Unterwegs in Kuba am Rande unserer Komfortzone.
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Samstag 25.01.2021
Noch können wir es nicht wirklich glauben…
Als wir am Morgen aufwachen und es draußen schneit fühlt es sich gleich doppelt unrealistisch an, dass wir schon in ein paar Stunden in der Karibik sein werden. Der Abschied fällt uns wieder sehr schwer, werden wir unsere Lieben doch wahrscheinlich für die nächsten 6 Monate nicht sehen. Soweit der "Plan"…
Mama fährt uns zum Flughafen und als auch dieser letzte Abschied geschafft ist, stehen wir nun da. Ein Ort, an dem normalerweise unzählige Menschen täglich aus der ganzen Welt abfliegen und ankommen. Der jetzt, während des Lockdowns, nur von einem Bruchteil an Besuchern genutzt wird. Wir sind früh dran und so stehen wir uns die Beine in den Bauch bis der Check-in-Schalter öffnet, während die Schlange hinter uns immer länger wird. Alles Andere geht dann recht schnell und wir finden uns kurz darauf in einem völlig ausgebuchten kleinen Flugzeug nach Madrid wieder. Lediglich die beiden letzten Reihen bleiben während des 2-stündigen Fluges frei (nach Auskunft des Stewards, um Personen mit Symptomen isolieren zu können). Schon bizarr wieder mit so vielen Menschen auf so engem Raum zu sitzen. Zwar behalten alle ihre Masken an, doch braucht man zur Einreise nach Spanien keinen Nachweis über einen negativen PCR-Test, so wie wir ihn gestern für Kuba machen mussten.
Im nächsten, wesentlich größeren Flugzeug, bietet sich uns dann ein völlig anderes Bild. Nur ein ganz kleiner Teil der Plätze ist belegt und die aller meisten Reihen bleiben frei. Für uns erst einmal eine sehr angenehmen Sache, kann jeder von uns eine Zweierreihe zum Film gucken und Essen am Fenster belegen und je eine Viererreihe zum Schlafen. Das war mit Sicherheit einer der angenehmsten Flüge aller Zeiten. Über den gewaltigen ökologischen Fußabdruck, den solch ein fast leerer Flieger verursacht, denken wir lieber nicht weiter nach. Und doch stelle ich mir die Frage warum aktuell so wenige Menschen nach Kuba fliegen (aber so viele nach Spanien)?
10 Stunden später landen wir dann in der Nacht auch schon in Havanna. Aufgrund der wenigen Menschen geht hier alles sehr schnell. Erneut wird - ohne viel Worte oder Informationen - ein PCR-Test bei uns gemacht. Erst auf hartnäckiges Nachfragen wird uns erklärt: Zwei Tage sollen wir isoliert verbringen. Wenn wir innerhalb dieser Zeit nichts von den Behörden hören, ist unser Testergebnis negativ und wir dürfen uns im Anschluss frei bewegen.
Kurz darauf sitzen wir auch schon im Taxi in Richtung Altstadt, wo wir eine Ferienwohnung für die nächste Woche gemietet haben. So sitzen wir mitten in der Nacht auf unserer Dachterrasse, in kurzer Hose und T-Shirt, essen eine Frucht (ein Willkommensgruß), die wir beide nicht kennen und können es noch gar nicht so recht glauben. "Estamos en la Habana!"
Samstag 26.01.2021
Heute dürfen wir unser casa particular (Privatunterkunft) noch nicht verlassen. Es fühlt sich seltsam an in einem spannenden und fremden Land gerade angekommen zu sein und sich erst einmal nicht umschauen zu dürfen. Am Morgen sitzen wir mit Eduardo von unserem Casa auf der Dachterrasse und versuchen uns mit drei Brocken Spanisch zu unterhalten. Klappt irgendwie mit Händen und Füßen. Als die Sonne rauskommt machen wir noch ein bisschen Yoga und merken schnell, dass wir noch nicht akklimatisiert sind und aus dem kalten Deutschland kommen. "Puh ist das heiß!"
Wir verbringen den Tag größtenteils im Schatten, spielen, lesen Reiseführer und kochen unsere von zuhause mitgebrachten Fertiggerichte. Eduardo versorgt uns mit Obst und Gemüse, wovon wir lediglich die Tomaten kennen. Am Nachmittag sind wir schon hundemüde, ist es in Deutschland doch schon später Abend und so ist es ein kleiner Kampf nicht schon um 15 Uhr Ortszeit ins Bett zu fallen. Der Jetlag wird noch ein paar Tage anhalten…
Nach einem Tag "Selbstisolation" wollen wir morgen aber endlich das Casa verlassen und Havanna erkunden…
Samstag 27.01.2021
Unser erster Tag draußen und wow, wo soll ich anfangen?
Unser erster Gang führt uns am Morgen zum Hafen. Die Sonne brennt schon jetzt heiß vom Himmel und unter unseren Masken, die hier alle dauerhaft brav tragen (die Polizei kotrolliert streng und verhängt drakonische Geldstrafen), kommen wir ordentlich ins Schwitzen. Wir laufen entlang der Hafenpromenade und blicken auf der gegenüberliegenden Seite auf das gigantische Fort, das einst die Hafeneinfahrt schützte und als unbezwingbar galt.
Der Weg führt uns über den touristenleeren Paseo de Marti, wo wir mehrfach angesprochen werden. Der eine will sich einfach nur unterhalten und eine Zigarette abgreifen, der andere eine Tour in seinem Oldtimer verkaufen und die nächsten, die anscheinend unsere Nachbarn sind und wussten in welcher Straße wir wohnen, wollen uns eine Bank zeigen, bei der wir zu einem guten Kurs Geld wechseln können, was wir dringend machen sollten, da angeblich ab 11 Uhr alle Banken für 10 Tage schließen müssen. Wir verzichten auf all das und wissen noch nicht so recht, was wir davon halten sollen. Es sind kaum Touristen im Land, was für alle eine schwierige Zeit bedeutet und so versuchen alle noch irgendwie ein bisschen Geld zu machen, um über die Runden zu kommen.
Der marode Charme von Havanna ist allgegenwärtig und jedes einzelne Haus kann ganz prima als Fotomotiv herhalten. Wir lassen alles heute erst einmal nur auf uns wirken und schlendern weiter ins Chinesen-Viertel (was seit Beginn des Sozialismus allerdings kaum noch Chinesen beheimatet, weil die geschäftstüchtigen Chinesen dann doch lieber in die USA umgezogen sind). Überall stehen Menschen in langen Schlangen an und warten auf die Verteilung von Wertmarken (Berechtigungsmarken?) oder hoffen etwas zu essen zu ergattern. Auch wir reihen uns an einem Churros-Stand ein, bestaunen wie fingerfertig der Mann die riesige Churros-Schnecke im Fett bäckt und genießen die leckere Süßspeise auf einem kleinen Platz. Erstaunt beobachten wir dabei, wie eine Menschenmenge plötzlich von einer Straßenecke zur nächsten hastet, um dort wieder eine Schlange zu bilden und auf irgendetwas zu warten. Auf was konkret erschließt sich uns noch nicht.
Entlang des monumentalen Capitols führt uns der Weg wieder nach Habana vieja (Altstadt). Auch wir wollen ein paar Lebensmittel einkaufen, sind aber nicht gefasst, auf das, was jetzt kommt. Zunächst fragen wir immer wieder Passanten nach dem "mercado central". Irgendwo muss es doch einen großen Supermarkt geben. Die meisten schauen verwundert und jeder zeigt in eine andere Richtung. Jeder fragt, was wir denn kaufen möchten. Na Obst und Gemüse und ein paar Grundnahrungsmittel, wie Reis und Brot, eben das, was man in einem Supermarkt kaufen kann… Nach verzweifelter langer Suche landen wir schließlich in einem Fahrradtaxi, das uns über einen "zufälligen" Zwischenstopp in den "3-Kommandanten-Bar" (wo wir XXL-Mojito und Zigarren kaufen könnten) und einen großen Umweg (wir fahren im Kreis), schließlich zu einem Gemüsemarkt bringt. Na immerhin! An den kleinen Ständen, die alle mehr oder weniger das Gleicher verkaufen, decken wir uns mit Gurken, Tomaten, Karotten, einer Frucht, die wir nicht kennen, und Minze & Ingwer für einen Tee ein. So langsam sind wir auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Uns war zwar bewusst, dass die Auswahl in Kuba sehr begrenzt sein wird und wir nicht immer alles bekommen werden. Aber dass die Situation so extrem ist, damit hatten wir nicht gerechnet. Ein Supermarkt bleibt bis auf Weiteres unauffindbar!
Erschöpft essen wir am Plaza vieja ein veganes Kokoseis, das uns der verzweifelte aber freundliche Verkäufer regelrecht in die Hand drückt. Außerdem kaufen wir noch zwei Zigarren, Cola und Bier. Wenn man genug Geld hat, könnte man sich hier auch Pizza oder "Gordon Blue" zum Mitnehmen kaufen, was wohl ein paar Privilegierten und Touristen vorbehalten bleibt.
Nach einer kleinen Pause in unserem Casa, ziehen wir mit Eduardo (nachdem wir ihm von unserer erfolglosen Suche nach Brot berichtet haben) noch einmal los, um mit seiner Hilfe 5 Bäckereien anzusteuern, ewig in Schlangen zu stehen und am Ende doch ohne Brot nachhause zu gehen. Eduardo schenkt uns schließlich zwei eingefrorene Brötchen von sich.
Er erklärt uns die Situation: Es ist grundsätzlich schwierig für die Kubaner einzukaufen. Jeder Kubaner besitzt ein Büchlein, über das er vom Staat rationierte Grundnahrungsmittel (wie Reis, Nudeln, Eier, Fleisch, Brot und Öl, sowie Seife) monatlich an entsprechenden staatlichen Verteilungsstellen abholen kann. Auch hier müssen die Kubaner sehr geduldig Schlange stehen, um ihre Monatsrationen abzuholen, aber nicht immer sind alle Sachen verfügbar. Alles Weitere müssen sie selbst kaufen. Sobald man jemanden auf der Straße sieht, der das gewünschte Lebensmittel in der Tüte hat, muss man sofort fragen, wo er/sie es gekauft hat und hoffen dort selbst auch noch etwas davon abzubekommen. Wir Touristen können an diesen Ausgabestellen keine Lebensmittel erhalten. Erschwerend kommt jetzt außerdem die Coronapandemie hinzu, die die wichtigste Einnahmequelle den Tourismus lahmlegt. Selbst die Menschen, denen es vor der Pandemie durch die Touristen gut ging, haben jetzt nur noch wenig zur Verfügung. Aufgrund des Lockdowns und der Abriegelung der einzelnen Provinzen, kommt das sowieso marode Versorgungssystem deutlich an seine Grenzen. Für zusätzliches Chaos sorgt die Währungsumstellung zu Beginn des Jahres. Die an den amerikanischen Dollar geknüpfte Touristenwährung (CUC = Cubanische Convertibles) wurde abgeschafft und jetzt gilt nur noch die Moneta nacional (CUP = Cubanische Pesos), welcher stark in seinem Wert gesunken ist. Davor existierten beide Währungen nebeneinander! Viele Preise werden jedoch noch immer in CUC angegeben und dann, je nach Belieben, in verschiedenen Wechselkursen umgerechnet. Sehr verwirrend, manchmal recht willkürlich und man weiß nie so genau, wie viel man denn eigentlich wirklich bezahlt. Einkaufen ist also kompliziert und zum Teil auch überhaupt nicht möglich. Wir sind gespannt, welche Erfahrungen wir noch machen werden.
Samstag 28.01.2021
Was für ein Tag!
Um 7 Uhr brechen wir schon auf, um endlich Brot bei einer kleinen Bäckerei zu kaufen. Und tatsächlich bekommen wir schon nach einer kurzen Zeit in der Schlange, große runde Brötchen. Was im Übrigen auch das Einzige ist, was die meisten Bäckereien hier verteilen/verkaufen (gelegentlich sieht man auch Menschen mit großen Weißbroten durch die Straße laufen und man müsste schnell fragen: "De donde?" - Woher?).
Wir stehen auf dem Plaza vieja, bei schöner morgendlicher Stimmung und essen (eigentlich feiern wir sie regelrecht!) unsere ersten Brötchen. Im Anschluss spazieren wir noch eine ganze Weile durch die Straßen. In der Calle Obispo, die eher (wegen der vorhandenen aber meist geschlossenen Geschäfte) touristisch erscheint, stehen Unmengen von Menschen in ewig langen Schlangen. Sie warten vor Läden oder stehen einfach an Straßenecken. Auf jeden Fall warten die Kubaner immer geduldig und überall. Durch Zufall kommen wir an einer "Touristeninformation" von cubatur vorbei. Gut zu wissen, dass sie hier ist, denken wir noch in diesem Moment. Doch zuerst gehen wir nochmal nach Hause, um noch ein paar Brötchen mit Gurke und dem gerade gekauften Honig zu essen. Da gerade das Internet in unserem Casa funktioniert, nutzen wir den Moment und machen uns etwas schlau, wohin wir am Montag weiterreisen wollen. Weil die Situation hier in der Stadt nicht wirklich berauschend ist, wollen wir raus aufs Land und hoffen, dass es dort besser ist. Wir entscheiden uns zunächst in den Westen zu fahren und wollen das Vinales-Tal ansteuern.
Wir laufen zur Touristeninfo zurück, mit der Absicht ein Busticket zu kaufen, doch diese hat geschlossen. Es sitzen zwar 3 Frauen darin, an ihren Computern, doch aufschließen wollen sie uns nicht. Hier erhalten wir also keine Informationen und auch keine Hilfe. Also beschließen wir uns Fahrräder auszuleihen und selbst zum etwas außerhalb gelegenen Busbahnhof zu fahren.
Doch zuerst passiert etwas, das ich hier nicht noch einmal ausführlich beschrieben will, da Sven und ich uns schon viel zu viel darüber geärgert haben. Also nur die Kurzfassung: Wir werden auf der Straße anscheinend "zufällig" von einem sehr sympathisch wirkenden Pärchen angesprochen. Bis dahin alles gut und wir gehen weiter. Kurz danach treffen wir sie "zufällig" wieder. Bla, bla, bla … Sie wollen uns etwas zeigen und schlagen "spontan" vor in einer Bar einen Drink zu trinken. Die Stimmung ist gut und er behauptet, dass sie uns auf die erste Runde einladen wollen… Schon steht Runde zwei auf dem Tisch und das Pärchen trinkt auch noch einen dritten Mojito. Als ich frage, wie wir die Rechnung teilen, sagt er, er hat kein Geld… Ich bin stinksauer, Sven versteht die Situation nach dem zweiten Drink auf fast leere Magen nicht gleich und ich fühle mich allein. Wir bleiben am Ende auf der unglaublich hohe Rechnung von 140€ sitzen und können es gar nicht wirklich glauben, dass alle Freundlichkeit eigentlich nur Berechnung war... Der Tag ist für uns erst einmal gelaufen und wir beschäftigen uns mit "Hätte, wäre und wenn!". Okay wir sind um eine Erfahrung reicher und haben mit Sicherheit etwas daraus gelernt.
Am Abend rauchen wir dann allem zum Trotz unsere erste Zigarre auf unserem Balkon. Ich meine, die teure Zigarre schmeckt nach Kuhscheiße. Aber irgendwie gehört die Zigarre doch zum Havanna-Feeling dazu… Es kann nur besser werden…
Samstag 29.01.2021
Ein guter Tag!
Am Morgen spazieren wir wieder zur Calle Obispo. Hier haben wir einen kleinen Laden mit ein paar süßen Teilchen gesehen. Und tatsächlich hat er geöffnet und wir bekommen zwei kleine Brandteigstückchen, was schon ein absolutes Highlight ist. Sven bekommt sogar Kaffee, verkauft aus einem privaten Wohnhaus aus einem Fenster zwischen Eisenstäben hindurch und serviert in winzig kleinen Plastikbechern, manche Passanten bringen auch eigene Tassen oder leere Plastikflaschen zum Befüllen mit. Bei unseren folgenden Streifzügen hat Sven dann auch immer seine eigene Tasse dabei.
Heute treffen wir uns mit Raul, ein Freund unserer Arbeitskollegin Daniela, der in Havanna lebt. 1000 Dank an dieser Stelle nochmal liebe Daniela für diesen Kontakt. Absolut Gold wert!
Raul holt uns von unserem Casa ab und wir spazieren durch die Altstadt. Er weiß unglaublich viel über die Gebäude und die Geschichte, ist ein intelligenter und ehrgeiziger junger Mann, der allerdings in einem Land und einem politischen System lebt, das ihn ausbremst und ihm viele Chancen verweigert. Er erzählt uns sehr viel über das Leben und seinen Alltag in Kuba. Es stimmt uns sehr nachdenklich und uns wird wieder einmal klar, in welch einer privilegierten Situation wir in Deutschland/Europa leben. Das Leben hier in Kuba ist sehr kompliziert und die Menschen haben kaum Perspektiven und Möglichkeiten. Raul erzählt uns zum Beispiel, dass er gerne in Deutschland arbeiten würde (entweder als Ingenieur oder auch als Kellner oder eigentlich ganz egal als was). Doch allein der Flug würde ihn eine Unsumme kosten (über 1200€, wir haben gerade einmal 400€ bezahlt). Zudem käme noch die Anerkennung seiner Papiere/Qualifikationen, die mehrere Tausend Euro kosten würde. Eine Unsumme, die Raul eigentlich nie bezahlen kann, verdient er als Ingenieur und Dozent an der Uni doch nur wenige Euro im Monat. Der Staat möchte verhindern, dass die Menschen das Land verlassen. Er erzählt auch, dass sie zwar in einem sozialistischen System leben, die Menschen untereinander aber im Grunde Kapitalismus pur betreiben (wer kann, versucht irgendetwas weiterzuverkaufen) und auch Korruption eine große Rolle spielt.
Nach der ausgiebigen Stadtführung gehen wir zu uns ins Casa und bestellen in dem Restaurant, in dem Raul arbeitet. Hier verdient er als "Kapitän" an einem Tag soviel, wie er in seinem eigentlichen Beruf innerhalb von 4 Monaten verdienen würde. Für uns eine verdrehte Welt. Der Lieferservice bringt uns unsere erste "richtige" Mahlzeit in Kuba. Ein weiteres kulinarisches Highlight! Danke Raul für diesen wundervollen Tag mit dir!
Wir haben viel gelernt und verstehen Kuba jetzt ein kleines bisschen besser.
Samstag 30.01.2021
Am Morgen werde ich sehr früh wach und mir schießen 1000 Gedanken durch den Kopf. Was ist, wenn wir in diesem Chaos unser Visum nicht verlängern können oder es nicht rechtzeitig aus dem Land schaffen? Ja eine echte Achterbahn der Gefühle.
Sven und ich reden lange darüber, was wir wie machen wollen, was aktuell Sinn macht und was nicht. Doch im Moment wissen wir noch zu wenig, um eine Entscheidung treffen zu können.
Wir treffen uns auch heute wieder mit Raul. Er zeigt uns seinen Stadtteil Habana central und wir laufen wieder den ganzen Tag durch die Stadt. Wir kommen vorbei an abgesperrten Straßen. Raul erklärt uns, dass diese abgesperrt und von Polizisten bewacht werden, wenn ein Bewohner positiv auf Corona getestet wurde. Ein bisschen erinnert uns das Ganze an die Bilder aus China, die zu Beginn der Pandemie durch die Medien gingen.
Wir ziehen weiter und treffen uns mit 2 jungen Frauen, die wir gestern durch Zufall kennengelernt haben. Die beiden arbeiten bei einer Bank und haben uns angeboten Geld zu wechseln. Sie nennen uns einen so unglaublich guten Wechselkurs, sodass wir ohne Raul niemals auf das Angebot eingegangen wären, da wir mit Sicherheit daran gezweifelt hätten, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Am Flughafen haben wir 28 Pesos für 1€ bekommen. Jetzt geben die Frauen uns am vereinbarten Treffpunkt 50 Pesos für 1€. Mit 20 000 Pesos in der Tasche geht der Spaziergang weiter... Wir haben wirklich keine Ahnung, wie die Dinge tatsächlich in Kuba ablaufen, aber anscheinend war das eine win-win-Situation für beide Seiten.
Wir wollen uns noch um ein Taxi nach Vinales kümmern, da wir erfahren haben, dass sämtlicher Busverkehr zwischen den Provinzen eingestellt wurde, was für uns eine teure Reise bedeuten wird. In einem "Reisebüro" von ecotour (ein Blechhäuschen in einem abgelegenen Stadtteil )fragen wir nach und erfahren, dass wir nur mit dem negativen Testbescheid vom Flughafen weiterreisen können. Das hat uns bisher keiner gesagt und solch eine Bescheinigung haben wir auch noch nicht. Also telefoniert Raul mit Eduardo und der dann mit einem Arzt und dann wieder mit Raul, wobei das Telefonsignal immer mal wieder nicht funktioniert... Übermorgen kann Eduardo das Dokument dort mit uns abholen. Das heißt aber, wir können nicht geplant nach Vinales fahren, sondern müssen noch eine weitere Nacht in Havanna bleiben. Ja das ist Kuba. Wir können es nicht ändern und das ist mit Sicherheit auch eines der vieles Dinge, wir hier in Kuba lernen werden: Geduld, Akzeptanz und Gelassenheit! Aber eigentlich muss es ja jetzt alles gut werden: am Vormittag waren wir an der Bronzestatue eines Mannes, sein Bart und sein Zeigefinger waren bereits glänzend abgenutzt, denn, so klärt uns Raul auf, wer diese anfasst, hat danach Glück! Und so haben wir es auch gemacht. Alles wird gut!
Am Malecon, der ewig langen (fast menschenleeren) Uferpromenade (vor Corona die pulsierende Lebensader Havannas), laufen wir wieder zurück zu unserem Casa. Raul kauft uns auf dem Weg noch den landestypischen "Guavacake" und ein paar Kochbananen und zeigt uns dann, wie man diese zubereitet. Hierzu schenkt uns Eduardo noch etwas Öl zum Frittieren. Sehr lecker, vielen Dank Raul & Eduardo! Auch die Brötchen mit Guavacake (ähnlich wie Quittengelee) von denen wir uns die folgenden Tage ernähren sind nahrhaft und lecker…
Wir sitzen bei uns im Innenhof und sind in Gespräche vertieft, während die Sonne schon untergeht.
Samstag 31.01.2021
Nach einem optimistischen Videotelefonat mit Mama und Papa, geht die kubanische Gefühlsachterbahn weiter…
Der Morgen beginnt gut mit einem riesigen Käsesandwich und für Sven einem sehr leckeren Kaffee (für 2€) aus einem Touristenrestaurant, den er hier sonst nirgends bekommt. Auch hier sind alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte geschlossen und nur einige Restaurants bieten Lieferservice oder Take-away an. Gestärkt und in guter Stimmung laufen wir durch die verschiedenen Stadtviertel. Für uns gibt es viel zu entdecken und zu bestaunen. Havanna hat einen ganz eigenen Charme und wir können uns vorstellen, wie hier das Leben pulsiert, wenn nicht gerade Corona die Welt beherrscht. Mit müden Beinen machen wir uns nach ein paar Stunden wieder auf den Rückweg.
In einem der wenigen geöffneten Hotels wollen wir nur kurz nach den Preisen für ein Taxi fragen, als die Rezeptionistin uns erzählt, dass wir nur mit einem PCR-Test, der nicht älter ist als 72 Stunden, überhaupt aus der abgeriegelten Stadt herauskommen würden. Keiner weiß genau, wie die Situation an den "checkpoints" aussieht… Die Stimmung ist mal wieder am Boden. Frustriert machen wir uns auf den Nachhauseweg. Heute ist Sonntag und niemals haben wir ein Testergebnis bis Dienstagmorgen, an dem wir eigentlich die Stadt verlassen wollen. Was heißt das jetzt für uns? Müssen wir nochmal in Havanna verlängern? Kommen wir überhaupt noch raus nach Vinales? Oder können wir nur nach Varadero (Touristenhotels am Meer), weil der Transport dorthin einfacher sein soll?
Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt, bekommen wir doch täglich neue Informationen und eigentlich weiß keiner so richtig Bescheid. Einen Moment lang würde ich am liebsten noch heute Kuba verlassen!
Am Nachmittag gehen wir doch noch einmal raus (uns fällt die Decke auf den Kopf), um uns abzulenken. Wir haben beschlossen nur noch nach Varadero zu fahren, auf Nummer sicher zu gehen, eine Woche am Strand zu liegen und im Anschluss weiter zu fliegen. Wir sind es leid, die Tage mit Nahrungssuche und der Suche nach verlässlichen Infos zu verbringen.
Samstag 01.02.2021
Neuer Monat, neue Woche, neuer Tag - neues Glück!
Am Morgen gehen wir zuerst einmal zum Bäcker. Inzwischen wissen wir zu welcher Uhrzeit wir wo unser Brot bekommen. Wir reihen uns in die Schlange ein. Kurz darauf kommt auch Eduardo vorbei. Wenn man jemanden in der Schlange kennt, darf man sich einfach dazustellen. So stellt er sich auch zu uns und wir unterhalten uns mit meinen drei Worten Spanisch, sowie mit Händen und Füßen. Das ständige Maskentragen macht es aber auch nicht gerade einfach eine neue Sprache zu verstehen.
Um 9 Uhr gehen wir mit ihm zu einer Ärztin in der Nachbarschaft, die uns nach längerer Wartezeit endlich das Dokument über unseren Test ausstellt. Sie öffnet ein Whatsappfoto von einem Computerbildschirm, das unsere Testergebnisse zeigt. Sie nimmt einen weißen Zettel und einen Kugelschreiber zur Hand. In kunstvoller Handschrift notiert sie unsere Namen, Datum und das Ergebnis "PCR -Test negativo". Schnell noch einen Stempel dazu und fertig! Wir fragen sie, ob wir mit diesem Dokument nach Varadero reisen können, obwohl der Test älter als 72 Stunden ist. "Kein Problem!", sagt sie. "Und nach Vinales?" - "Auch kein Problem!". Mit diesem Dokument können wir reisen solange und wohin wir wollen, versichert uns die Ärztin. Wir können es kaum glauben.
Kurz darauf sitzen wir auf dem Plaza San Franzisco und ändern mal wieder unseren Plan! Kuba soll von uns doch noch eine Chance bekommen! Wir werden nicht direkt in das touristische Varadero fahren, sondern wollen die schöne Natur im Vinales-Tal entdecken, wie ursprünglich geplant. Sven hofft insgeheim, dass es außerhalb von Havanna alles "halb so wild" ist und man schon weiter voran kommt… Vielleicht doch noch zu den Meeresschildkröten ganz im Westen…oder doch ein schöner Strand ohne Hotelanlagen nördlich von Vinales (nur 30km entfernt)…???
Für den restlichen Tag mieten wir uns Fahrräder und fahren in praller Sonne die 6-spurige Uferpromenade Malecon entlang. Es fahren schöne Oldtimer und insgesamt wenig Autos vorbei und die rechte Spur gehört den Rollern, den Pferdegespannen oder eben den Radfahrern! Spontan halten wir an einem Taxistand und fragen nach dem Preis für eine Fahrt nach Vinales. Als uns der Mann den Preis von umgerechnet 100€ nennt (ein Busticket hätte 12€ gekostet), freuen wir uns tatsächlich, liegt dieser doch 30€ unter dem Angebot des Reisebüros. Außerdem einigen wir uns darauf in Pesos zu bezahlen, was nach unserem super Wechselkurs sehr gut für uns ist. Auch der englisch sprechende Taxivermittler versichert uns, dass wir mit unserem "Test negativo" zwischen den Provinzen reisen können. Wir sind sehr erleichtert und es scheint endlich Licht am Ende des Tunnels zu geben. Wir reservieren ein Taxi für 2500 Pesos für morgenfrüh.
Zuversichtlich und entspannt fahren wir noch eine ganze Weile den Malecon entlang und biegen dann wieder Richtung Innenstadt ab. In einem kleinen Park wollen wir gerade ein Päuschen machen, als eine große schwarze Wolkenfront vom Meer her auf uns zugerollt kommt. Gerade noch rechtzeitig können wir und andere Passanten uns bei einer überdachten Terrasse eines Restaurants unterstellen. Der heftige Wolkenbruch flutet die Straßen und die Welt scheint unterzugehen. Kurz darauf tausche ich dann wieder meine Regenjacke gegen die Sonnenbrille. Der Weg führt uns weiter zum Necropolis-Friedhof, der gigantische Ausmaße hat und auf dem es mehrspurige Straßen gibt. Es ist sehr wenig los und so schlendern wir zwischen schönen Mamorstatuen und Grabstätten entlang und genießen die Ruhe.
Auf dem Heimweg halten wir noch neugierig an einem großen Einkaufszentrum. Es gibt hier heute keine Schlange und wir betreten ungläubig das Innere. Bisher haben wir es nicht geschafft, überhaupt in einen richtigen Supermarkt zu kommen. Vor den Panamerica-Läden bilden sich bereits Stunden vor der Öffnung lange Schlangen, jeder muss seinen Ausweis abgeben und erhält dann einen Platz in der Schlange, dann können immer nur wenige Menschen gleichzeitig eintreten (auch wegen Corona) und nur mit Kreditkarte einkaufen… Viele kaufen hier dann z.B. Cola und Bier, um es am Fenster einzeln weiterzuverkaufen. Auch Nudeln und Konserven gibt es hier. Aber uns schrecken die ewig langen Schlangen ab und es scheint auch trotz allem Glücks-/Beziehungssache zu sein, ob man dann tatsächlich irgendwann eingelassen wird…Deshalb können wir es kaum glauben, dass wir heute hier einfach so eintreten können. Keine Polizisten und Kontrolleure am Eingang. Im "Einkaufszentrum" selbst gibt es einige exklusive Läden, wie zum Beispiel adidas, aber nichts von dem, was wir oder der Normalkubaner wirklich brauchen kann und das Lebensmittelgeschäft hat geschlossen…deshalb auch keine Schlange vor dem Eingang!
Wir fahren wieder zurück in die Altstadt (wobei in Havanna eigentlich alles alt, verfallen oder pastellbunt angemalt ist), stärken uns unterwegs noch mit ein paar Churros und geben die Fahrräder wieder zurück. Dann noch einen Kaffee und eine Zigarette auf dem Plaza vieja, ehe wir nachhause zurückkehren um zu Packen. Mittlerweile kennen wir uns in unserem Viertel/Barrio richtig gut aus.
Randbemerkung: Wer hätte gedacht, dass wir das in Kuba erleben würden, ist es doch eigentlich ein deutsches Phänomen: Seit 2 Tagen haben wir kein Klopapier mehr! Und auch Eduardo kann nicht eine neue Rolle auftreiben… Also ist es wohl an der Zeit weiter zu ziehen.
Mehr als eine Randbemerkung: Via Whatsapp erreicht uns eine unglaublich tolle Nachricht! Mein Eltern schenken uns zu Svens bevorstehenden Geburtstag (und zum "Aufpäppeln") 4 Nächte in einem All-in-Hotel in Varadero. Freudentränen!
Doch zuerst einmal auf nach Vinales?!
Samstag 02.02.21
Wie vereinbart erscheinen wir schwer bepackt mit unseren Rucksäcken um 9Uhr am Taxistand. Wir sind bepackt mit all unseren Sachen und vielen Erfahrungen und sowas von bereit Havanna zu verlassen. Erwartungsgemäß klappt es aber nicht reibungslos…
Unser Taxi-Vermittler, mit dem wir gestern eigentlich den Preis 2500 Pesos ausgemacht haben, teilt uns mit, dass wir doch bitte alles in € bezahlen müssen. Da wir unsere letzten Euros als Notreserve behalten wollen, versuchen wir erstmal weiter auf Pesos zu beharren - despacio! Langsam! Der Vermittler erklärt uns, dass der Taxifahrer für die "Erlaubnis" überhaupt Touristen von A nach B (außerhalb der Provinz) fahren zu dürfen, dem Staat vorher eine Gebühr in Euro zahlen muss. Das kann man glauben oder auch nicht, doch was bleibt uns am Ende übrig? Wir einigen uns auf 50€ und den Rest in Pesos. Das Taxi erscheint eine halbe Stunde später. Der Fahrer bekommt 3000 Pesos, davon einen Teil vom Vermittler und die restlichen 1250 Pesos von uns, die 50€ behält unser Vermittler. Naja der Mehrwert scheint seine Provision gewesen zu sein.
Dann beginnt die abenteuerliche Taxifahrt.
Zunächst quer durch Havanna, wo der Fahrer noch einen Bogen dreht, um einen Wagenheber bei seinem Bruder abzuholen. Okay, lieber auf Nummer sicher. Gerade sind wir auf dem Highway raus aus Havanna, als sich ein anderes Taxi neben uns setzt und sich beide Fahrer (bei voller Fahrt) mit heruntergelassenen Fenstern verständigen. Beide Wagen stoppen auf dem Seitenstreifen. Unser Fahrer erklärt uns, dass die Fahrt im anderen Wagen weitergeht, da irgendwas nicht mit seinem Hinterrad stimmt. Der Preis bleibt wie besprochen und wir steigen um. Der neue Fahrer ist ein weiterer Bruder und fährt ebenfalls ein staatliches gelbes Taxi.
Der Highway, der nur wenig mit unseren deutschen Autobahnen gemein hat, führt vorbei an Palmen, Plantagen und ganz viel Grün, das unseren Augen nach über einer Woche Havanna extrem gut tut. Je weiter wir uns von der Hauptstadt entfernen, umso mehr Pferdekutschen und Ochsenkarren sind auf dem Highway unterwegs. Zwischen den Provinzen gibt es Checkpoints, die streng von der Polizei bewacht werden. Den Einheimischen ist es im Moment nicht erlaubt sich zwischen den Provinzen zu bewegen. Uns Touristen ist es gestattet, allerdings eben nur in einem offiziellen/staatlichen Taxi. An den Checkpoints wird sehr unterschiedlich mit uns Reisenden umgegangen. Mal dürfen wir einfach durch fahren, mal messen sie unsere Temperatur und mal nehmen sie unsere Pässe mit und wir müssen warten. Doch wir kommen ohne Probleme durch die Kontrollen und dürfen passieren.
Wir fahren gerade mit ca. 120 km/h, was bei dieser schlaglochgespickten Straße Lichtgeschwindigkeit gleicht, als es plötzlich einen lauten Knall gibt. Der Fahrer schaut zu uns in den Rückspiegel mit einem fragenden Blick. Wir schauen fragend zurück. Wenige Sekunden später fährt er stark bremsend rechts ran. Wir haben einen Platten!
Zum Glück hat auch er einen Wagenheber und das nötige Werkzeug, sowie einen Ersatzreifen dabei. Im Alten Reifen klafft ein großes Loch, kein Wunder bei dieser Fahrbahn und den unterschiedlichsten Gegenständen, die hier herumliegen. Wir sind tiefenentspannt, kann uns solch eine Kleinigkeit doch nicht mehr aus der Ruhe bringen. Schon wenige Minuten später ist der Reifen gewechselt und die Fahrt geht weiter, nicht weniger rasant als zuvor.
Wenig später biegen wir von der Autobahn ab und fahren die kurvenreiche schmale Bergstraße nach Vinales viel zu schnell. Als wir den Fahrer darauf ansprechen, dass er sehr schnell fährt, sagt er nur "Ja, das stimmt. Die Touristen haben immer etwas Angst, aber ich fahre immer so.". Na gut. Zum Glück gibt es auf dieser Straße einige monströse Schlaglochgruben, die unseren Formel1-Fahrer immer mal wieder runterbremsen und uns einen Moment Zeit geben unsere schweißnassen Hände an unseren Hosen abzuwischen…
Angekommen in Vinales: Farmen, Tabakplantagen, Schweine, Hühner, Pferde, Kühe, Geier, Natur pur. Hier scheint erst recht die Zeit stehen geblieben zu sein. Ein schmaler sandiger Weg führt uns zu unserer wunderschönen mit Palmenwedeln und Stroh gedeckten Hütte umgeben von Kokospalmen und Bananenpflanzen. "Guajiros" reiten auf ihren Pferden an unserem Grundstück vorbei, Hühner laufen über den Rasen und wir werden nett empfangen. Den restlichen Nachmittag sitzen wir ganz entspannt in unseren Schaukelstühlen und lassen das ländliche Treiben auf uns wirken. Später werfen wir noch einen Blick vom nahegelegenen Hotel Jazmines in das unter uns ausgebreitete Tal von Vinales. Der Ausblick ist spektakulär.
Am Abend bekommen wir noch ein gigantisches "Dinner" serviert: Grüne Tomaten, Salat, Gemüse, Reis, Suppe,( Chicken für Sven) und zum Nachtisch "Flan" (selbstgemachtes Dessert). Wir schaffen nur die Hälfte, der Rest wandert in unsere Tupperdosen für Morgen.
Samstag 03.02.21
Heute stehe ich erst auf, als ich höre, wie Loius (unser Hausherr) das Frühstück an den Tisch in dem Pavilion neben unserer Hütte bringt. Verschiedenes Obst (Banane, Ananas, Papaya), Wurst, Käse, Brötchen, Butter, kleine Pancakes, Honig, Kabapulver, heißes Wasser, Tee, Milch und eine ganze Kanne voller Kaffee (Sven im Glück) stehen auf dem Tisch. Herrlich diese Auswahl, bestand unser Frühstück in Havanna doch meist aus trockenen Brötchen oder Müsli mit Wasser. Nach diesem Festmahl läuft es sich gleich viel besser. Da wir etwas oberhalb von Vinales wohnen, dauert es eine ganze Weile bis wir den Ortskern erreichen. Circa 3 km führt uns der Weg meist entlang der kurvigen Straße. Diese wird gesäumt durch bunte einstöckige Häuschen mit Veranda und den obligatorischen Schaukelstühlen. Oberhalb des Ortseinganges ist auch hier ein Checkpoint eingerichtet. Wir werden gefragt, wo wir wohnen und die Temperatur wird gemessen. Und weiter geht's. Zahlreiche casa particulares (private Ferienwohnungen) reihen sich aneinander und es lässt sich erahnen, welcher Touristenrummel hier normalerweise herrscht. Jetzt sehen wir während unseres gesamten Aufenthaltes nur einen einzigen Touristen, der etwas verloren wirkt, doch bevor wir mit im ins Gespräch kommen können, ist er auch schon weitergelaufen. Wir spazieren durch die hübschen Straßen, zahlreiche Männer sind auf oder mit ihren Pferden unterwegs. Neben Kutschen und Ochsenkarren fahren auch hier die bunten amerikanischen Oldtimer durch die Straßen und bieten immer wieder ein schönes Fotomotiv.
Das absolute Highlight ist aber der Nationalpark, der uns mit seinen hoch emporragenden, grün bewachsenen Karstfelsen umgibt. In einem kleinen Cafe an einer Straßenecke machen wir Pause und sind ganz begeistert, dass wir uns sogar setzen und am Tisch die Masken abnehmen dürfen. Wir trinken beide einen Guarapo, den aus Zuckerrohr gepressten Saft mit viel Eis. Ein Nationalgetränk, das mir ganz gut, Sven eher weniger schmeckt. Gestärkt ziehen wir weiter. In einem kleinen Supermarkt, in dem es auch eigentlich nichts anderes gibt, decken wir uns mit Wasser ein. Danach landen wir - zum ersten Mal - tatsächlich in einem "Panamerica". Hier gibt es zwar mehr Auswahl, sogar Nudeln und Reis, doch sind die Preise in US-Dollar und man müsste mit Kreditkarte bezahlen. Das ist uns für ein paar Bier (Cola gibt es auch hier nicht) zu kompliziert. Aber immerhin, wir waren endlich mal drin (ein vergebliches Unterfangen in Havanna).
Etwas später können wir unseren Augen kaum trauen: ein richtiges Restaurant, in dem man sich setzen darf! Spaghetti Napoli und Kroketten mixta haben noch nie so gut geschmeckt.
Wir machen noch 2 Fahrräder für Morgen klar danach begeben wir uns wieder auf den Heimweg.
Am Abend laufen wir noch durch unsere Nachbarschaft, die sehr authentisch ist. Die Menschen leben in einfachen Häuschen oder Holzhütten, gekocht wird auf offenem Feuer, meist steht ein Pferd vor der Hütte angebunden. Eigentlich wollten wir einen Aussichtspunkt erreichen, um in das Tal mit Sonnenuntergang zu schauen, doch die Dämmerung ist aufgrund der Nähe zum Äquator nur ganz kurz und wir kehren wieder um, bevor es völlig dunkel ist.
Ein sehr schöner Tag an einem wundervollen Ort.
Samstag 04.02.21
Wie ausgemacht treffen wir uns mit Roberto um 10 Uhr am Hotel Jazmines, nur ein paar Gehminuten von unserem Casa entfernt. In Vinales hatten wir gestern an einem Stand, wo man Fahrräder aufpumpen kann, nach Rädern gefragt. Der Mann telefoniert kurz, dann kommt Roberto angefahren und bietet uns zwei Räder für jeweils 10€/Tag an. Er bringt sie uns sogar hoch zum Hotel und wird sie dort auch am nächsten Morgen wieder abholen. Muy bien!
Zuerst passieren wir wieder den Checkpoint zum Temperatur messen, kurz danach biegen wir von der kurvigen Hauptstraße auf einen steil ins Tal abfallenden Feldweg ein. Wir kommen nur langsam voran, da es an jeder Ecke etwas zum fotografieren gibt: angepflockte Ochsen oder Pferde, rostbraune Felder, strohbedeckte Trockenscheunen für den Tabak eingerahmt von den grün überwucherten Felsmonolithen. Manche der Ochsen weichen zurück, andere stellen sich uns erst einmal in den Weg, sodass wir im größtmöglichen Abstand an ihnen vorbei trippeln. Soviel Natur und Weite tut uns gut. Wir hätten echt etwas verpasst, wenn wir gleich nach Varadero gefahren wären!
Auf kleinen schmalen Pfaden führt uns der Weg in Richtung "Mural de la Prehistoria", einem gigantischen bunten Wandgemälde auf einer Felswand, das die Evolutionsgeschichte vom Saurier bis zum Menschen abbildet. Ein Teil des überdimensionalen Bildes ist etwas verwittert, der andere Teil bekommt gerade von einem Kletterer einen neuen Anstrich. Das Gelände ist geschlossen, was aber nicht weiter stört, da man das Kunstwerk auch aus etwas Entfernung gut betrachten kann. Zwischen den Bergen hindurch fahren wir weiter ins "Valle de Palmanto". Ein fruchtbares Tal, in dem aufgrund zahlreicher Überschwemmungen kaum noch menschliche Siedlungen vorhanden sind. Es ist geprägt von Landwirtschaft und die Bauern kommen mit dem Pferd geritten, um nach ihren Feldern oder Ochsen zu schauen.
Nach einer kurzen Rast im Schatten eines verlassenen Hauses und einem schüchternen Besuch von einigen braunen, unglaublich niedlichen Babyschweinen, wird uns klar, warum der Mann im Besucherzentrum uns überrascht angesehen hat, als wir ihm gestern erzählten, dass wir ohne Guide durch die Täler fahren wollen. Es gibt keine Hauptverbindungswege, von Straßen oder gar Schildern ganz zu schweigen. Das Tal ist durchzogen von kleinen Feldwegen und Trampelpfaden. Zum Glück kann man sich an den Felsen und Bergen gut orientieren. Der Weg wird immer abenteuerlicher und zum Teil ist er so matschig, dass man die Hufabdrücke der Pferde und Ochsen ca. 30 cm im lehmigen Boden versinken sieht. Da hilft nur noch schieben, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Vielerorts sehen wir Bauern, die mit zwei Ochsen und einem einfachen Holzpflug die Felder bestellen. Reiter reiten an uns vorbei und wir sind total verzaubert von Charme dieses Ortes, fühlen wir uns hier doch in die Vergangenheit zurückversetzt. Wir fragen uns bei den Bauern und "guajiros" ("einer von uns/Landbewohner") durch, um immer wieder den richtigen Weg nach Vinales zu finden. Aber anscheinend führen alle Wege irgendwie irgendwann nach Vinales… Nach einigen Stunden auf und ab, in der hügeligen Landschaft, treffen wir wieder auf Wohnhäuser, die langsam dichter werden, bis wir schließlich im Zentrum des Ortes ankommen. Ein seltsames Gefühl, waren wir doch eben noch in einer ganz anderen Welt. Wir stärken uns mit dem Zuckerrohrsaft Guarapo, einem eisgekühlten Bier und Spaghetti, die so gar nicht schmecken, ähneln sie doch eher Wasserleichen als Nudeln. Dafür gibt es im Anschluss noch leckeren Kuchen und eine Pause auf dem Hauptplatz des Ortes. Aus einem großen Lautsprecher tönt kubanische Musik, unterbrochen von regelmäßigen Apellen zur Einhaltung der Hygienemaßnahmen.
Wir machen uns wieder auf den Heimweg und ich bin ganz überrascht, dass wir es schaffen die ewig ansteigende Bergstraße bis nach oben durch zu fahren. Zum erstem Mal kann ich nachvollziehen, wo der Reiz beim Mountainbiken liegt.
Den Abend verbringen wir ganz entspannt bei uns und essen noch einmal die leckere Suppe von unserer "Gastmama".
Ein wundervoller Tag und das Highlight unserer bisherigen Reise.
Samstag 05.02.2021
Ein entspannter (bewegungsarmer) Tag in unserem Casa. Um 10 Uhr bringen wir die Fahrräder wieder zurück. Danach genießen wir die Sonne in unseren Schaukelstühlen, spielen und ziehen Fotos auf den Laptop. Schon jetzt sind es über 1000 Stück.
Am Abend essen wir wieder Dinner in unserem Casa. Sven bekommt heute Hummer, die Spezialität des Hauses und obwohl er nicht der größte Fan von Meeresfrüchten und Schalentieren ist, schmeckt es ihm sehr gut.
In der Dämmerung und in der Nacht schmecken wir den zahlreichen winzig kleinen Fliegen auch sehr gut. Am nächsten Morgen sind wir übersäht von kleinen juckenden Bisswunden, die uns noch lange begleiten sollen. Der bunten Kröte, die im Dachgebälk wohnt ist das alles egal.
Samstag 06.02.2021
Heute ist unser letzter Tag im Valle de Vinales und wir haben eine Tour durch den Nationalpark mit einem Guide gebucht. Wir haben eine Weile hin und her überlegt, ob sich die 16€ p.P. lohnen würden, doch es war jeden Cent wert. Um 10 Uhr holt Andre uns an unserem Casa ab und wir streifen wieder auf kleinen Trampelpfaden kreuz und quer durch den Nationalpark.
Er kennt jede Pflanze und erklärt uns deren Wirkung und Nutzen. Da die Menschen hier in Kuba meist nur schwer an Medikamente kommen, haben Heilpflanzen für sie noch eine enorm wichtige Bedeutung. Jedes Blatt und jedes Kraut ist für etwas anderes gut und Andre kennt sie alle von seinem Großvater. Er erzählt auch ganz unverblümt von den Problemen in Kuba, dem Embargo der USA, den ungerecht unterschiedlichen Profiten zwischen Tabakbauer & Staat und wie schwierig die Situation aktuell mit Corona für die gesamte Region ist.
Wir besuchen auch zwei Tabakplantagen, in denen wir die einzelnen Schritte vom Anbau über das Trocknen bis zum Rollen der fertige Zigarren gezeigt bekommen. Die Zigarre dürfen wir auch direkt rauchen und mir schmeckt sie wesentlich besser, als die in Havanna.
Völlig verschwitzt und noch zerstochener als zuvor machen wir uns bei 32 Grad wieder auf den Rückweg. Die atemberaubende Landschaft verzaubert uns immer wieder aufs Neue. Ein toller Ausflug mit vielen interessanten Informationen und einem sehr netten Guide.
Samstag 07.02.2021
Heute verlassen wir Vinales wieder. Wir ziehen weiter nach Varadero, einen Ort, den wir außerhalb der Corona-Krise nicht unbedingt angesteuert hätten. Auf diesem 20 km langen Landzipfel (der nur ein paar hundert Meter breit ist), reiht sich ein all-inklusiv-Hotel neben das andere. Doch aktuell ist es genau das Richtige. Uns lockt der Karibik-Strand und das "Rundum-sorglos-Paket".
Unser Taxi holt uns um 10 Uhr an unserem Casa ab. Ausgehandelt haben wir 5000 Pesos, ein stolzer Preis, aber immerhin können wir in Pesos zahlen. Wir fahren wieder die kurvige Straße zurück bis zum Highway. Diesmal in entspanntem Tempo. Unser Fahrer fährt vorsichtig und scheint ein bisschen nervös wegen den Checkpoints zu sein. Schon am ersten Checkpoint gibt es Diskussionen. Der Polizist schüttelt den Kopf, als der Taxifahrer sagt, er wolle uns nach Varadero fahren (dazu muss er mehrere Provinzen durchqueren, in denen Vinales, Havanna und Varadero liegen, circa 350km). Ein anderer Polizist kommt dazu, wir werden beäugt und zeigen unseren Test negativo… schließlich dürfen wir doch weiter fahren. Beim nächsten Checkpoint schließt unser Fahrer vorher die abgedunkelten Rückfenster und erzählt dem Polizisten, dass er uns nur bis Havanna bringen will. Ab dann werden wir durchgewunken oder müssen maximal unsere Stirn hinhalten, um die Temperatur gemessen zu bekommen. In Havanna fahren wir wieder am uns vertrauten Malecon entlang, als unser Taxi neben einem schönen Oldtimer-Taxi anhält. Wir sollen umsteigen! Seit gestern wurden die Corona-Regelungen noch einmal verschärft und unser Fahrer darf nicht rüber nach Varadero fahren. Das andere Taxi kommt aus Varadero (und hat Leute nach Havanna gebracht) und kann uns deshalb auf dem Rückweg mitnehmen. Uns soll es recht sein! Wir steigen unverhofft in diesen schönen gepflegten Buick Oldtimer Jahrgang 1954 um (der Suzukimotor ist nachträglich eingebaut) und "weiter geht die wilde Fahrt!" Nach 2 Stunden erreichen wir unser 4-Sterne-Hotel und finden uns in einer völlig anderen Welt wieder. Ein Page desinfiziert unsere Rucksäcke und führt uns dann durch einen schönen Garten, am Pool vorbei zu den Bungalow-Häuschen und unserem Zimmer. Das Zimmer gleicht eher einer Suite, von einem großen Über-Eck-Balkon haben wir einen tollen Blick auf den palmengesäumten Pool und können es immer noch nicht fassen… Nach den teilweise doch beschwerlichen Tagen in Havanna ist das hier ein absoluter Traum, den wir sehr zu schätzen wissen. Muchas gracias an Jürgen & Traudl!
Mit unserem ersten all-in-Cocktail (Pina Colada con/sin alcohol) von der Strandbar bestaunen wir den 20km langen (fast menschenleeren) weißen Sandstrand und das türkisblaue karibische Meer. Wow!
Ein Sandwich - mit Mayo und Ketchup - ist für mich das erste kulinarische Highlight, aber nicht das Letzte. Das surreal anmutende Abendbuffet übertrifft unsere kühnsten Vorstellungen. Neben Vor- und Nachspeisen, Obst und Käsevariationen gibt es verschiedenste Fisch- und Fleischgerichte, Pizza, Pasta und Eiskrem… Ein krasser Kontrast zu der Situation außerhalb der Hotels. Wir können uns erst einmal gar nicht entscheiden und unter unseren Masken läuft uns schon das Wasser im Mund zusammen. Als der junge spanische Küchenchef mitbekommt, dass Monique kein Fleisch isst, holt er kurzerhand von seinem selbstgemachten Seitan und empfiehlt ihr zum Frühstück frische Reismilch…
Am Abend spielt draußen eine tolle kubanische Band und ehe wir uns versehen, tanzen wir und ein paar andere - unterstützt durch unsere geduldige Cartaya (die hier für die Animation zuständig ist) zu dem Salsa Rhythmus. Wir werden schnell von anderen Gästen, die uns erstmal mit "Backpacker?!" ansprechen, eingeladen, uns dazu zu setzen und verbringen einen lustigen Abend zusammen.
Samstag 08.02.21
Gestärkt durch das ebenso beeindruckende Frühstücksbuffet wollen wir uns gleich an die weitere Planung unserer Reise machen (um dann auch entspannt unsere Zeit hier genießen zu können). Hier können wir problemlos das Internet nutzen und zunächst sieht alles ganz gut aus: wir finden bei fluege.de einen bezahlbaren Flug nach Costa Rica und wollen anschließend an der Rezeption fragen, welche Infos sie hier vor Ort haben, wollen Preise vergleichen und warten schließlich auf einen "Reiseleiter" von Tui. Der hat eine krasse Neuigkeit für uns: Alle Flüge von Kuba aus nach Süd-/Mittel-/Amerika sind gestrichen worden! Heute fliegt der letzte Flieger nach Kanada, danach gibt es nur noch Flüge von & zurück nach Europa… Bäng! Für einen kurzen Moment sind wir geschockt und traurig, Kuba scheint sich zur Sackgasse zu entwickeln, vorbei der Traum, von hier aus munter weiterzureisen… Doch irgendwie sind wir es mittlerweile gewohnt, dass nichts so funktioniert, wie geplant, dass wir uns schnell mit der einzigen Alternative anfreunden: Wir werden am Freitag zurück nach Deutschland fliegen (bevor wir gar nicht mehr wegkommen) und dann weitersehen. Vielleicht starten wir dann wieder mit dem Camper? Vielleicht wieder nach Griechenland? Auf jeden Fall erscheint uns die Situation hier zu unvorhersehbar und im Grunde hat niemand sichere Informationen. Zurück nach Europa zu fliegen hat auch etwas "Beruhigendes". Da wir aber von hier aus keinen Flug buchen können, muss nochmal unsere Homebase (Papa) einspringen. Schon zwei Stunden später ist der Rückflug gebucht und auch den Transfer zum Flughafen Varadero haben wir vor Ort für 10€ p.P. geregelt (ein Taxifahrer wollte 1250 Pesos). Auch wenn wir eigentlich gerne noch weiter gereist wären, fühlt sich die jetzige Entscheidung richtig an.
Nachdem jetzt alles klar ist, stellt sich zum ersten mal ein Gefühl von Entspannung ein. Wir genießen die Sonne, das Meer das Essen und die abendliche Tanz- und Gesangsshow "Las Vegas" …zwischendrin fließt der Cuba Libre, Daiquiri oder Pina Colada weiter munter die Kehlen der durstigen Touris hinunter.
Als wir dann erfahren, dass die notwendige Verlängerung des Hotelaufenthaltes um eine weitere Nacht uns hier 300€ kosten soll, tragen wir diese willkürlich anmutende Abzocke mit Fassung. Was bleibt uns auch anderes übrig…
Samstag 09.02.21
Am Morgen beschließt Monique, doch noch mal ihren Papa zu bitten, die zusätzlich benötigte Nacht im Hotel von Deutschland aus zu buchen…und siehe da: jetzt kostet uns die Nacht "nur" 150€!
Unterkünfte von Kuba aus zu buchen ist grundsätzlich schwierig, Seiten wie "booking.com" oder "AirBnB" funktionieren in Kuba nicht. Wahrscheinlich, weil es amerikanische Seiten sind. Man kann zwar alle Unterkünfte finden, aber nicht buchen. Das macht das individuelle Reisen (besonders während Corona) zusätzlich schwierig. Auch die wenigen anderen Reisenden, die wir getroffen haben, nutzen einen Kontakt zu Freunden oder Familie zu Hause, um Unterkünfte oder Flüge von dort aus buchen zu lassen. Manchmal eine echte Herausforderung wegen der instabilen Internetverbindungen und der bestehenden Zeitverschiebung von 6 Stunden.
Wir verbringen einen typisch entspannten all-in-Tag zwischen Strand und Buffet. Die Sonne brennt heiß vom Himmel und ein bisschen unterschätzen wir, dass wir bisher ja kaum in Badesachen am Strand lagen. Die neu entblößten Stellen beschweren sich am Abend mit einem leuchtenden Rot.
Am Nachmittag unterhalten wir uns mit Cartaya vom Animationsteam. Sie ist 25 und erzählt uns wie schwierig es ist zwischen den beiden Welten im und außerhalb des Hotels zu leben. Eigentlich hat sie "economy" studiert und für den Staat in einem Büro gearbeitet. Dort bekam sie umgerechnet 10€ im Monat. Eine unglaubliche Zahl. Daraufhin hat sie die Branche gewechselt, was nicht leicht war da alle mit Touristen arbeiten wollen. 200 Bewerber für 50 Plätze, danach noch 1 1/2 Jahre Hotelschule. Jetzt bekommt sie 65€ im Monat, was auf jeden Fall über dem Durchschnittseinkommen liegt, trotzdem aber nicht reicht, um sich eine Zukunft aufzubauen. Die Menschen kommen zwar alle irgendwie über die Runden, doch haben sie keine Perspektiven und Möglichkeiten auf etwas hinzuarbeiten oder ein Ziel zu verfolgen, geschweige denn sich selbst zu verwirklichen. Alle träumen von einem Wandel oder wollen nach Deutschland, was für sie Unsummen kostet und daher unmöglich ist. Zwar sind die Menschen gefangen in einem System und damit auch sehr unzufrieden, doch strahlen sie eine Lebensfreude aus und leben untereinander mit solch einer Hilfsbereitschaft, von der wir uns eine große Scheibe abschneiden könnten. Wir wissen oft nicht, wie gut es uns in Deutschland geht und vergessen in unserem Alltag und den so groß erscheinenden Problemen, den Blick und die Dankbarkeit für die wesentlichen Dinge, die in Deutschland die allermeisten Menschen im Überfluss haben.
Samstag 10.02.2021
Svens Geburtstag!
Für den Vormittag haben wir einen Ausflug zur Coral Bay zum Schnorcheln gebucht. Da das Wasser recht flach ist und man genau wissen muss, an welchen Stellen man über die Korallen hinwegschwimmen kann, nehmen wir vor Ort einen Guide. Bewaffnet mit Brot in Flaschen schwimmen wir los. Zwar sind die meisten Korallen braun, doch gibt es einige bunte Fischarten zu entdecken. Diese wissen genau, was passiert, wenn Menschen mit Plastikflaschen auftauchen und schwimmen in große Schwärmen so dicht an uns heran, dass wir sie berühren können. Unser Guide zeigt uns spannende Korallenformationen und gibt uns einen Seestern, der sich munter bewegt, sowie einen großen Seeigel und eine riesige Muschel in die Hand. Ein sehr gelungener Ausflug.
Nach dem Mittagessen zurück im Hotel entspannen wir mit Mandy und den anderen Deutschen bis die Sonne untergegangen ist. Auch ein paar Pelikane schauen immer mal wieder am Strand vorbei und tauchen im Sturzflug nach kleinen Fischen im seichten Wasser. Im abendlichen roten Licht schwimmen wir noch einmal im Meer und nach dem Abendessen bestaunen wir die heutige Hotelshow.
Die Champagnerflasche, die Sven zum Geburtstag vom Hotel geschenkt bekommen hat, muss noch bis morgen warten. Von den anderen bekommt er einen Kuchen vom Buffet mit einer Geburtstagskerze und einem Ständchen.
Ein sehr schöner Tag!
Samstag 11.02.2021
Ein weiterer entspannter Tag am Strand. Zusammen mit Mandy fahren wir am Vormittag Tretboot, was genauso wie die Kajaks und die Katamaranfahrt inclusive sind. Wir füttern einen Möwenschwarm, der über unserem Boot in der Luft zu stehen scheint, mit Brot vom Buffet und werden zum Dank hin und wieder von Möwendreck getroffen.
Auch Mandy hatte ein halbes Sabbatjahr eingelegt, das für sie leider schon nach dieser Reise endet. Sie erzählt von ihren ursprünglichen Plänen und wie auch diese von Corona durchkreuzt wurden. Es tut gut immer mal wieder andere Reisende zu treffen, die in der gleichen Situation stecken wie wir. Auch sie war jetzt in verschiedenen Ländern unterwegs, jedoch zwischendurch immer wieder zuhause, um die nächste Etappe zu planen. Was sich für sie als sehr gut herausgestellt hat, das sie so Zeit hatte die vielen Erfahrungen erst einmal setzen zu lassen bevor es ins nächste Abenteuer ging. Wir sind uns einig, dass wir trotz dieser verrückten Zeiten, eine unvergessliche Zeit hatten und es sich trotzdem absolut trotzdem lohnt aktuell zu reisen. Mir hat es sehr gut getan mal eine Frau auf unserer Reise kennen zu lernen (waren es in den letzten Monaten doch meistens Männer) mit der ich mich sehr auf einer Wellenlänge gefühlt habe, mich austauschen konnte und tiefergehende Gespräche führen durfte. Danke für die schönen Momente mit dir und auf ein Wiedersehen irgendwo auf diesem Planeten, vielleicht in deiner Stadt ;).
Am Abend findet eine kleine Geburtstagsparty für Markus statt und wir tanzen barfuß durch die Nacht. Auch ein paar Angestellte des Hotels schwingen gekonnt ihre Hüften.
Samstag 12.02.2021
Unser letzter Tag in Kuba.
Sven schleicht morgens schnell nochmal durch den Garten, um doch noch einen Kolibri fotografieren zu können, aber die Kerlchen sind einfach zu flink. Immerhin finden sich ein paar schöne Geckos in Lauerstellung zum Ablichten. Auch die Pelikane wollen ausgerechnet heute nicht mehr zum Fototermin erscheinen…es bleibt bei ein paar verwackelten Aufnahmen der Tage zuvor.
Nachdem wir alles gepackt und unsere Rucksäcke bei Silvia und Jan im Zimmer verstaut haben, da wir unseres schon um 11 Uhr verlassen mussten, geht es an den Strand. Noch einmal richtig Sonne tanken, bevor es zurück ins aktuell sehr kalte und schneebedeckte Deutschland geht. Die Stimmung ist trotz der heutigen Abreise gut und wir genießen die letzten Stunden im Land. Nach einem letzten Bad im Meer gemeinsam mit Mandy, geht es am Abend dann auch schon los. Noch schnell plündern wir das Buffet und packen uns etwas Wegzehrung ein, ehe um kurz vor 19 Uhr dann auch schon der Bus vor dem Hotel steht. Alle sind gekommen um uns zu verabschieden. Mit weißen Tüchern und Masken stehen sie winkend am Eingang als wir in den Bus einsteigen. Auch an euch vielen Dank für die schöne gemeinsame Zeit und diesen besonderen Abschied.
Der Bus sammelt an den wenigen noch geöffneten Hotels (gerade einmal 5 von 60 Stück in Varadero) noch weitere Gäste ein, ehe wir zum Flughafen fahren. Dort steht vor dem Gelände bereits eine Schlange von Taxis, in die wir uns mit dem Bus einreihen. Bei allen Fluggästen wird mal wieder die Temperatur gemessen. Das Prozedere dauert dank kubanischer Gelassenheit eine halbe Ewigkeit. Als wir endlich aussteigen dürfen, sind wir für meinen Geschmack schon viel zu spät dran. Am Check-in-Schalter bildet sich eine Schlange, in die wir uns einreihen. Da wir auch noch unsere Pesos zurücktauschen müssen, stellt sich Sven bereits am Schalter der Bank an. Als wir mit dem Check-in dran wären steht er immer noch in der anderen Schlange, sodass ich alle vorlassen muss. Als er dann endlich dran kommt, wird ihm erklärt, dass zuerst einchecken muss, bevor er Geld tauschen kann. Das ist Kuba. Keine Info, die einen im Vorfeld darauf aufmerksam macht. Man steht zuerst eine halbe Stunde an und erfährt dann, dass es umsonst war. Ach wie schön, solch eine Situation noch einmal vor unserem Abflug zu erleben, hätten wir nach 5 Tagen all-in doch schon fast vergessen, wie die Dinge hier eigentlich ablaufen. Also erst Check-in, dann Geld tauschen. Die Wartehalle ist inzwischen fast menschenleer und ich bekomme die Krise, sind es doch nur noch 20 Minuten bis zum Boarding. Das Geldtauschen dauert nochmal eine halbe Ewigkeit und der Mann am Schalter macht keinerlei Anstalten, sich auch nur ein klein bisschen zu beeilen. Er zählt das Geld 3x und noch ein 4. Mal, ehe er uns auf einem Zettel den Betrag in Dollar notiert. Kein Wechselkurs, kein Monitor kein Quittung, keine Euros. Aber in dem Moment ist uns das alles egal. Wir nehmen die Dollar und laufen schnell weiter. Wir fragen hastig nach dem Weg, als uns eine Frau erklärt, dass wir ganz entspannt sein können, da die Maschine gerade erst gelandet ist und ziemlich Verspätung hat. Etwas entspannter geht es also zur Passkontrolle und anschließend zum Sicherheitscheck. Doofer Weise habe ich vergessen die Camping-Gabel-Löffel-Kombi aus dem Daypack zu nehmen. An das Taschenmesser hatte ich noch gedacht… Auch die Feuerzeuge nehmen sie uns ab, was uns aber klar war. Zum Glück werden auch Svens Fundstücke vom Strand nicht wirklich beachtet (Zitat Monique: "Wenn es deswegen Probleme gibt, fliege ich ohne dich!"). Alles egal, denn wir haben es doch noch rechtzeitig geschafft. Danach sitzen wir dann doch noch fast 2 Stunden mit Mandy, die auch heute zurückfliegt im Wartesaal. Aus der einzigen Maschine, die heute hier ankommt und abfliegt, steigen keine neuen Passagiere aus. Nur die Crew geht hinter der Glaswand an uns vorbei. Irgendwann beginnt dann endlich das Boarding. Aufmerksam kontrollieren ein paar Polizisten, dass auch tatsächlich nur Touristen in den Flieger steigen…
Der Flieger ist fast voll, sodass wir die 10 Stunden nur auf unseren Sitzen und nicht so entspannt, wie auf dem Hinflug im halben Flugzeug verbringen. Mehrmals geht einer der Piloten zu einzelnen Reisenden und ermahnt diese, ihre Masken korrekt zu tragen, ansonsten würde es eine Anzeige geben (der Appell der Stewardessen hat wohl nicht gereicht).
Samstag 13.02.2021
Nach einer ungemütlichen Nacht landen wir mit ca. 1 Stunde Verspätung in Frankfurt. Wir verabschieden und von Mandy, ehe meine Eltern uns draußen - mit dicken Winterjacken für uns - in Empfang nehmen. Die Sonne scheint und macht die Ankunft im Winter dadurch sehr erträglich.
Auch wenn alles nicht so gelaufen ist, wie wir es geplant hatten, war es doch eine sehr spannende und wunderschöne Zeit in Kuba. Wir haben viel über Erwartungen, Geduld und Zufriedenheit gelernt und wollen auf jeden Fall noch mehr von diesem so einzigarten Land entdecken, wenn Corona irgendwann keine Rolle mehr spielt. Noch gibt es keine neuen konkreten Pläne, wohin es als nächstes gehen wird, doch wir sind neugierig auf das was noch kommt und guter Dinge, dass wir eine besondere Zeit haben werden, ganz egal wo auf dieser wundervollen Welt!
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