuckeln, als die Dunkelheit hereinbricht. Jetzt bloß nicht liegen bleiben! Der hell erleuchtete Parkplatz einer 24 Stunden geöffneten Tankstelle dient uns als sicherer Übernachtungsplatz in diesem Schneetreiben.
Samstag 11.03.2021
Als wir aufwachen schneit es nicht mehr und wir mach uns wieder gegen 6 Uhr auf den Weg. Kurz darauf beginnt es allerdings schon wieder zu schneien. Der Schnee begleitet uns bis kurz vor die türkische Grenze. Als wir auf diese sechste Grenze innerhalb der letzten 48 Stunden zusteuern, haben wir gemischte Gefühle im Bauch, wir freuen uns es endlich geschafft zu haben, sind aber etwas aufgeregt wegen den Formalitäten und richtig platt vom Nonstop-Fahren.
Grenzübertritt Türkei: Noch nie bin ich bei der Einreise in ein Land zu so vielen Grenzhäuschen hintereinander gefahren:
Häuschen: Desinfektion des Autos von außen
Häuschen: Desinfektion bezahlen (3€)
Häuschen: Nachweis des PCR-Tests
Häuschen: Passkontrolle
Häuschen: Interview-Fragebogen zu Aufenthaltsorten etc. bezüglich Corona
Häuschen: Zoll
Häuschen: Kontrolle WoMo Innenraum
Häuschen: Erneute Passkontrolle (nur von Monique, weil Fahrzeughalter)
Erst nach der Grenze, als wir vor einer Moschee parken, realisieren wir es: Wir haben es geschafft! Wir sind in der TÜRKEI !!!
Noch ca. 2 Stunden fahren wir weiter durch die hügelige Landschaft Richtung Süden, bis wir ganz spontan ein Plätzchen am Meer für die Nacht entdecken. Es ist kalt (ca. 5 Grad) und der Wind pfeift. Schnell machen wir uns noch etwas zu essen und merken erst jetzt, wie müde wir doch sind. Nach einem Mittagsschläfchen lassen wir den Tag mit Blick auf die untergehende Sonne über dem Meer ausklingen.
Samstag 12.03.2021
Nach einer sehr erholsamen Nacht, weckt uns zum ersten Mal der Ruf des Muezzin und ein roter Sonnenaufgang. Entspannt verbringen wir den Morgen mit frühstücken, Straßenhunde füttern und streicheln und freuen uns über die freundlich winkenden Dorfbewohner, die hier am Morgen vorbeikommen und zum Teil mit den kleinen Fischerbooten hinausfahren. Wir genießen die wärmende Sonne und die entspannte Stimmung.
Noch am Vormittag brechen wir auf und zuckeln ganz entspannt weiter Richtung Süden. Wir befinden uns auf der Gelibolu-Landzunge und folgen der Straße entlang der Meerenge, die Europa von Asien trennt. Die vierspurige Straße, die uns von der Grenze bis hierher geführt hat, hat endlich ein Ende und wird zu einer zweispurigen, die sich herrlich schön durch die grünen Hügel schlängelt. In Eceabat decken wir uns noch mit etwas Gemüse ein und halten kurz darauf an einer kleinen Burganlage, die sogar geöffnet hat. Wir spazieren darin herum und ich lasse mir alles von einem Audioguide erklären. Einst überwachte die Burganlage die Meerenge der Dardanellen zum Schutz von Istanbul.
Im Anschluss sitzen wir in einem Cafe oberhalb der Burg, schlürfen türkischen Chai, nutzen das W-Lan, um allen in der Heimat Bescheid zu geben, dass wir gut angekommen sind und genießen die Sonne und die grandiose Aussicht. Restaurants und Cafes haben hier in der Türkei derzeit geöffnet und man kann ohne jegliche Auflagen oder Kontrollen einfach Platz nehmen. Ein schönes Gefühl von Normalität. In der Meerenge schieben sich gigantische Frachter an kleinen Fischerbooten vorbei und im Hintergrund lockt Canakkale von der asiatischen Seite der Türkei. Doch noch muss dieser Teil etwas auf uns warten, denn wir folgen dem schmalen Sträßchen weiter und fahren in den Gallipoli-Nationalpark. Viel Natur und zahlreiche Gedenktafeln, die an die 1915 hier stattgefundene Schlacht zwischen den Allierten und den Türken erinnern, ziehen an uns vorbei. Im Nationalpark finden wir ein herrliches Plätzchen direkt am Meer.
Nachdem wir gekocht und gegessen haben, verschwinden die letzten Ausflügler um uns herum und wir haben den tollen Sonnenuntergang über dem Meer und der in der Ferne liegenden Insel ganz für uns alleine. Nur ein paar liebe Straßenhunde leisten uns über die Nacht Gesellschaft.
Samstag 13.03.2021
Zum Frühstück bekommen auch diese etwas von uns ab (der Schwarzwälderschinken ist zwar nicht halal, hat ihnen aber trotzdem geschmeckt). Heute ist es endlich warm genug für eine Runde Yoga am Strand. Neben uns steht ein "Wünschebaum": Im Herbst haben viele Menschen eine Schnur daran geknotet, in der Hoffnung, dass, wenn der Baum dann im Frühling zum Leben erwacht, ihr daran geknüpfter Wunsch in Erfüllung geht…Inschallah! So Gott will!
Der weitere Weg führt uns auf einem kleinen Sträßchen steil nach oben durch den geschichtsträchtigen Nationalpark. Tek Yön! Einbahnstraße! Der Wegesrand ist gesäumt von Denkmälern und Erinnerungstafeln. Hier wird Patriotismus groß geschrieben. Ganz oben angekommen haben wir einen tollen Blick auf die umliegende Natur und die Küste und es ist schwer vorstellbar, welch grausame Schlachten hier stattgefunden haben. Die neuseeländischen Soldaten überrannten die Schützengräben der Türken im Schutz der Dunkelheit und eroberten so den strategisch wichtigen Berg. Doch schon kurz darauf konnten die Türken unter der Führung von Kemal Mustafa Atatürk (dem "Vater aller Türken") das Gebiet zurückerobern.
Wir fahren weiter in einem Bogen wieder nach Eceabat, wo wir uns mit leckeren türkischen Backwaren eindecken (Börek & Simit = Sesamring) und im Anschluss mit der Fähre nach Asien übersetzen. Die Großstadt Canakkale empfängt uns mit quirlig buntem Treiben und zahlreichen Läden, die alle geöffnet haben. Da aber meine Tage mal wieder vor der Tür stehen und ich heute einen kleinen Depri-Hänger habe, ist mir so gar nicht nach Trubel und so fahren wir weiter nach Troja.
In der sagenumwobenen Stadt, die eigentlich nur ein winziges Dorf inmitten von Landwirtschaft ist, besichtigen wir die Ausgrabungsstätte. Das große begehbare trojanische Holzpferd, hat leider coronabedingt geschlossen. Auf einem Hügel befinden sich die Ruinen von 8 übereinander liegenden Städten, die bis in die Bronzezeit zurückreichen. Die ehemaligen Lehmbauten wurden zu Zeiten der Griechen und Römer dann von Stein- und Mamorbauwerken überbaut. Auf dem Gelände liegen noch viele weitere unerschlossene Bauwerke vergraben. Da sich die Behörden der unterschiedlichen Länder aber nicht einig über die Zuständigkeit sind, werden diese dort wohl auch noch eine Weile schlummern. An einigen Stellen sind die unterschiedlichen Baustile noch sehr gut erkennbar und inzwischen nutzen zahlreiche Bienen die Lehmwände als antikes Insektenhotel und auch die großen grauen Eichhörnchen fühlen sich in den antiken Steinwänden und Schlupfwinkeln heute sehr wohl.
Am Abend fahren wir noch weiter Richtung Süden ans Meer. Die Straße schlängelt sich durch Olivenhaine und überall sieht man Schäfer*innen mit ihren Ziegen und Schafen durch die Landschaft streichen. Unverhofft stehen wir in Geyikli direkt auf dem Betonsteg des alten Fähranlegers. Wir kommen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang und werden wie so oft auf deutsch angesprochen. Viele der Türken leben in Deutschland und sind gerade zum Urlaub in der Heimat, andere verbringen ihre Rente wieder hier.
Samstag 14.03.2021
Ich bekomme meine Tag und dementsprechend geht es mir nicht sonderlich gut. Im Reiseführer suchen wir nach einem Campingplatz, doch der einzige, der angeblich ganzjährig geöffnet hat, liegt ca. 3 Stunden entfernt in Bergama. Hier befindet sich noch alles im Winterschlaf. Ein Nachteil, wenn man außerhalb der Saison unterwegs ist. Das heißt also fahren und ich bin dankbar, dass Sven die ganze Strecke übernimmt. Aber als wir die vierspurige Straße vor dem Campingplatz entlangrollen wird uns schnell klar, dass auch dieser geschlossen hat! Meine Stimmung ist am Boden. Wir sollten uns dringend eine türkische Internetkarte zulegen, anstatt in Corona-Zeiten auf unseren 9 Jahre alten Reiseführer zu vertrauen …
Da wir aber schonmal hier sind, fahren wir noch weiter Richtung Stadtmitte. Die Straßen wirken ausgestorben und leergefegt, gilt für die Türken am Sonntag doch eine ganztägige Ausgangssperre (nicht aber für uns Touristen). Wir können erahnen, wie hier in den sympathisch wirkenden Gässchen eigentlich das Leben sprudelt. Wir halten in der Altstadt von Bergama kurz hinter dem "Roten Haus" (die Ruine einer sehr alte Basilika) auf einem großen Schotterparkplatz, um unseren weiteren Plan zu besprechen. Da rollt neben uns ein Camper aus Spanien heran und so lernen wir Quim und Anna aus Barcelona kennen (Instagram: taritagyt). Wir beschließen kurzer Hand die Nacht hier zu verbringen und sitzen so am Abend gemeinsam draußen, trinken Tee und unterhalten uns lange über die katalanische Unabhängigkeitsbewegung und andere Themen.
So wurde, wie so oft beim Reisen, aus einem nervigen Tag, an dem alles schief zu laufen schien, doch noch ein sehr schöner Tag.
Samstag 15.03.2021
Wie fast jeden Morgen werden wir von den Gebetsrufen geweckt, diesmal von gleich mehreren gleichzeitig, die sich herrlich vermischen und eine wunderbar fremdartige Geräuschkulisse erzeugen. Später schlendern wir durch die Gassen von Bergama. In einem Handyladen versuchen wir uns eine türkische SIM-Karte zu kaufen. Hierfür brauchen sie unseren Pass und wollen den Namen meiner Eltern wissen. Allem Aufwand zum trotz funktioniert es nicht und es scheint, als wären wir noch nicht im türkischen System erfasst. Prinzipiell wird hier jede Straßenecke videoüberwacht und die Behörden können immer nachvollziehen, wo man sich gerade befindet. Beim Ein- und Herausfahren in die Stadt wird ebenfalls das Nummernschild des Fahrzeugs erfasst. Trotzdem gibt es heute keine Internetkarte für uns. Wir schicken meinem Papa, der heute Geburtstag hat, schnell noch eine Videobotschaft über das W-Lan im Handyladen.
Am Mittag ziehen wir weiter und legen noch einen Stopp beim Bazar etwas außerhalb der Stadt ein. Neben Kleidung, Gewürzen, Wurst und Käse, wird hier vor allem frisches Obst und Gemüse angeboten. Für ein paar wenige türkische Lira decken wir uns ein und fahren anschließend weiter Richtung Meer. Auf einer schmalen Straße tuckern wir durch die hügelige Landschaft. Wir fahren durch kleine Dörfer mit schmalen Gassen, entdecken kleine Buchten, deren Zufahrten uns dann aber doch zu abenteuerlich werden, so dass wir wieder umkehren und landen schließlich in dem kleinen Ort Denizköy in einer schönen Bucht.
Die zahlreichen Ferienhäuser, die in den Hang hinein gebaut wurden und die Restaurants an der Strandpromenade Zeugen vom Tourismus, der hier im Sommer stattfinden muss. Doch aktuell hat fast alles geschlossen Und wirkt wie in einem tiefen Winterschlaf. Wir haben grade in erster Reihe eingeparkt, mit Blick auf die tosenden Wellen und windgebeutelten Palmen, als es beginnt zu regnen. Doch schon kurz darauf kommt noch einmal die Sonne heraus und wir spazieren durch die Geisterstadt. Außer ein paar Katzen, die es sich in einer ausgeräumten Kühltheke bequem gemacht haben gibt es hier nicht viel zu entdecken. Doch wir fühlen uns sicher und genießen die entspannte Stimmung... bis … ja bis es in der Nacht heftig beginnt zu gewittern und zu stürmen und der Hagel so laut auf unser Dach prasselt dass wir uns zeitweise fragen, ob unsere Dachfenster und das Solarpanel wohl heile bleiben…
Samstag 16.03.2021
Am Morgen scheint das Gröbste vorüber (überall liegen murmelgroße Hagelkörner) und als der Regen mal wieder eine kurze Pause macht, gehen wir ein paar Schritte zu einer nahe gelegenen Bäckerei mit ein paar Tischen darin. Wir bestellen einen Chai und einige gefüllte Backwaren und dürfen das WLAN benutzen. Extra für uns wird ein Heizstrahler aufgestellt. Die Bäckerin freut sich sichtlich über die überraschend aufgetauchten Touristen.
Die Onlinesuche nach einem geöffneten Campingplatz in der Nähe ist leider vergebens. Weiter im Süden haben wohl einige das ganze Jahr über geöffnet, Doch hier machen die ersten frühestens im April wieder auf. Vor der Bäckerei liegt ein Wasserschlauch und so fragen wir kurzerhand ob wir hier unseren Tank befüllen dürfen. Die letzte Woche haben wir lediglich Wasser aus Kanistern genutzt, da die Temperaturen bei Abfahrt in Deutschland unter +4 Grad Celsius lagen und somit unser Frostschutz sich zwischen geschaltet hat und uns kein Wasser auffüllen ließ. Die ältere Frau und ihr Sohn in der Bäckerei sind ganz fasziniert als Sven mit dem Womo vorfährt, um den Wassertank zu befüllen. Neugierig werfen sie einen Blick hinein. „Cok güzel!“ – „Wie schön!“, sagen sie immer wieder und sind ganz beeindruckt. Die Frau sieht unsere Thermoskanne und will uns unbedingt noch etwas heißen Tee mitgeben. Kurz darauf kommt sie noch mit einer Seife für uns raus gelaufen und dann schenkt sie uns auch noch ein Brot. Das ist wahre Gastfreundschaft. Als Sven ihr zum dank einen Turnbeutel für ihre Enkelkinder schenkt, drückt sie diesen immer wieder an ihre Brust und wir sind sehr gerührt, als sie uns zum Abschied Luftküsse zuwirft.
Die schmale Straße führt uns weiter bis nach Candarli. Als wir endlich unsere Hände mal wieder aus dem Wasserhahn waschen wollen, fällt uns auf, dass das Licht rot blinkt, welches anzeigt, dass der Abwassertank voll ist. Wir öffnen den Hahn, um es abzulassen, doch nichts passiert. Unter dem Auto entdeckt Sven einen roten Deckel, mit dem sich der Tank von unten öffnen lässt. Wir fahren mit einem Rad auf den Bordstein, Um etwas mehr Platz unter dem Auto zu haben und kurzerhand liegt Sven auch schon darunter auf dem vom Regen nassen Asphalt in einer Pfütze. Als er den Deckel aufdreht passiert jedoch nichts und der Tank scheint leer zu sein. Plötzlich hat auch das rote Licht aufgehört zu blinken. Seltsam. Wir werden es beobachten.
Noch kurz spazieren wir im Örtchen herum, dass sich auf einer Landzunge erstreckt und werfen einen kurzen Blick auf die hübsche kleine Burg. Schon fahren wir wieder weiter, immer begleitet von Sonne und Regen im Wechsel. Durch Yenifoca wollten wir eigentlich nur durchfahren, doch sind wir so angetan von den quirligen kleinen Gässchen und den hübschen alten Steinhäusern (bis zur Umsiedlung ehemals von Griechen bewohnt), dass wir unser Nachtlager am Fischerhafen aufschlagen. Die Fischer geben uns ihr "tamam!" -"okay!", dass wir hier übernachten dürfen. Wir streunern noch durch die Gassen und staunen über die zahlreichen Fischlokale entlang der Promenade (noch ist aber fast nichts los), für Sven gibt es noch einen ersten türkischen Döner auf die Hand, ehe wir es uns in unserem Womo gemütlich machen.
Samstag 17.03.2021
Am Morgen starten wir einen erneuten Versuch in einem Telefonkartenshop, an eine türkische Simkarte zu kommen. Doch die Frau erklärt uns, dass wir bei „Turkcell“ als Ausländer keine Karte bekommen können und zu einem anderen Anbieter müssen.
So verlassen wir Yenifoca und die freundlichen Fischer im Hafen. Im nächsten Ort Foca ist ganz schön viel los und in der Fußgängerzone ein Geschäft neben dem anderen.
Wir entdecken einen Vodafoneladen und versuchen unser Glück erneut. Und tatsächlich bekommen wir hier eine internetfähige Simkarte. Wir zahlen zwar fast das Doppelte, wie beim nationalen Anbieter, dafür aber ganz ohne Passkontrolle und es gibt satte 20GB für umgerechnet 20€. Foca ist auf Tourismus ausgelegt und wir fragen uns, wie voll es hier wohl innerhalb der Saison sein muss, wenn jetzt schon alles wuselt. Wir essen eine Kleinigkeit am Straßenrand und später noch einen gigantisch leckeren Schoko-Nuss-Kuchen in einem der zahllosen Restaurants am Hafen. Der Wind weht noch eisig kalt übers Meer, doch heute guckt die Sonne häufig raus und so lässt es sich auch draußen schon ganz gut sitzen.
Am Nachmittag erreichen wir unser Tagesziel Izmir. Die 3.000.000 Stadt liegt in einer riesigen Bucht und überzieht mit unzähligen Hochhäusern die gesamte Landschaft wie ein Teppich. Auf den Stadtautobahnen gilt hier als maximale Geschwindigkeit 82 km/h ;) Kein Witz! Nach ewigem Stop & go erreichen wir den Parkplatz am Fähranleger. Zwar nicht wirklich schön, dafür aber super zentral. Schon nach ein paar Schritten stolpern wir am Wahrzeichen dem Uhrenturm vorbei und verschwinden im Anschluss im Labyrinth aus Gassen des zentralen Basars. Ein kleines Geschäft klebt neben dem anderen und alle sind so vollgestopft, dass man überhaupt nicht weiß, wo man zuerst hingucken soll. Die kleinen Straßen und Viertel sind nach Branchen sortiert. Besonders zahlreich erscheinen uns die Geschäfte mit Brautmode und schicken Kleidern. Nebenan gibt es schmucke Uniformen für die Knaben zum Beschneidungsfest… oder doch lieber ein paar lebende medizinische Blutegel in der Plastikflasche? Mir gefallen die Gewürzgeschäfte am Besten, in denen sich unzählige Glasgefäße mit Kräutern und bunten Pülverchen in allen Farben bis unters Dach stapeln und vor dem Geschäft weitere Zutaten in Bergen aufgeschichtet in großen Schüsseln auf Käufer warten. Wir könnten noch Stunden durch die Gässchen spazieren, doch aufgrund der nächtlichen Ausgangssperre schließen die Läden nach und nach. Vom Fährableger aus Betrachten wir noch den Sonnenuntergang und spazieren anschließen noch an der Hafenpromenade entlang, wo wir einen hübschen Blick auf das Lichtermeer der Stadt haben.
Samstag 18.03.2021
Mal wieder startet der Tag mit Regen und es ist kalt. Da es heute allerdings nicht aufhören will zu regnen, verbringen wir den Vormittag im Womo. Schon seit ein paar Tagen haben wir immer wieder einen Gedanken: Sollten wir nicht doch erst in den Süden der Türkei fahren, wo es schon ein paar Grad wärmer ist und vor allem beständiger? In den letzten Tagen haben wir den Gedanken jedoch immer wieder verworfen, da die Sonne doch regelmäßig rauskam und wir weiter entlang der Küste ostwärts fahren wollten… Doch heute reicht es uns endlich mit "nasskalt" und so packen wir kurzerhand alles ein und machen uns fahrbereit. Zeit für Plan B! Den restlichen Teil der Aigais-Küste werden wir uns später anschauen.
Die Straße führt uns von der Küste ins Landesinnere. Wir fahren zuerst durch eine wunderschöne Landschaft mit blühenden Mandelbäumen entlang der endlosen Weiten des Hochplateaus. Dann geht es noch weiter hinauf: in den Bergen liegt der Schnee noch bis zum Straßenrand und auf über 1.500 Metern sind es grade einmal vier Grad Celsius! Hoffentlich bemerkt unser eingebauter Gefrierschutz davon nichts, sonst würden wir wieder auslaufen und unsere Frischwasserreserve verlieren… Wir fahren also stetig weiter, sodass das Auto im Inneren warm genug bleibt. Kurz oberhalb von Antalya schlängelt sich die Straße schließlich mit viel Gefälle wieder hinab zum Meer. Eben noch Winterlandschaft, jetzt wieder Palmen, Sonne und Meer.
Nach Zirka 8 Stunden Fahrt erreichen wir unser Ziel, naja fast. Gregor und Mimi , Freunde die wir in Griechenland im Lockdown kennengelernt haben, haben uns bereits in Izmir ihren Standort geschickt. Gemeinsam mit den Franzosen, ebenfalls aus dem Lockdown in Gythion bekannt, stehen sie in einer kleinen Bucht südlich Kemer. Es ist schon dunkel, als wir in die Zufahrtsstraße zu den Koordinaten einbiegen… Zunächst ist der Schotterweg durch den Wald noch relativ gut befahrbar, doch dann steht Wasser darauf und ein kleiner Bach fließt über die gesamte Breite. Wir halten an und gehen mit Stirnlampen in die Finsternis. „ Bestimmt habe ich die Koordinaten falsch eingegeben“, sage ich verunsichert, doch als wir dem Weg/Bach immer weiter folgen, stehen an dessen Ende tatsächlich Womos in der Dunkelheit. Die Wiedersehensfreude ist groß, haben wir uns doch für heute noch gar nicht angekündigt. Gregor und Mimi versichern uns, dass man den Weg problemlos fahren kann. Nachdem wir uns jede Kurve, jede Wasserfläche und jeden Stein genau angesehen haben, hat Sven mich überzeugt und aus „Keine Chance da fahren wir nicht lang!“ wird „Okay, aber vorsichtig!“. Wohlbehalten kommen wir unten an und sitzen noch bis spät in den Abend am Lagerfeuer und erzählen uns gegenseitig von unseren Reiseerlebnisse seit unserem Abschied im November. Ein schönes Gefühl wieder bei netten Menschen zu sein, mit denen man seine Gedanken teilen kann.
Samstag 19.03.2021
Die lange Fahrt hat sich gelohnt! Als wir am Morgen aufwachen scheint bereits die Sonne. Sven springt so schnell aus dem Bett, wie schon lange nicht mehr und auch ich klettere hinterher. Vor uns glitzert das türkisene Wasser in einer von Felsen eingerahmten Bucht. Am Kiesstrand stehen ein paar krumm gewachsene Kiefern und direkt dahinter einige WoMos auf dem Waldparkplatz. Den krassesten Anblick bieten aber die schneebedeckten Gipfel, die hinter uns aufragen. Welch ein herrlicher Kontrast zum blauen Meer. Nachdem es hier endlich wieder warm genug ist um eine Runde Yoga zu machen, genießen wir einen sehr entspannten Tag. Es ist angenehm in der Sonne und wir spazieren den kleinen Weg entlang bis zur Spitze der Felsen die uns einrahmen. Wir sind noch echt platt von der langen Fahrt. Mit Gregor und Mimi und ihren Kindern Leo und Ivo quatschen wir lange ehe wir kochen und lesen. Am Abend sitzen wir alle gemeinsam mit dem Franzosen (Instagram: lesmamatoch) draußen. Einer der Franzosen kann kein Englisch, ich kein Französisch, so dass alle anderen entweder ihm oder mir übersetzen müssen. Doch manche Dinge brauchen keine Worte und sind in allen Sprachen gleich. Wir haben viel zu lachen und fühlen uns sehr wohl.
Samstag 20.03.2021
Wir werden wach von einigen Autos, die wild auf dem Waldparkplatz hin und her rangieren. Als wir die Jalousie öffnen erkennen wir im Morgengrauen wie die Männer ihre Boote von Trailern ins Wasser lassen. Heute am Samstag wollen alle Angeln gehen. Es tröpfelt noch ein wenig und so bleiben wir noch etwas liegen. Nachdem wir gefrühstückt haben, hat der Regen aufgehört und es ist überraschend warm. Sven hüpft zum ersten Mal ins noch recht frische Meer. Endlich!
Mit unseren Fahrrädern machen wir uns auf in Richtung Kemer. Der Vorort, den wir durchstreifen, besteht aus riesigen Hotelkomplexen, Einkaufsstraßen und Wasserparks. Alles auf russische Touristen ausgelegt und in jeder Straße gibt es mindestens einen Laden, der Pelze verkauft. Noch ist fast alles geschlossen, doch an jeder Ecke wird gehämmert, geschraubt oder geputzt. Alle bereiten sich auf die im April startende Saison vor. Wir werden überall freundlich begrüßt und mit "Hosgeldiniz!" willkommen geheißen. Nachdem wir unseren Einkauf erledigt haben, machen wir noch eine Pause in einem Park am Meer und beobachten, wie ein Bagger den Strand sehr präzise in Form bringt und glättet.
Als wir mit voll bepackten Satteltaschen zurückkehren, erklärt uns Gregor, dass die Polizei da war und sie den Platz verlassen müssen. Wir bleiben noch eine Nacht, wurden wir schließlich nicht angesprochen. Denn die bisherigen Camper wurden immerhin 10 Tage lang geduldet. Am Abend kurz vor Dämmerung beobachten wir das wilde Treiben, als alle fast gleichzeitig ihre Boote wieder aus dem Wasser ziehen und einige Autos im Kies steckenbleiben. Mit vereinten Kräften schaffen es aber doch alle und so ist der Platz in der Nacht wie leer gefegt.
Samstag 21.03.2021
Ein Uhr nachts! Es klopft an unserer Tür. Schon zum dritten Mal. Wir, völlig aus dem Tiefschlaf gerissen, brauchen einen Moment um zu realisieren, das grade die Polizei bei uns anklopft. Wir müssen diesen Platz verlassen. Sofort! Camping ist hier nicht erlaubt. Das ganze steht nirgends und war auch bei den letzten Besuchen der Jandarma nie Thema. Es ging immer nur um das Feuer, das nicht im Nationalpark brennen darf und ansonsten durften die Anderen 10 Tage hier stehen. Naja, anscheinend wurde die Taktik geändert. Freundlich aber bestimmt bestehen wir darauf erst am nächsten morgen zu fahren, Wenn es hell ist. Uns graut davor, in der Dunkelheit durch die geflutete Schotterpiste bergauf zu fahren erklären wir… Als wir noch sagen, wir wären zu müde zum fahren, antwortet der Polizist nur trocken, er wäre auch müde und müsste trotzdem jetzt arbeiten. Die Polizisten bleiben weiter hart, doch nach weiterem diskutieren und etwas bitten und betteln, stimmen sie zu und wir müssen erst um 8 Uhr am Morgen vom Platz sein. Um 6 Uhr früh klingelt also schon der Wecker um noch das Wasser von Hand mit den 5Liter Flaschen aufzufüllen und alles Abfahrt bereit zu machen. Um 07:50 Uhr rollen wir dann los. Da Gregor uns schon gestern deren Standort nur ein paar Minuten weiter geschickt hat, ist der neue Platz schnell gefunden und wir gesellen uns zur Wagenburg dazu. Diese besteht aus 5 Fahrzeugen, 10 Erwachsenen, 9 Kindern aus 3 Ländern (Frankreich, Schweiz und Deutschland) und der Katze Ella (sie ist Gregors Familie auf Elafonisos zugelaufen). Wir verbringen einen sehr entspannten Tag gemeinsam. Und es ist endlich warm genug, so dass wir beide gleich 2 mal im Meer schwimmen. Zwar immer nur ganz kurz, da das Wasser noch recht kalt ist, aber mit der scheinenden Sonne ist es sehr angenehm. Im Hintergrund grüßen still die schneebedeckten Gipfel. Wir spielen gemeinsam und lassen diesen äußerst entspannten Tag am Lagerfeuer ausklingen. Davor müssen die Verlierer beim Wikingerschach aber erst noch einmal ins Meer springen ;) Strafe muss sein.
Samstag 22.03.2021
Nach einem entspannten Vormittag mit Yoga und ausgiebigem Frühstück fahren wir am Nachmittag zusammen mit Mimi mit den Rädern zu einer verlassenen Hotelanlage am anderen Ende des Ortes Camyuva, in dem wir stehen. Von der Straße aus sieht das ganze aus, wie ein ehemaliger Freizeitpark. Auf dem bewaldeten Hügel erkennt man Schienen, die den Berg hinauf führen und zahlreiche überdimensionale Tierfiguren und bizarre Gebäude. Als wir in die Empfangshalle eintreten erkennen wir schon hier wie liebevoll dieser Ort einst gestaltet war. Überall stehen märchenhaft gestaltete Elemente. Das Areal ist riesig und erstreckt sich über den gesamten Hügel. Es erinnert uns an eine Mischung aus Disneyland & Center Park. So konnte man hier in Stein- oder Holzhäusern oder in verschiedenen Hotelkomplexen wohnen. Es gibt ein 5 Sterne Hotel, in dem alles gestaltet ist, wie im Regenwald und gigantisch große Affen, Giraffen und Elefantenfiguren aufgestellt sind. Außerdem entdeckten wir noch zahlreiche Restaurants, Märkte, Küchen und Pools sowie Wasserrutschen. Wir streifen Stunden über das Gelände und zum Abschluss besuchen wir noch das dazugehörige Strandhotel auf der anderen Straßenseite. In der riesigen Poollandschaft liegt ein Orcawal, durch dessen Maul man hinab in eine Unterwasserwelt steigen kann, in der einst bunte Fische hinter den Glasfenstern schwammen. Schwer vorzustellen, dass dieser Ort erst seit 2015 leer steht und schon nach so kurzer Zeit so zerstört ist. Traurig, dass so viel Liebe, Arbeit und Geld einfach zerfällt. Der spannendste Lost Place, den wir je besucht haben! Noch schnell gehen wir einkaufen und zuhause wird erst einmal gekocht. Heute sind wir alle sehr müde und gehen früh ins Bett.
Samstag 23.03.2021
Die ganze Nacht hat es geregnet und so hat sich der Platz auf dem wir stehen in eine riesige matschige Pfütze verwandelt. Wir verabschieden uns noch geschwind von allen (wenn alles nach Plan läuft, sehen wir uns in Kappadokien noch einmal wieder) und machen uns schließlich auf den Weg. Viel matschiger hätte es wirklich nicht sein dürfen, sonst wären wir wohl stecken geblieben. Das schlechte Wetter nutzen wir, um in einem Waschsalon unsere Wäsche waschen zu lassen und beginnen in der Zeit schon einmal unseren Blog zu tippen. Als die Wäsche fertig ist, hat es aufgehört zu regnen und wir machen uns auf den Weg nach Antalya. Schon kurz darauf scheint auch schon wieder die Sonne und wir spazieren bei bestem Wetter durch die Gassen der Altstadt. Trotz der vergleichsweise vielen Touristen (aktuell vor allem Russen, viele ohne Maske), haben die Gässchen einen gewissen Charme. Wir essen leckere vegane Burger in einem bunten Hippie-Restaurant und beschließen die Nacht hier zu verbringen. Von unserem Parkplatz aus haben wir einen schönen Blick auf die hohen Mauern der Altstadt und den direkt darunter liegenden Hafen.
Samstag 24.03.2021
Am Morgen spazieren wir noch einmal in die Altstadt. Hier habe ich gestern einen Laden mit tollen ausgefallenen Klamotten entdeckt. Ich verschwinde für ca. 1 Stunde darin, während Sven weiter durch die Gassen wandert. Ich entscheide mich für ein Teil, was der freundliche Ladenbesitzer mir direkt noch enger und kürzer näht. Kostenlos! Wir trinken dort noch einen Chai und bekommen noch eine Menge Tipps für schöne Orte in der Umgebung. Wir sind noch nicht richtig aus dem Laden heraus, stolpern wir auch schon in den Nächsten. Ehe wir uns versehen, haben wir 4 Chai-Gläser mit bunten Tees in den Händen und kaufen auch noch davon. Jetzt haben wir Tee für "Energie, den Magen, gegen Rheuma…". Schnell weiter, bevor wir noch mehr kaufen.
Beim Schlendern durch Antalya wundert sich Sven über die massive Polizeipräsenz in der Stadtmitte (mehrere Busladungen), sogar ein Wasserwerfer stet bereit, der Ladenbesitzer meint nur, dass die Sozialisten wohl eine Kundgebung machen wollten… Demokratie var mi? (…gibt es?)
Nächster Stopp ist Perge. Hier besuchen wir die archäologische Stätte, bestaunen das Amphitheater und die alte römische Straße, die von zahlreichen Säulen gesäumt wird. Vom Hügel aus hat man einen tollen Blick über das gesamte Areal, auf dem es noch unglaublich viel auszugraben gäbe. Monique macht schon mal den Anfang: als sie auf dem "Gehweg" neben der römischen Prachtstraße mit den Schuhen den Staub/Sand beiseite wischt, kommt ein Mosaikmuster zum Vorschein… überall liegen alte Ziegel und Bruchstücke von Säulen und bearbeitete Quader herum. Im einsetzenden Regen werfen wir noch einen Blick auf das alte Stadion, ehe wir weiterfahren. Noch ca. eine halbe Stunde brauchen wir bis Aspendos, wo wir auf dem großen Parkplatz vor dem Amphitheater unser Nachtlager aufschlagen. Der große Platz ist menschenleer, aber immerhin schwach beleuchtet und mit einer Überwachungskamera gesichert.
Samstag 25.03.2021
Am Vormittag bestaunen wir das noch erstaunlich gut erhaltene Amphitheater in Aspendos. Das große Theater ist vollständig restauriert und wird auch weiter für Aufführungen und Konzerte genutzt. Im Hintergrund liegen weitere Ruinen auf einem Tafelberg, die auch einen Blick lohnen. Doch wesentlich beeindruckender ist der Panoramablick von oben. Direkt unter uns das Amphitheater und die fruchtbaren Ebenen, in denen Gewächshäuser und Orangenbäume in Reih und Glied stehen. Dahinter wachsen die Berge Richtung Himmel und sind in der Ferne an ihren Gipfeln noch mit Schnee bedeckt. Die Sonne scheint und die klare Luft lässt uns weit blicken.
Nachdem wir gefrühstückt und von Hand unser Wasser aufgefüllt haben, fahren wir weiter. Im touristischen Side finden wir östlich des Landzipfels, auf dem die Altstadt liegt, ein tolles Plätzchen am Meer. Sven spaziert am feinen goldenen Sandstrand entlang zur Altstadt, während ich zurückbleibe, Musik höre und aus einem geschenkten Kürbis (Kalabasse) versuche eine dekorative Lampe zu basteln.
Samstag 26.03.2021
Ein sehr entspannter Vormittag mit kreativer Zeit. Am Mittag stoßen Gregor, Mimi, Leo und Ivo wieder dazu und wir sitzen in der Sonne. Gegen 5 Uhr am Nachmittag kommt ein Polizeiauto (wie immer mit Blaulicht) angefahren. Die drei Beamten sind neugierig aber sehr freundlich. Mit Hilfe von Google-Translate erklären sie uns, dass wir hier eigentlich nicht stehen dürfen, es aber für eine Nacht kein Problem sei. Die Camper aus Österreich und der Türkei neben uns sprechen sie gar nicht erst an. Also alles entspannt, denken wir. Bis um 22 Uhr schon wieder die Polizei klopft. Diesmal ist es eine andere Gruppe, die sagt, wir müssen sofort gehen. Nach etwas hin und her Diskutiererrei, dürfen wir noch bis zum Frühstück bleiben (die Kinder schlafen schon). Wir sind etwas genervt von dem Weggeschickt werden und der damit verbundenen Unsicherheit. Können wir doch noch auf keinen Campingplatz und jeder Jandarma scheint hier seine eigenen Regeln zu machen. In der Nähe der touristischen Städte und am Wochenende scheinen die Jandarma härter und strikter zu sein und es herrscht eine gewisse Willkür.
Samstag 27.03.2021
Kaltstart in den Tag! Direkt aus dem Bett rennen wir in Badesachen über den Sandstrand ins Meer. Das Wasser ist gar nicht so kalt, doch der Sand fühlt sich an wie eingefroren. Kein Wunder bei ca. 10 Grad am Morgen. Hallo wach! Nach einem Frühstück räumen wir jetzt das Feld und fahren ins Zentrum von Side. Der unglaublich touristische Ortskern, auf der Landzunge, besteht ausschließlich aus Touri-Geschäften, Restaurants und ein paar Hotels. Doch zwischen drin stehen überall die römischen Stadtreste. Die Stadtmauer und wieder säulengesäumte Straßen mit ehemaligen Geschäften, ein Amphitheater, Reste einer Akropolis direkt am Meer und überall läuft man über Glasboden, unter dem weitere ausgegrabene Grundrisse und Säulen zu erkennen sind. Für das Meiste muss man keinen Eintritt zahlen, sondern man schlendert einfach vorbei oder drüber. Dafür kostet die Dose Bier stolze 25 türkische Lira (3€). Wir gehen noch essen, ehe es weitergeht (und solange die Restaurants noch offen sind…Gerüchten zufolge könnte der Lockdown zum Ramadan verschärft werden, außerdem steigen auch in der Türkei die Coronazahlen).
Ca. 10 km Richtung Osten haben wir über Park4Night einen Platz in einem großen Pinienwald am Meer gefunden. Die Franzosen und Österreicher von heute Morgen sind auch hierher "geflüchtet". Nachdem Mimi und ich unseren Platz mit Lichterkette, Makramee und Lampions dekoriert haben, sitzen wir noch eine Weile am Lagerfeuer. Als wir in der Ferne mal wieder das blau-rot leuchtende Licht der Jandarma sehen, machen wir schnell das Feuer, alle Kerzen, sowie die Musik aus und flüchten in die WoMos. Im letzten Moment haben wie die Jalousien zugezogen, als sie direkt an uns vorbeifahren. So aufmerksam, wie sie aus dem Fenster schauen, haben sie das Feuer bestimmt schon aus der Ferne gesehen. Doch jetzt ist hier alles ruhig und dunkel und so fahren sie weiter. Und wir gehen brav ins Bett. Trotzdem eine nicht ganz ruhige Nacht… Nachts zwischen drei und vier Uhr hören wir mehrere Laster und einen Bagger am Strand in Aktion…was geschieht den hier im Schutze der Dunkelheit? Am Morgen sehen wir an den Spuren, dass hier Nachts Sand gebaggert wird. "Sanddiebe" in Aktion? Könnte glatt ein Hörspiel der Kinder werden: "Die 5 Freunde auf der Jagd nach den Sanddieben".
Samstag 28.03.2021
Ein ganz entspannter Tag mit Mimi, Gregor, Leo und Ivo, den Österreichern Miryam und Flo. Und zum Kaffee mit von Miryam frisch gebackenen Zimtschnecken, kommt auch noch die französische Familie dazu. Und auch die Kangal-Straßenhunde schauen immer wieder vorbei, ob etwas für sie zum essen abfällt. Erstaunlich, wie zutraulich und sanftmütig/unterwürfig sich diese beeindruckend großen Hunde verhalten.
Während die Männer mit den Jungs am Strand sind, widmen wir Frauen uns kreativen Projekten und sitzen auf dem Hügel der Sanddüne und quatschen.
Samstag 29.03.2021
Nach der morgendlichen Yogaeinheit verläuft der Tag heute ähnlich wie der gestrige.
Am Nachmittag machen wir alle gemeinsam Pizza auf unseren zwei Pizzasteinen und zum Nachtisch gibt es wieder Miryams leckere Zimtschnecken. Wir sitzen bis in den Abend hinein draußen.
In den Nächten kommen weiter die Sanddiebe zum Strand. Sven und Gregor waren bei ihrem Einkaufsausflug mit den Rädern schon als "Detektive" unterwegs und haben ein Zementwerk in der Nähe gefunden, bei dem frische Sandhaufen zu Steinen verarbeitet werden. Bausand ist wohl auch hier eine begehrte Ressource. Und wenn sich die Elite gegenseitig die großen Bauprojekte zuschustern, muss wohl der Rest auch sehen, wo er bleibt…
Samstag 30.03.2021
Nach unserem morgendlichen Yoga am Strand, ist es heute mal wieder Zeit für ein schnelles Bad und Körperpflege im Meer. Danach spielt Mimi Gitarre und wir singen gemeinsam. Im Anschluss hole auch ich meine Ukulele heraus und übe. Sven bringt noch seine Pois und übt auch ein bisschen. Die Kinder müssen endlich mal nichts üben, kein home-schooling weil "Osterferien" sind… außerdem gibt es sowieso genug Lehrreiches zu entdecken: Anatomie (ein Tierschädel), Astrologie (eine selbstgebaute Sonnenuhr), Prozentrechnung (wieviel Prozent des Kinderfilm-Downloads sind noch zu laden?), Biologie (Landschildkröte), Fremdsprache (Türkisch/Französisch) und dergleichen mehr…
Am Nachmittag gibt es Suppe und Kaiserschmarren und plötzlich sitzen zwei türkische Männer bei uns am Tisch. Der eine ist in Deutschland aufgewachsen und spricht daher deutsch. Sie erzählen von einem ca. 2 Meter langen Hai, den ein Bekannter von ihnen gerade ca. 2 km vor der Küste geangelt hat und zeigen uns Fotos von dem Tier. Die beiden haben ziemlich einen im Tee (und bieten allen Wodka-Redbull an) und der jüngere erzählt uns, dass er aus Deutschland abgeschoben wurde, weil er "Scheiße gebaut" hat. Diese Geschichte haben wir jetzt schon öfter gehört und fragen uns manchmal, mit was für "schweren Jungs" wir eigentlich wieder gerade unseren Kaffee trinken. Naja, die meisten sind sehr nett, doch die beiden etwas anstrengend. Aber wir wollen ja auch gastfreundlich sein ;)… So atmen wir alle entspannt auf, als sie völlig betrunken wieder in ihr Auto steigen und davonfahren. Der ältere sei der Bürgermeister vom nahe gelegenen Dorf, sagen sie, und hat wohl gute Beziehungen zu den Jandarmas. Ganz praktisch, weil seine "Onkels" sind die Sanddiebe erzählen sie freimütig ;)
Da es morgen regnen soll, packen wir am Abend alles zusammen und parken vorsichtshalber schon auf dem Schotterweg, um nicht im Matsch stecken zu bleiben.
Samstag 31.01.2021
Vom angekündigten Regen ist nichts zu sehen. Stattdessen klettern die Temperaturen bis auf 22 Grad und es fühlt sich schon fast wie Sommer an. Nach einem entspannten Frühstück und kurzem Sprung ins Meer, brechen wir irgendwann endlich auf und fahren Richtung Osten weiter, immer der Küstenstraße folgend. Wir steuern noch einen Wochenmarkt an, auf dem es super günstiges Obst und Gemüse gibt (es gibt außerdem Carob- und Maulbeersirup, unzählige Sorten Oliven, frische Kräuter…), ehe wir weiter nach Alanya fahren. Auf unserer Fahrt kommen wir mittlerweile kaum noch an Polizeikontrollen vorbei, nur gelegentlich taucht noch eine der Polizeiwagenattrappen (mit solarbetriebenem Blaulicht) am Straßenrand auf (und wir bremsen instinktiv runter).
Am Geldautomaten funktioniert Svens Kreditkarte nicht und Moniques Karte ist umständlich im Womo versteckt, aber unser letztes Bargeld reicht noch gerade so für einen Einkauf im Mikros-Supermarkt. Später klappt es dann mit dem Geld abheben an einem anderen Automaten.
Angekommen in Alanya ist schnell noch für den Abend ein Temin im Hamam ausgemacht, der eigentliche Grund, warum wir diese touristische Hochburg ansteuern. Im Keller eines Hochhauses, wird schon auf uns gewartet. Zwar ist alles wie erwartet sehr touristisch und so gar nicht traditionell, dafür dürfen Sven und ich zur gleichen Zeit hinein. Normalerweise gehen Männer und Frauen nämlich getrennt ins Hamam. Nachdem wir uns in dem angenehm warmen, mit Mamorplatten ausgelegten Raum und im Dampfbad etwas entspannt haben, geht die Behandlung auch schon los. Auf warmen Steinplatten liegend werden wir zunächst einmal gepeelt. Und zwar sehr gründlich! Überall liegen braune Hautwürstchen von uns herum. Was davon Haut und was der Dreck der letzten 3 Wochen ohne Dusche ist, ist schwer zu sagen. Vielleicht ist auch der ein oder andere Leberfleck abgerubbelt worden? Im Anschluss werden wir unter einer Decke aus warmem Schaum begraben, gewaschen und immer wieder mit Schüsseln mit unterschiedlich warmem Wasser übergossen. Blitze blank entspannen wir danach im Ruheraum mit Gesichtsmaske und Chai. Das Highlight aber ist die anschließend folgende Massage. Die beiden Frauen haben es wirklich drauf und finden mit geübten Händen jede Verspannung. Sie massieren Lymph- und Nervenbahnen bis zur Schmerzgrenze und dehnen uns gründlich. Zum Abschluss gibt es noch eine Kopf- und Ohrmassage. Cok iyi! Sehr gut!
Wie neu geboren und mit zarter sauberer Babyhaut verlassen wir das Hamam und sind bereit für den weiteren Weg gen Osten.
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