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#009 Camping direkt am Meer, schmale Straßen durch Bergdörfer und ausgebremst vom Lockdown

Autorenbild: Ein Jahr voller SamstageEin Jahr voller Samstage

Unterwegs im Westen des Peleponnes (Griechenland).


Samstag 16.10.20

Erstmal ankommen in Griechenland! Ein ganz entspannter Vormittag auf dem Campingplatz, auf dem wir gestern am späten Abend nach der langen Fährfahrt und noch längerer Suche im Dunkeln, vorbei an rostigen Schildern, die wir nicht lesen können, angekommen sind. Wir räumen ein bisschen auf und genießen die Sonne und das warme Wetter (25 Grad).

In Kroatien (Zadar) haben wir Stefan kennengelernt. Auch er wollte noch nach Griechenland und wir haben seitdem über WhatsApp Kontakt gehalten. Und tatsächlich kommt auch er und sein Hund Akimba mit der Fähre in Patras an. Wir haben ihm den Campingplatz verraten und am Nachmittag steht er plötzlich da. Bei ihm wurde bei der Einreise kein Coronatest gemacht. Uns ist nicht ganz klar, nach welchen Kriterien die Beamten auswählen, wer zum Test muss und wer nicht.

Noch schnell fahren wir mit den Fahrrädern in das nächste kleine Städtchen und ich bin gleich hin und weg vom chaotischen aber sehr charmanten Charakter. Griechenland ist noch einmal ganz anders als all die anderen Länder, die wir zuvor bereist haben. Wesentlich fremder und spannender. Wieder zurück verbringen wir einen tollen Abend mit Stefan, essen gemeinsam und haben richtig gute Gespräche.

Da sich innerhalb der ersten 24 Stunden nach unserer Einreise niemand bei uns gemeldet hat, ist unser Testergebnis negativ und wir können ungestört reisen.

Samstag 17.10.20

Wir verbringen noch einen weiteren Tag mit Stefan. Am Vormittag ganz entspannt auf dem Campingplatz. Wir sitzen unter Olivenbäumen und haben uns viel zu erzählen. Es ist schön mal wieder etwas mehr Zeit mit einer Person zu verbringen und so über den gängigen Smalltalk hinaus, sich auch über tiefer gehende Themen auszutauschen.

Am Nachmittag machen wir gemeinsam einen abenteuerlichen Spaziergang zum nahegelegenen Strand. Um dorthin zu gelangen müssen wir aber zuerst einen Fluss überqueren. Da wir nicht über die Brücke entlang der großen Straße laufen möchten, suchen wir einen anderen Weg. Eine alte Eisenbahnbrücke führt ebenfalls über den Fluss. Diese besteht lediglich aus einer Stahlkonstruktion und den alten Holzschwellen, zwischen denen man hinunter auf den Fluss schauen kann. Wenn überhaupt scheinen hier nur noch wenige Züge zu fahren, sodass wir über die Bahnschwellen den Fluss überqueren. Auch Akimba, der große Rhodesian Ridgeback, spaziert mit.

Hier in Griechenland werden fast alle Grundstücke von Hunden bewacht. Diese finden es gar nicht cool, dass Akimba an ihrem Zaun vorbeispaziert und so werden wir ständig von lautem Hundegebell begleitet. Akimba hingegen bleibt völlig gelassen. Auch viele Straßenhunde streunern hier durch die Gegend. Diese sind aber meist eher ängstlich und halten Abstand. Vielen ist an ihrem Verhalten uns gegenüber anzusehen, dass sie nicht gerade gute Erfahrungen mit Menschen gemacht haben.

Der Strand bei Alissos ist akzeptabel, aber kein Highlight. Wir schwimmen eine Runde und am Abend gehen wir noch in einem Restaurant essen. Die Einheimischen schauen zum Teil erschrocken, zum Teil interessiert und wundern sich über den großen Hund, der mit ins Restaurant geht und auch einen Happs Gyros abbekommt.

Samstag 18.10.20

Heute verabschieden wir uns von Stefan und Akimba. Er möchte weiter auf einen Campingplatz, wir lieber frei stehen. Kurz bevor wir losfahren bekommen wir noch mit, dass ein Camper vor 4 Tagen von einem kleinen Jungen von seinem WoMo weggelockt wurde und in der Zwischenzeit haben seine Komplizen dieses ausgeräumt. Jetzt wartet der ältere Herr hier auf dem Campingplatz auf Geld & Papiere aus Deutschland. Das macht uns etwas Angst und so suchen wir uns doch einen zwar kostenlosen Parkplatz bei einer Beachbar, auf dem allerdings noch weitere Camper stehen und wir somit nicht alleine sind. Hier fühlen wir uns gut aufgehoben.

Wir entspannen auf zwei Liegen am Sandstrand in der Sonne bei 25 Grad.

Wir hatten uns schon an Stefan und Akimba gewöhnt und es ist zunächst einmal komisch, dass die beiden nicht da sind.

Als wir am Abend vor unserem WoMo sitzen und Blog schreiben, spricht uns ein Einheimischer an. Die Scheibe an seinem Auto ist eingeschlagen und er erzählt, dass sein Geldbeutel am Parkplatz nebenan geklaut wurde, als er kurz mit seinem Sohn schwimmen war. Jetzt sucht er nach möglichen Hinweisen auf den/die Täter. Wir haben nichts gesehen und können leider nicht weiterhelfen. Doch wir sind schon etwas erschrocken und möchten hier in der Gegend vorerst nicht alleine frei stehen.

Als es später schon dunkel ist klopft es am WoMo und wir verfallen kurz in Panik.

"Nimm die Pistole!", ruft mir Sven zu und greift zur Taschenlampe. Wir versuchen irgendetwas draußen in der Dunkelheit zu erkennen, sehen aber nur etwas Merkwürdiges: eine halbe Melone tanzt vor unserem Fenster auf und ab…was soll denn das? Schließlich erkennen wir unsere Nachbarin, die uns einfach nur die Melone schenken möchte… Wir brauchen wohl noch etwas Zeit, um uns in Griechenland locker zu machen. Alles ist wesentlich fremder, chaotischer und ärmer. Den Menschen scheint es zum Teil wirklich nicht gut zu gehen und die Flüchtlings- und Coronasituation macht das ganze nicht leichter. Und trotzdem: Ich mag Griechenland bisher sehr, eben weil es noch so ursprünglich und authentisch ist.

Samstag 19.10.20

Hier auf dem Gelände des Standrestaurants fühlen wir uns sicher und haben dann doch gut geschlafen. Am Morgen tippen wir unseren Blog fertig und baden anschließend im Meer. Die Sonne scheint und es tut so gut noch einmal dem Sommer hinterhergereist zu sein und ihn auch erwischt zu haben. Wir sortieren die Fotos und essen anschließend lecker im relativ verwaisten Strandrestaurant mit Blick auf die über dem Meer untergehende Sonne. Als wir gerade unseren Blogpost hochgeladen haben, fliegt ein Schwarm Flamingos über den rot leuchtenden Abendhimmel. Traumhaft!

Samstag 20.10.20

Am Morgen brechen wir auf. Wir wollen noch ein paar Tage mit Stefan verbringen und steuern daher den Campingplatz an, auf dem er schon die beiden letzten Nächte verbracht hat. Auf dem Weg dorthin legen wir noch einen Frühstücks-Stop an der nahegelegenen Lagune ein. Wir sind uns nicht sicher, ob das, was wir da durchs Fernglas sehen, tatsächlich Flamingos sind. Aber wir sind uns sicher, dass das, was da zu tausenden auf unserem WoMo sitzt und uns nicht aussteigen lässt große Mosquitos (Tigermücken) sind! Das Frühstück essen wir also drinnen und fahren dann weiter.

Auf dem Campingplatz angekommen genießen wir erst einmal den sauberen Sandstrand und entdecken beim Schnorcheln ein paar Regenbogenfische und Seenadeln. Am Nachmittag spazieren wir noch am Strand entlang in den nächsten Ort Arkoudi. Hier gibt es Schwefelquellen, die allerdings wohl nur noch von Einheimischen, die sich den Eintritt in das benachbarte Kur-Bad nicht leisten können, genutzt werden. Der Duft nach faulen Eiern ist nicht gerade einladend und wir verzichten - trotz der gesundheitsfördernden Wirkung - auf eine Dusche unter den etwas lieblos angelegten Abflussrohren.

Auf dem Heimweg essen wir noch allerlei leckere Kleinigkeiten in einer Taverne wieder mit Blick auf das Meer und die untergehende Sonne.

Samstag 21.10.20

Zeit für etwas Kultur! Wir fahren gemeinsam nach Olympia. Die Geburtsstätte der olympischen Spiele liegt ein kleines Stück im Landesinneren. Auf einem großen Areal wurden zahlreiche Tempel, Sportstätten, Bäderanlagen und Denkmäler ausgegraben. Leider wurde wieder viel durch ein Erdbeben zum Einsturz gebracht und leider müssen die Besucher immer hinter den Absperrungen bleiben, sodass man z.B. die Mosaike nur teilweise sehen kann. Im dazugehörigen Museum bestaunen wir kleinere und größere Artefakte und bekommen so einen Eindruck, wie prunkvoll die ganze Stätte einst ausgestattet war. In einem der Tempel stand z.B. eine 13-meterhohe Zeus-Statue. Die zahlreichern kleineren Statuen, die den Weg zum Stadium säumten, mussten hingegen von den Athleten, die des unlauteren Wettbewerbes überführt wurden, als Widergutmachung errichtet werden ;)

Am Abend grillen wir auf dem Campingplatz und frieren bei gerade einmal 11 Grad in der Nacht. (Im Vergleich zu 28 Grad am Tag.)

Samstag 22.10.20

Noch immer sind wir mit Stefan unterwegs. Da in ein paar Tagen das Wetter schlecht werden soll machen wir ein paar Kilometer und fahren weiter Richtung Süden. Bei Pylos gibt es den angeblich schönsten Strand auf Peleponnes. Direkt an diesem Strand kann man leider nicht stehen, wir finden aber ein wunderschönes Plätzchen in der Bucht von Navarino nebenan und stehen in erster Reihe auf einem Campingplatz. Wir sitzen am Strand, haben die Füße im Sand und schauen aufs Meer bis die Sonne untergeht.

(Schwer vorstellbar, dass in dieser schönen Bucht vor fast genau zweihundert Jahren eine der letzten großen Seeschlachten zwischen den Engländern (und ihren Verbündeten) und den osmanischen Reich ausgetragen wurde 20.10.1827).

Samstag 23.10.20

Nachdem unsere Wäsche in der Sonne zum trocknen hängt, brechen wir heute zu Fuß auf.

Ewig lang laufen wir 4 Richtung Norden am Stand entlang. Auf dem feinen Sand lässt es sich prima laufen während uns die Wellen um die Füße spülen. Endlich kommen wir am Ende der Bucht an. Wir blicken auf kleine vorgelagerte Inseln. Eine davon ist zum offenen Meer hin dicht und grün bewachsen, zur Landseite hin fällt der weiße Fels steil ab. Uns führt der Weg noch weiter hinauf auf einen Bergkamm. Oben thronte einst eine gigantische Burganlage. Deren Mauern und Ruinen sind bis heute erhalten und bieten uns eine gigantische Aussicht. Auf der einen Seite blicken wir auf das offene Meer, auf der anderen auf Dünen und eine Lagune, dahinter erstreckt sich das Festland mit unendlich vielen Olivenplantagen und im Hintergrund hohen Bergen. Das Highlight aber ist die sog. Ochsenbauchbucht, die angeblich schönste vom Peleponnes. In einem Halbkreis wird sie vom weißen Sand umrahmt, zum Meer hin stehen schroffe Felsen, die dem Wasser nur durch einen schmalen Kanal Einlass gewähren. Dieses schimmert türkis und es sieht wirklich bilderbuchmäßig aus. Doch bevor wir uns mit dem kühlen Nass belohnen dürfen, steht noch der steile Abstieg an. Auf dem Weg hinunter kommen wir noch an einer großen Höhle vorbei. Früher wurden hier wohl die Kühe der Burg gehalten. Durch ein kleines Loch in der Decke fällt ein wenig Licht. Am Wegesrand blühen Krokusse und Alpenveilchen. Unten angekommen hüpfen wir endlich ins Meer, wobei wir eher waten als schwimmen, da das Wasser hier sehr flach ist. Traumhafte Wanderung und absolute Empfehlung!

Der Heimweg durch die große Bucht zieht sich wie Kaugummi und ziemlich platt aber glücklich gönnen wir uns ein echt leckeres Abendessen in einer Taverne direkt am Strand, ehe wir todmüde in unsere Betten fallen.

Samstag 24.10.20

Nach der gestrigen Wanderung tut ein entspannter Tag auf dem Campingplatz uns allen gut. Wir genießen die Sonne, wir dürfen eine Runde mit Stefans SUP paddeln, schwimmen und entspannen.

Am Abend schlendern Sven und ich noch ein bisschen durch das kleine Örtchen, welches sehr touristisch, aber geschmackvoll daherkommt. Zahlreiche Restaurants an der Promenade machen die Entscheidung schwer und im Hintergrund liegen einige kleine Läden und Boutiquen mit zum Teil horrenden Preisen auf Kundschaft.

Samstag 25.10.20

Den Vormittag verbringen wir am Strand direkt an unserem Campingplatz. Sven und ich wollen noch nach Pylos mit den Fahrrädern fahren. Am Mittag ist es noch zu heiß und die meisten Geschäfte machen hier sehr lange Siesta. Viele machen erst um 17 Uhr wieder auf. Also brechen auch wir erst am Nachmittag auf. Die Verbindungsstraße führt uns aus der Ortschaft heraus und steigt danach langsam aber stetig an. Die Sonne brennt immer noch heiß vom Himmel und der Anstieg ist uns dann doch zu anstrengend, zumal das Örtchen auf der anderen Seite wieder weit unten am Meer liegt und uns schon jetzt vor dem ebenso langen Rückweg graut. Also kehren wir um und verbringen den Nachmittag lieber mit Spielen und Kochen.

Am Abend machen wir ein kleines Lagerfeuer am Strand. Das Knistern des Feuers und das Rauschen des Meers passen hervorragend zusammen und sind in meinen Ohren das Geräusch von Freiheit.

Samstag 26.10.20

Aufbruch! Solange waren wir wohl noch nie am gleichen Ort. Die Bucht bei Pylos ist aber auch wirklich schön und eine absolute Empfehlung!

Es geht weiter Richtung Süden. Auf dem Weg nutzen wir noch einen der wenigen großen Supermärkte zum Einkaufen. In den meisten Ortschaften gibt es nur klein Lädchen, in denen die Lebensmittel meist auch sehr teuer sind. Wir fahren bis in den Süden des ersten Fingers des Peleponnes, von denen es noch drei weitere gibt. Der nächste Campingplatz liegt bei Finikounda. Am Abend schlendern wir durch den Fischerort, der in einer schönen Bucht liegt. Die meisten Restaurants öffnen erst um 18 oder 19 Uhr, sodass wir noch viel Zeit haben, die zahlreichen bunten Fischerbötchen zu bestaunen. In einem authentischen Restaurant essen wir noch authentischeres Essen und blicken dabei aufs Meer.

Samstag 27.10.20

Mal wieder ein entspannter Tag auf einem schönen Campingplatz direkt am Meer. Morgen soll es regnen, also genießen wir heute noch einmal die Sonne und das Meer und schnorcheln zwischen Fischschwärmen, spielen Backgammon, und machen endlich mal wieder Pizza auf unserem Pizzastein.

Samstag 28.10.20

Der erste Tag Regen in Griechenland. Schon in der Nacht war es sehr stürmisch und es hat heftig gewittert. Auch über den ganzen Tag beginnt es immer wieder zu regnen. Am Abend zieht der Wind wieder heftig an und die meisten WoMos flüchten aus den ersten Reihen, sowie auch wir es schon am gestrigen Abend getan haben. Als wir gerade draußen im Wind stehen, reißt es bei einem WoMo das Vorzelt aus den Verankerungen. Das Pärchen versucht mit aller Kraft alles wieder festzuzurren, doch selbst als wir zur Hilfe kommen haben wir keine Chance gegen den heftigen Wind. Innerhalb von wenigen Minuten kommen noch weitere Camper im Dunkel der Nacht zur Hilfe, doch selbst mit 8 Mann & Frau haben wir keine Chance. Also wird kurzerhand beschlossen alles abzubauen. Mit vereinten Kräften tragen wir das, was vom Zelt übrig ist, in einen nahegelegenen Waschraum. Es ist immer schön zu sehen, wie die Camper zusammenrücken und sich gegenseitig helfen, wenn es darauf ankommt. Ca. 2 Stunden später ist das Unwetter vorüber und wir können alle ruhig schlafen.

Samstag 29.10.20

Als wir aufwachen geht gerade die Sonne auf und es ist nichts mehr vom Regen und Sturm zu spüren. Wir packen alles zusammen und fahren weiter. Stefan, Akimba und wir sind inzwischen zu einem guten Team zusammengewachsen und das gemeinsame Reisen gefällt uns sehr.

Die Straße schlängelt sich zuerst Richtung Osten. Durch hügelige Landschaften geht es durch kleine Dörfchen, in denen die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein scheint. Immer wieder haben wir von oben eine tolle Aussicht auf die Landschaft und das Meer. Weiter geht es dann entlang der Küste Richtung Norden. Unsere Fahrt wird ständig begleitet von unendlichen Olivenhainen. Wir machen Station in Petalidi. Sven und ich schlendern durch das ursprüngliche Küstenstädtchen und kaufen ein paar Lebensmittel in kleinen Läden. Da wir so schön geparkt habe, auf einer kleinen Landzunge umgeben vom Meer, beschließen wir doch mal wieder frei zu stehen und hier die Nacht zu verbringen. Auf der einen Seite glitzern die Lichter der Stadt, auf der anderen scheint der Vollmond hell vom Himmel und spiegelt sich im Meer, am Horizont zeichnen sich die Berge des nächste Fingers schemenhaft in der Dunkelheit ab. Wir liegen im Bett und fühlen uns gemeinsam sicher während das Meer im Hintergrund rauscht.

Samstag 30.10.20

Wir werden noch vor Sonnenaufgang wach und sehen zu, wie die Sonne sich langsam über den Bergen und dem Meer hervorschiebt. Anschließend fahren wir zum nahegelegenen Markt im Ort. Entlang der Uferpromenade werden Haushaltswaren, Kleidung und Lebensmittel feil geboten. Die einen verkaufen an Ständen, die anderen von Ladeflächen von uralten Pickups oder direkt vom Traktor. Das authentische Leben spiegelt sich hier im bunten Treiben.

Im Anschluss fahren wir weiter nach Messene. Die Ausgrabungsstätte ist malerisch in den Bergen gelegen und im Hintergrund erblickt man das Meer. Wir sind beeindruckt von der Größe des Areals. Im Vergleich zu Olympia ist hier noch mehr erhalten (und alles frei zugänglich) und so spazieren wir durch alte Badehäuser, Stadien und ein Theater. Absolute Empfehlung!

Gekrönt wird das Ganze noch von einem leckeren Essen in der Taverne im kleinen Örtchen oberhalb mit Blick auf die Ruinen und das Bergpanorama. Sven und Stefan teilen sich das letzte Stück homemade Moussaka während ich leckeres Backofengemüse mit Kartoffeln esse.

Noch ein kleines Stückchen folgen wir der Straße und machen in der Abendsonne noch eine kurze Rast auf der einst 9,5 Kilometer langen Stadtmauer, ehe wir uns auf den Rückweg machen. Wir sind gerade auf dem Weg zu einem Campingplatz am Meer, als mein Papa anruft. Bei Izmir und der griechischen Insel Samos gab es ein Erdbeben und jetzt gibt es wohl eine Tsunami-Warnung für die gesamte Küstenregion. Also doch nicht ans Meer! Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch die Dunkelheit haben wir, später mal wieder dank Park4Night, ein sicheres Plätzchen bei Afara gefunden. Wir stehen hinter einer kleinen Kirche oberhalb des Ortes mit schönem Blick in die Ebene.

Samstag 31.10.20

Wir haben Glück, denn der westliche Teil des Peleponnes, auf dem wir uns gerade befinden, bleibt verschont. Im Vergleich zu den bedauerlichen Folgen in Izmir, kam die griechische Insel Samos vergleichsweise glimpflich davon.

Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort und einer erfolglosen Suche nach einem Bäcker ("Next village!"), machen wir uns wieder auf den Rückweg zu WoMo und Auto mit Dachzelt.

Eine hohe Rauchsäule steigt vom Parkplatz an der Kirche auf! Wir bekommen einen riesigen Schreck und sprinten mal kurz die Straße hinunter, bis wir erkennen, dass das Feuer im Olivenhain direkt unterhalb der Kirche brennt. Die Olivenernte hat begonnen und überall werden tüchtig Äste geschnitten und es wird geerntet. Alles was keine Verwendung findet wird in den Hainen aufgetürmt, verbrannt und steigt in Rauchsäulen in den Himmel. Also doch kein Kurzschluss oder Brandstiftung an unseren Autos…

Wir fahren wieder zurück an die Küste Richtung des zweiten Fingers. Die Straße schlängelt sich herrlich den Berg hinauf. Gigantische Aussichten und jede Menge ständig wechselnde Blickwinkel bieten sich uns hinter jeder neuen Kurve.

Im Küstenstädtchen Kardamili machen wir Rast. Wir frühstücken und schlendern durch die kleinen malerischen Gässchen, die von alten Steinhäusern gesäumt werden. Auf einem kleinen Hügel besuchen wir eine Kirche und eine kleine Burg, die ein interessantes Museum beheimatet. Ein geschichtsträchtiger Ort, denn von hier aus wurde die griechische Revolution gegen die osmanische Besatzung angeführt.

Wir fahren noch einen Ort weiter nach Stoupa und checken auf einem Campingplatz ein, der leider nicht direkt am Meer liegt. Wenige Gehminuten entfernt liegt der kleine Sandstrand eingebettet von Felsen. Duzende Liegen, die zu den Strandrestaurants gehören, reihen sich hier aneinander.

Samstag 1.11.20

Nach dem Frühstück und dem Einkauf (Sonntags) in einem erstaunlich gut sortierten Supermarkt fahren wir weiter immer der Küstenstraße Richtung Süden folgend. Je weiter wir kommen, umso ursprünglicher zeigt sich Griechenland. In den malerischen Bergdörfern scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auch ein Esel versperrt selbstbewusst die Durchgangsstraße… Unser Ziel ist die Höhle Dirou wieder an der Küste. Bei unserer Ankunft hat diese allerdings nur noch 30 Minuten geöffnet. Wir beschließen diese morgen anzuschauen und fahren zum Strand um die Ecke. Einige Camper haben ihr Lager hier schon aufgeschlagen und so tun auch wir es ihnen gleich.

Große weiße Kieselsteine werden von sanften Wellen umspült. Die Sonne lacht vom Himmel und so müssen wir einfach ins Meer springen und schnorcheln. Bis auf einen kurzen Körperkontakt mit einer Qualle ist dieser Ort einfach herrlich. Den Abend lassen wir am Lagerfeuer ausklingen.

Samstag 2.11.20

Trotz der zahlreichen Camping-Verboten-Schilder stehen viele Camper hier am abgelegenen Strand. Darunter auch einige Expeditionsmobile, sowie "August der Reisewagen", deren Besitzer schon über 7 Jahre in ihm leben und unter anderem in Afrika und bis nach Indien unterwegs waren. Nach dem Frühstück wird Stefans SUP aufgepumpt. Da Hund Akimba, wie so oft, nicht mit in die Sehenswürdigkeiten hinein darf, teilen wir uns mal wieder auf und passen auf Akimba auf, während Stefan die Sehenswürdigkeit besucht. Mit dem SUP sind wir schnell auf die andere Seite des Felsens gepaddelt, denn auf dieser Seite liegt der Eingang zur Höhle. Aufgrund von Corona findet leider nur eine abgespeckte Tour statt, das heißt 300 Meter im Boot und 300 Meter zu Fuß (insgesamt umfasst das Höhlenareal circa 14 km). Leider etwas kurz, doch trotzdem unglaublich schön und empfehlenswert. Wir sind beeindruckt von den unzähligen Stalaktiten und Stalagmiten. Es ist recht wenig los und so sind wir alleine in den Gängen unterwegs. Leider ist Svens Fotoakku schon nach kurzer Zeit leer und es gibt diesmal keine Fotos…. Ich empfinde es als ein Genuss dieses Naturschauspiel einfach auf mich wirken zu lassen und einmal ganz ohne die "Verpflichtung zum Ablichten" unterwegs zu sein.

Auch heute Abend machen wir wieder ein Feuer am Strand und feiern 3 Monate Van-Life!

Sven und Stefan sitzen noch lange, bis sie das ganze Holz verbrannt haben, was sie am Morgen mühevoll zusammengesammelt und mit Säge und Axt in kleine Stücke zerteilt haben.

Samstag 3.11.20

Am Vormittag kommen wir mit Sabine und Peter, die in "August" wohnen und reisen, ins Gespräch. Wir lauschen gespannt ihren Geschichten über Afrika und Asien und bekommen eine kleine Führung in August, dem Hauber-Oldtimer. Wir sind neugierig geworden und kaufen ihre beiden Bücher und wollen uns ggf. noch einmal treffen. Dann fahren wir weiter Richtung Süden. Herrlich ursprünglich ist dieser Teil des Peleponnes. Im Bergdorf Vathia legen wir eine Pause ein. Eng aneinander gebaut stehen die wehrturmartigen Häuschen aus Lehm und Stein. Ein großer Teil der Häuser ist verlassen. Erstaunlicher Weise sind die meisten offen und wir können hinein gehen. Kleine Räumchen, in denen zum Teil noch die zerfallende Einrichtung steht und Bilder an der Wand hängen, lassen erahnen, wie hier früher und zum Teil auch heute noch gelebt wurde/wird. In unseren Tagträumen malen wir uns aus, wie wir aus diesem besonderen Ort ein "Öko-Kreativ-Areal" machen würden…

Wir fahren weiter bis zum südlichsten Ende des Fingers. Am abgeschiedenen Kap Tenaro parken wir mit Blick auf die schöne Bucht und verbringen die Nacht wieder in einer kleinen Camper-Wagenburg. Am Abend kommt noch ein freundlicher Falkner mit seinen drei Hunden und einem schönen Raubvogel auf dem Arm vorbei. Wie selbstverständlich lässt er auch Sven seinen schönen Vogel einmal mit Handschuh halten, ehe er weiterzieht.

Samstag 4.11.20

Für diesen Morgen haben wir uns zum ersten mal seit 3 Monaten wieder einen Wecker gestellt. Wir wollen nämlich den Sonnenaufgang vom Leuchtturm aus (am südlichsten Zipfel des Peleponnes) sehen. Um 6 Uhr laufen wir los. Mit Stirn- und Taschenlampen wandern wir ca. 40 Minuten immer dem Trampelpfad folgend, den kleinen Berg hinauf. Anschließend führt der steinige Weg über einen Bergrücken bis ganz nach vorne zum Leuchtturm. Der Himmel färbt sich von dunkelrot, über orange bis gelb, ehe die Sonne uns entgegenblickt. Wir genießen dieses wundervolle Fleckchen von allen Seiten vom Meer umgeben. Auf dem Rückweg gibt es noch ein römisches Mosaik zu bewundern. Den Rest des Tages verbringen wir ganz entspannt. Wir schnorcheln in der türkisblauen Bucht und bestaunen die zahlreichen Seenadeln (lange dünne Raubfische, die ebenso erstaunt zurückschauen und dabei scheinbar reglos wie Pfeile im Wasser auf Beute lauern) und auch zahlreiche andere Fische. In einem kleinen mit Wasser gefüllten Bassin im Felsen entdeckt Sven kleine Garnelen. Diese sind sehr neugierig und setzen sich auf die Hand, sobald man diese ruhig im Wasser hält und beginnen dann mit ihren Scherenhänden an der Haut zu zupfen. Anscheinend fressen sie die kleinen Hautschüppchen.

Samstag 5.11.20

Der große Respekt, den wir zu Beginn in Griechenland vor dem Freistehen hatten ist jetzt völlig verflogen. Wir fühlen uns absolut sicher und vertrauen auf unser Bauchgefühl und parken nicht in der Nähe größerer Städte.

Nach weiteren 3 Tagen im Freien, ohne Stromzufuhr, Wasser und sogar ohne Mobilfunknetz, ist es aber versorgungstechnisch mal wieder Zeit für einen Campingplatz. Da hier am unteren Zipfel dieses Fingers weit und breit nichts ist, heißt das fahren! Die enge Straße schlängelt sich wieder herrlich durch die wilde Berglandschaft. Wir durchqueren kleine Bergdörfer und genießen immer wieder den Ausblick aufs Meer. Mal stehen Pferde, mal Esel und dann 3 Kühe vor uns auf der Straße. Wer hier Vorfahrt hat ist klar.

Nördlich von Gythion liegt ein 1981 gestrandetes Schiff am Sandstrand. Surreal sieht der alte rostige Kahn ("Dimitros") aus, von dem nicht viel mehr als da Gerippe übrig ist. Angeblich handelt es sich um ein ehemaliges Schmugglerschiff (Zigaretten-Schmuggel). Im Anschluss fahren wir wieder ein kleines Stück zurück südlich von Gythion, wo wir auf dem einzig noch geöffneten Campingplatz der Region einchecken.

Wir sind platt vom vielen Fahren als uns die Nachricht erreicht, dass meine Eltern, die uns eigentlich in ein paar Tagen besuchen kommen wollten, doch nicht kommen können. Wir erfahren auf diesem Wege auch, dass in 2 Tagen in Griechenland ein totaler Lockdown beginnt…

Zuerst bin ich einfach nur traurig, dass ich meine Eltern nicht sehen werde, dann wird uns allen langsam bewusst, dass das ganze auch für uns und unsere Reisepläne Folgen haben wird …

Konnten wir doch bisher mit viel Glück 3 Monate mehr oder weniger frei reisen, hat er uns jetzt doch eingeholt der Corona-Lockdown! Werden wir uns überhaupt noch frei im Land bewegen können oder ist das das Ende unserer Reise?

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