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#007 Auf der Jagd nach Sonne, Fischen & Eisvögeln...

Autorenbild: Ein Jahr voller SamstageEin Jahr voller Samstage

Kroatien von Nord nach Süd, immer entlang der Küstenstraße.


Samstag 19.9.20

Erster Tag Kroatien. Erster Tag an der Adria. Nach einer Runde Morgenyoga springt Sven noch geschwind am Hafen ins unglaublich klare und gar nicht so kalte Wasser. Dank des hohen Salzgehaltes ist auch der Auftrieb hier viel stärker als an der baltischen Ostsee. Danach brechen wir auf nach Rijeka. Im Zentrum schlendern wir über sehr glatten Marmorboden (diesmal nicht in FlipFlops) entlang von einst prunkvoll verzierten Häusern. Der mediterrane Charme gefällt uns sehr und wir heben zunächst einmal ein paar Kuna von unseren Konten ab. Nachdem wir uns mit ein paar leckeren Teilchen vom Bäcker gestärkt haben, bestaunen wir in der Fußgängerzone die öffentliche Probe einer richtig guten Ballettschule. Wir schlendern noch ein wenig weiter.

Im Anschluss folgen wir der Küstenstraße Richtung Westen. Wir machen halt an einem verlassenen Campingplatz, auf dem noch zahlreiche, leider völlig verwüstete, Wohnwägen von ehemaligen Dauercampern stehen. Dies muss mal ein richtig schöner Ort gewesen sein, so direkt am Meer. Jetzt nutzen die Einheimischen die verlassenen Badebuchten. Leider ist es mittlerweile nicht mehr möglich, mit dem Camper für eine Nacht auf dem Platz zu stehen, da die Zufahrt abgesperrt ist. Wäre bestimmt ulkig gewesen. Wir fahren also immer weiter entlang der Küstenstraße auf der Suche nach einem Plätzchen am Meer für die Nacht. Die Straße führt uns durch wunderschöne Ortschaften und vorbei am türkisblauen Meer, doch einen Platz, auf dem wir übernachten können finden wir nicht. An den vorhandenen Parkplätzen am Meer stehen große Parkverbotsschilder für Wohnmobile, alle anderen Plätze sind sehr abschüssig oder aufgrund der Steilküste zu weit oberhalb gelegen.

Schließlich kommen wir nach Brsec, wo wir ein schönes Plätzchen oben im Dorfkern gefunden haben. Wir sind überrascht über die original erhaltene Dorfstruktur mit engen verwinkelten Gässchen. Wir hoffen, dass uns ein Weg hinunter ans Meer führt. Auf der Suche landen wir bei einer winzigen alten Kapelle oberhalb der Steilküste. Dort haben wir einen gigantischen Blick aufs Meer. Wir sehen auch eine kleine Bucht mit Strand, aber es gibt keinen Fußweg hinunter. Also verabschieden wir uns von dem schönen Örtchen und fahren wieder ca. 30 Minuten die Küstenstraße entlang zurück. In Icici landen wir auf einem bezahlbaren, etwas holprigen und schrägen Campingplatz, immerhin mit Blick auf das Meer und die Berge. Viele der anderen Campingplätze hier sind auf Luxuscamping bzw. Glamping ausgelegt und kosten gut und gerne 40 - 50€ pro Nacht. Hier zahlen wir jetzt ca. 20€ und haben alles was wir brauchen.

Samstag 20.9.20

Am Morgen schreiben wir unseren Blog uns sortieren Fotos noch vor dem Frühstück. Danach geht es endlich zum Strand. Vom Campingplatz aus führt eine Treppe zum Hafen. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zum Kiesstrand. Hier steht auch eine große Wasserrutsche von der aus wir mutig direkt ins Meer rutschen. Nur eine Sache verwundert uns; das Wasser an der Oberfläche ist wesentlich kälter, als das darunter. Es müsste doch anders herum sein? Vielleicht hängt es damit zusammen, dass seitlich vom Strand ein Fluss ins Meer strömt und sich das Wasser lange nicht vermischt… Auf jeden Fall ungewöhnlich: die Meeresoberfläche ist hier in der Bucht eiskalt und darunter schön warm.

Samstag 21.9.20

Den Vormittag nutzen wir noch bei gutem Internet auf dem Campingplatz, um unseren Blog und die Fotos hochzuladen. Dann fahren wir weiter nach Opatija. Genau genommen fahren wir wieder zurück in Richtung Rijeka, da wir mal wieder spontan unseren Plan geändert haben. Wir werden doch nicht auf die Insel Cres übersetzen, sondern steuern die Insel Krk an. Wir haben uns im Internet etwas schlau gemacht und glauben, dass Krk Einiges zu bieten hat und wir uns so auch Fährkosten sparen können.

Aber zunächst legen wir noch einen Stop in Opatiia ein. Zahlreiche alte Villen mit subtropischen Gärten prägen das Stadtbild. Zum Teil sind sie hübsch renoviert und hergerichtet, zum Teil marode und verfallen. Wir schlendern entlang der insgesamt 17km langen Uferpromenade. Es ist recht wenig los. Kurz entschlossen nutzen wir eine fast menschenleere Ecke, an einem leer stehenden Hotel, um uns im Adamskostüm etwas Abkühlung zu verschaffen. Die Sonne brennt vom Himmel, es ist windstill und das Meer ruhig und glatt. Auf unserem Weg zurück kommen wir an 5-Sterne-Luxus-Resorts und gleich daneben verlassenen Hotelanlagen vorbei. Da wir uns noch verlocken lassen und in einer Strandkneipe etwas essen, dauert es noch etwas länger, bis wir zum Camper zurückkommen. Wir wissen, dass unser Parkticket schon längst abgelaufen ist und tatsächlich; wir haben unser erstes Knöllchen (120 Kuna). Mas sehen, was wir damit anstellen …

Jetzt aber weiter nach Krk. Ein Brücke verbindet die Insel mit dem Festland. Wir haben Glück, dass auf der Brücke gerade eine Baustelle ist, deshalb kostet die Passage nichts. In dem kleinen Ort Malinska finden wir über Park4Night einen schönen und kostenlosen Platz für die Nacht. Wir stehen direkt oberhalb des kleinen Hafens. Am Abend blicken wir rüber auf das Festland, wo die Lichter der Städte flackern, als hätte jemand überall Kerzen aufgestellt.

Samstag 22.9.20

Gleich am Morgen machen wir uns auf, um zu Fuß ans andere Ende von Malinska zu gelangen. Denn hier steht ein alter verlassener Hotelkomplex. Eine imposante Eingangshalle mit Bar, Sitznischen und einem riesigen Kamin lassen erahnen, wie die Gäste hier in vergangenen Zeiten ihren glamourösen Urlaub verbracht haben. Eine schmale frei stehende Treppe, mittlerweile ohne Geländer führt nach oben zu den Zimmern. Wir erkunden auch den Mitarbeiterbereich und die riesige Küche. Das Highlight ist das Schwimmbad und der Pool im Außenbereich. Obwohl alles komplett zerstört und besprüht ist, lässt sich erahnen, wie geschmackvoll das Hotel wohl in den 70er Jahren gewesen sein muss. Auf unserem Rückweg an der verwaisten Strandpromenade entlang, lässt uns der aufkommende Regen in ein kleines, noch offenes Strandrestaurant flüchten. Anstelle des frischen Cevapcici oder Fischs bestellen wir nur Salat, weil wir mal wieder etwas Frisches essen wollen. Tapfer isst Sven seinen Salat auf, obwohl er hauptsächlich aus Tomaten besteht… Als danach die Sonne wieder scheint, springen wir doch noch mit Taucherbrille und Schnorchel ins Meer. Selbst am angelegten Badestrand entdecken wir viele Fische und ertauchen die leere Kalkhülle eines Seeigels, die dunkellila zwischen den Steinen hervorschaut.

Am Abend fahren wir weiter zur Stadt Krk. Direkt neben dem Luxuscampingplatz parken wir ganz kostenlos auch in erster Reihe.

Samstag 23.9.20

Schon seit einigen Tagen haben wir entdeckt, dass sich eine Eisschicht in unserem Kühlschrank gebildet hat. Heute müssen wir die Sache endlich angehen. Da jetzt auch noch ein rotes Licht blinkt und unser Eisfach wohl beschlossen hat, sich selbst abzutauen. Also stapeln wir um uns herum auf kleinstem Raum alle Lebensmittel und tauen den Kühlschrank vollständig ab und verpassen ihm zudem noch eine dringend notwendige Grundreinigung. Zufrieden räumen wir anschließend alles wieder ein, aber das rote Licht blinkt weiter.

Als sich die Wolken etwas lichten und die Sonne ein wenig herausspitzelt, schnappen wir uns wieder unsere Taucherbrillen. Ganz anders als die letzten Tage gibt es heute richtige Wellen und ein herbstlicher Wind bläst. Im Anschluss spazieren wir in die Altstadt von Krk und nehmen dabei die Abkürzung über den 5-Sterne Campingplatz. Hier stehen noch zahlreiche deutsche Camper. Die Altstadt wirkt nicht ganz so ausgestorben wie Malinska, doch auch hier merken wir, dass die Saison sich dem Ende neigt. Dennoch oder gerade wegen der wenigen Touristen, gefällt uns die Stadt mit ihren schmalen Gässchen und (teilweise noch geöffneten) kleinen Läden.

Wir verbringen eine weitere Nacht auf dem schönen Parkplatz.

Samstag 24.9.20

Heute morgen schnorcheln wir bei Regen und Wellen. Das rot blinkende Licht unseres Kühlschranks lässt uns aber keine Ruhe und so durchforsten wir unsere unzähligen Bedienungsanleitungen. Wir finden heraus, dass die Stromzufuhr aktuell nicht ausreicht, um den Kühlschrank in Betrieb zu halten. Die zwei Tagen parken unter Bäumen bei bedecktem Himmel und dazu noch das Abtauen, hat unsere gesamte Batterie restlos leer gemacht und unser Solarpanel reicht nicht mehr zum Aufladen aus. Da hilft nur eins wenn man nicht auf dem Campingplatz an Strom angeschlossen sein will: Strecke machen! Also fahren wir weiter nach Baska ganz in den Süden der Insel. Das schöne Städtchen liegt in einer Bilderbuch-Bucht umringt von Bergen. Wir frühstücken in der Bikini-Bar mit einem traumhaften Blick auf das inzwischen wieder in der Sonne glitzernde Meer. Auch hier schnorcheln wir, entdecken aber diesmal fast keine Fische. Dafür gibt es eine Plattform im Meer, von der aus es sich ganz prima springen lässt.

Jetzt geht es weiter nach Vrbnik. Wir bleiben auf einem etwas schrägen Parkplatz, weil man hier einen besonders schönen Blick auf das Städtchen und das Meer hat. Eigentlich wollen wir uns etwas ausruhen, doch der Tauchereinstieg unterhalb der steil abfallenden Felsen ist so verlockend, dass wir noch ein drittes Mal an diesem Tag schnorcheln. Diesmal gibt es auch wieder einige kleine Fischschwärme zu sehen. Unter Wasser fällt die Klippe steil ab in die Dunkelheit. Da bleibt Sven lieber schön an der Oberfläche ;)

Abends spazieren wir durch die unglaublich schöne Altstadt und zwängen uns durch die engste Gasse der Welt. An der schmalsten Stelle misst diese gerade einmal 43cm. Jetzt endlich auch mal eine gute Challenge für Monique ;)

Außerdem suchen wir eine Möglichkeit an Wlan heranzukommen und landen deshalb in einer Pizzeria. Die immer weiter reichenden Corona-Reiseeinschränkungen verunsichern uns. Wie können wir nach Griechenland kommen? Fähre oder Landweg? Unser Traum wäre es über den Landweg zu reisen. Die Fahrt über Montenegro und Albanien scheint derzeit aber eine Sackgasse zu sein, da Griechenland alle Grenzübergänge geschlossen hat. Lediglich über Bulgarien scheint es noch eine Möglichkeit zu geben. Aber wie dort hin gelangen, wenn auch die Nachbarländer, wie Ungarn, die Grenzen geschlossen haben oder nicht mehr zur EU gehören? Die sicherste Alternative scheint immer noch eine Fähre von Italien nach Griechenland zu sein. Diese fahren wohl derzeit noch planmäßig. Wir wissen jetzt auf jeden Fall, dass man sich vor der Einreise online registrieren muss. Die genauen Details hierzu sind uns aktuell noch nicht klar, doch noch bleibt uns etwas Zeit für die weitere Planung und wir entdecken erst einmal weiter Kroatien.

Samstag 25.9.20

Unsere Batterie ist immer noch nicht ausreichend wieder aufgeladen. Also fahren wir diesmal eine längere Strecke Richtung Süden. Die Sehenswürdigkeiten im Landesinneren (wie z.B. die Plitvicer Seen/Wasserfälle) heben wir uns für den Rückweg und hoffentlich besseres Wetter auf. Jetzt begeben wir uns endgültig ins offizielle "Corona-Risikogebiet" von Kroatien.

Wir folgen der sich munter schlängelnden Küstenstraße und landen bei Etwas uns eigentlich sehr fremdem. Dem besten Campingplatz Kroatiens (Falkensteiner 2020), 5 Sterne Luxus pur. Zum ersten Mal überhaupt schließen wir unser WoMo an eine Steckdose an. Weil wir jetzt nicht mehr auf unseren Stromverbrauch achten müssen, laden sämtliche Akkus und Geräte gleichzeitig auf und wir lassen ungewohnt viele Lampen im WoMo brennen. Allein das ist für uns schon Luxus pur. Zudem gibt es noch mehrere Waschmaschinen und Trockner, die unsere Wäsche in Windeseile wieder sauber und tatsächlich trocken bekommen. Aufgrund der wenigen Gäste dürfen wir außerdem alle die VIP-Bäder (mit fetziger Hintergrundmusik) benutzen.

Als Dank für den verschwenderischen Umgang mit Licht, lernen wir in der Nacht auch zahlreiche Luxus-Schnaken kennen. Unser nächtlicher Kampf wird begleitet von einem heftigen Gewitter. Gar nicht so erholsam diese Nächte "im Luxus" wie wir dachten.

Samstag 26.9.20

Dafür ist heute der wohl luxuriöseste Tag unserer bisherigen Reise. Mit dem Uber-Taxi lassen wir uns in die Altstadt von Zadar fahren. Es regnet und gewittert weshalb Fahrrad fahren keine gute Alternative wäre. Für umgerechnet 5 Euro kommen wir so trocken in die Stadt. Endlich kann ich meinen Geburtstag nachfeiern und investiere das mitgereiste Geburtstagsgeld in eine 110 minütige richtig geniale Thai-Massage. Sven bekommt natürlich auch eine, aber nur 50 Minuten. Nachdem wir anschließend noch eine Weile durch die weißen Marmor/Kalkstein-Gassen der Altstadt (welche auf einer Landzunge im Meer liegt) schlendern, beginnt es wie aus Eimern zu regnen. Zuerst stellen wir uns unter, doch da kein Ende in Sicht ist, ziehen wir trotzdem weiter zur Meeresorgel. Am Kai sind im Stein Orgelpfeifen eingebaut, die vom Wind und den Wellen zum Klingen gebracht werden. Heute bei dem stürmischen Wetter entstehen besonders laute und unbeschreibliche Töne. Ein bisschen wie ein Orchester ohne Noten und Dirigent. Wir sind pitschnass vom Regen und nehmen wieder ein Uber zurück "nach Hause" ;) Wir freuen uns schon auf das Spa inklusive Sauna, dass im benachbarten Hotel, auch den Campinggästen kostenlos zur Verfügung steht. Wir wärmen uns dort auf, schwitzen ordentlich und tauchen ins Eisbecken und in den Whirlpool und relaxen dann auf den Wasserbetten. Ein ziemlicher Kontrast zu unserem bisherigen Camper-Dasein ;) Und das alles für rund 30 Euro pro Nacht. Apropos Nacht: diesen Abend bleiben die Lichter im WoMo aus und wir räuchern die Schnaken und uns ebenso mit einer Moskito-Spirale aus. Auch die Fenster bleiben über Nacht geschlossen. Dafür schlafen wir ungestört.

Samstag 27.9.20

Ein ganzer Tag nur Regen. Die Wolken hängen in einer dicken grauen Schicht am Himmel und lassen kein bisschen Blau durchblicken. Nur noch wenige Camper sind auf dem Platz. Wir nutzen weiter die externe Stromzufuhr und tanken auch unseren eigenen "Akku" wieder auf und machen gar nichts außer entspannen, lesen und mit der Heimat telefonieren. Sven versucht seine Kids per Videocall zu erreichen und als das nicht klappt, gibt es für jeden wenigstens ein persönliches Video. Nicht so einfach miteinander in Kontakt zu bleiben…

Samstag 28.9.20

Am Morgen regnet es immer noch. Wir sind unentschlossen, was wir mit diesem Tag anfangen sollen und beschließen dann erst einmal noch hier zu bleiben (weiter die Stromquelle nutzen, nochmal in die Sauna gehen, warm duschen… Zeit totschlagen). Während Monique unter der Dusche steht reißt plötzlich der Himmel auf und die Sonne scheint wieder. Schnell ist der alte Plan über Bord geworfen und wir beginnen alles einzupacken. Wir haben das Gefühl, doch lieber jede trockene Stunde auszunutzen zu müssen. Tatsächlich können wir alles halbwegs trocken einpacken und brechen kurz nach der eigentlichen check-out-time auf. Wir fahren immer weiter der Küstenstraße folgend nach Süden. Die Landschaft verändert sich: die Berge sind nicht mehr so schroff und felsig, die unzähligen vorgelagerten Inseln der Kornaten sind meist dicht bewachsen. Durch die Vielzahl der nahe gelegenen Inseln fühlen wir uns ein bisschen an Asien erinnert. Wir fahren bis nach Sibenik. Der malerische Ort schmiegt sich an einem steilen Hang ans Meer und über allem thront die alte Burg. Wieder schlendern wir durch verwinkelte Gässchen. Nur noch wenige Touristen sind unterwegs. Wir finden noch ein kleines Restaurant am Hafen und entscheiden uns dann, ganz in der Nähe einen Platz für die Nacht anzusteuern. Parkplatzsuche bei Dunkelheit wollen wir möglichst vermeiden. Dank park4night finden wir, der "unnamed road" folgend, auf der gegenüberliegenden Landzunge einen tollen Platz. Wir kommen gerade noch rechtzeitig an, um einen besonders schönen Sonnenuntergang auf einem gewundenen Steg, der zu einer kleinen Insel führt, mitzubekommen.

Samstag 29.9.20

Am Morgen spricht uns David aus Großbritanien an. Auch er hat die Nacht hier verbracht und erzählt uns, dass er schon seit zwei Jahren im Van lebt. Später hat er noch einen Zahnarzttermin in Zadar…und wahrscheinlich fährt er auch irgendwann Richtung Griechenland ;)

Wir spazieren noch einmal über den Steg zur kleinen Insel. Von hier aus kann man über Steine im flachen Wasser zu den Resten einer Festung gelangen, die früher den nahegelegenen Kanal in die Bucht von Sibenik bewacht hat. Die Festung erinnert uns an das Wasserschloss Trakai (Litauen), aber hier sind nur noch die geschliffenen Mauern übrig. Immerhin sehen wir wieder einige Eisvögel, auf der Jagd nach Fischen im flachen Wasser.

Danach fahren wir weiter nach Primoste und parken zufällig wieder bei einer verlassenen Hotelanlage gegenüber dem schönen Städtchen. Primoste liegt auf einer kleinen Halbinsel im Meer. Auch hier wirkt alles schon sehr verlassen und ausgestorben. Nach einem kleinen Rundgang zieht es uns doch noch zum verlassenen Hotel. Leider ist alles schon recht marode, manche Decken sind eingestürzt und weil der Boden an manchen Stellen nicht mehr sehr vertrauenswürdig erscheint, wagen wir uns nicht wirklich in das Gebäude.

Da endlich die Sonne wieder scheint, gehen wir noch eine kleine Runde schnorcheln, entdecken aber nur ein paar Fische und viele Seeigel. Auf der Weiterfahrt wird die Autolüftung kurzerhand zum Fön für die nassen Haare und Monique taut langsam wieder auf.

Unsere nächste Station ist Trogir. Wir finden ein hübsches Plätzchen mit Blick auf die Altstadt, welche wieder auf einer Insel in einer Meerenge liegt. Am Abend spazieren wir über eine kleine Brücke in die schön beleuchtete Altstadt und schlendern wieder durch enge Gässchen. Zum Schluss trinken wir noch jeder einen alkoholfreien Cocktail (Virgin Colada) und verbringen eine fast ruhige Nacht. Genau an der Rückseite unseres WoMos haben sich ein paar Angler eingefunden, die sich noch lange angeregt unterhalten… für Monique genau richtig zum Einschlafen und für Sven gibt’s Ohropax ;)

Samstag 30.9.20

Endlich passt der Ort und vor allem das Wetter, um den Tag wieder mit Yoga und kurzem Bad im Meer zu beginnen. Anschließend fahren wir weiter nach Split. Von Weitem wirkt die Großstadt mit ihren zahlreichen Hochhäusern, Hotelkomplexen und Industriegebieten nicht sehr einladend. Wir parken etwas außerhalb auf einem großen Schotterplatz direkt am Meer. Der Blick aufs weite Meer und die vorgelagerten Inseln ist sehr schön, eigentlich wäre hier ein idealer Platz für einen schönen Campingplatz, die Hotelanlagen schließen sich seitlich an und es gibt einige angelegte Badestrände mit Beachbars. Mittlerweile sind hier aber nur noch die Einheimischen zu sehen. Aber ein altes Wohnmobil steht gleich an der Zufahrt zum Schotterplatz, witzigerweise mit estländischem Kennzeichen. Wir fühlen gleich eine Verbundenheit und winken dem Pärchen beim vorbeifahren zu. Später gehen wir dort Schwimmen und kommen schnell mit Tato & Kylie ins Gespräch. Sie ist aus Estland (Tallin), er aus Chile und beide sind - wie alle Langzeitreisenden die wir noch antreffen - ebenfalls irgendwie auf dem Weg nach Griechenland… Jeder versucht, auf unterschiedlichem Weg dorthin zu gelangen, wir tauschen mal wieder Nummern aus, um uns gegenseitig auf dem Laufenden halten zu können. Mal gespannt Wer Wann & Wie tatsächlich dort ankommt…

Die Zwei sind sehr sympathisch und so sitzen wir noch eine ganze Weile gemeinsam am Strand. Nebenbei macht Kylie ihr homeoffice für ihre Arbeit in Estland ;)

Irgendwann taucht ein ältere Mann am Strand auf. Er zieht seine Badehose, Taucherbrille und Flossen an und taucht kurz im flachen Wasser vor uns. Schon nach kurzer Zeit hat er etwas gefangen und schüttet es in einen Eimer am Strand. Neugierig schauen wir alle hinein und sind beeindruckt: im Eimer windet sich ein circa 60cm langer, daumendicker Borstenwurm. Wir dürfen ihn anfassen, nur das Maul am Kopf sollen wir meiden. Der Mann erzählt uns, dass es von diesen Würmern auch Exemplare von mehreren Metern gibt und dass sich die einzelnen Wurmsegmente wohl prima als Angelköder eignen.

Am späten Nachmittag fahren wir mit den Rädern doch noch entlang der Uferpromenade Richtung Stadtzentrum und sind sehr positiv überrascht: der Kern der Altstadt besteht aus einem ehemaligen römischen Kastell, das im Laufe der Jahrhunderte weiter überbaut und integriert wurde. Zwischen schönen Gassen entdeckt man römische Säulen und Torbögen. Die Stadt ist noch angenehm belebt. Wir schlendern, stöbern und essen lecker, ehe wir uns bei Sternenhimmel und fast Vollmond wieder auf den Heimweg machen.

Samstag 1.10.20

Wir finden wieder Zeit für unser Morgenritual Yoga und Meer und verabschieden uns von Tato und Kylie. Mal gespannt, ob es ein Wiedersehen in Griechenland gibt.

Wir fahren noch ein Stück weiter entlang der Küste, ehe wir in die Cetina-Schlucht abbiegen. Die Straße führt uns entlang des Fluss zwischen Bergen hindurch. Anschließend geht es über einige Serpentinenkurven hinauf zu ein paar kleinen Bergdörfern, in denen Wein und Olivenöl verkauft wird. Anschließend windet sich die Straße wieder hinunter und wir frühstücken (gegen 13 Uhr) am Fluss. An der Stelle an der wir wieder zurück auf die Küstenstraße stoßen bietet sich uns eine spektakuläre Aussicht auf die Felsen und Berge, die ins Meer zu fallen scheinen. Entlang der Küste geht es weiter durch Makarska. Wir passieren das schöne Städtchen und die Bucht und kommen schließlich in ein riesiges Tal, in dem Unmengen an Orangen angebaut werden. Soweit das Auge reicht, blicken wir auf Orangenbäume.

Das sich ewig entlang der Küste erstreckende Kroatien wird nun an einer Stelle durch einen kleinen Korridor und Zugang zum Meer von Bosnien-Herzogowina unterbrochen. Mal wieder werden unsere Dokumente eingescannt und unser Wohnmobil durchsucht, ehe wir die Grenze passieren dürfen. Innerhalb von 10 Minuten haben wir BiH durchquert und reisen wieder nach Kroatien ein. Wir schlagen unser Nachtlager in Mali Ston auf.

Samstag 2.10.20

Wieder einmal werden wir mit dem Morgengrauen wach. Und wir freuen uns über einen besonderen Gast: auf einem unserer Fahrräder direkt an unserem Rücktürfenster sitzt ein kleiner Eisvogel und späht nach Fischen im Wasser hinter uns.

Da wir kein Frühstück mehr im WoMo haben, gönnen wir uns eines in einem kleinen Hotel. Die Frau bringt uns ein Tablett mit diversem Allerlei und vor allem einer Menge Obst. Einen Teil lassen wir uns schmecken, ein Teil landet im Rucksack und die nicht mehr ganz so leckere Wurst im Bauch der Katze. Vollgegessen machen wir uns auf zur Mauer. Eine sehr lange, nämlich die zweitlängste (nach der chinesischen Mauer), überhaupt. Sie führt uns über unzählige Stufen, über einen Bergrücken auf die andere Seite der Landzunge von Mali Ston nach Ston. Insgesamt erstreckt sie sich über eine Länge von 5,5km. Wir bezwingen nur einen Teil davon, die gesamte Strecke überlassen wir den Sportlern vom jährlichen Stadtmauer-Marathon…

Ston selbst ist ein kleiner mittelalterlicher Ort, wo noch auf traditionelle Weise Meersalz gewonnen wird.

Nachdem wir wieder zurück an unserem WoMo ankommen und Knöllchen Nummer 2 an unserer Windschutzscheibe entdecken (diesmal 90 Kuna), überlegen wir, wie es weitergehen soll. Wir sind beide etwas müde uns erschöpft und es wird mal wieder Zeit für eine Pause. Dubrovnik muss noch warten. Wir finden einen kleinen Campingplatz in der Bucht von Slano, direkt am Meer. Bei unserer Ankunft wirkt alles verlassen und tatsächlich hatte die Besitzerin am Tag zuvor für diese Saison bereits geschlossen. Nicht ganz begeistert lässt sie uns allerdings doch bleiben. Sie sagt noch: "There is enough warm water left." und verschwindet bis auf Weiteres wieder in ihr Häuschen. Die Ruhe tut uns gut und am Abend kommt sogar noch ein Päärchen aus Holland mit ihrem Camper angefahren. Wir erklären ihnen die Lage und sie suchen sich ein möglichst windgeschütztes Plätzchen, denn der Wind bläst heftig und ausdauernd und treibt Wolken gegen die Berge. Zum Glück fällt kein Regen und unser WoMo steht sehr windschnittig ausgerichtet zwischen den Olivenbäumen. Die Besitzerin des Campingplatzes bleibt weiter verschwunden. Die beiden Holländer feierten Gestern ihr 2-monatiges Reisen im Camper, was wir heute mit einem kleinen, mitgereisten Feuerwerk am Strand ebenfalls feiern dürfen.

2 Monate van-life!

Was wir schon so alles innerhalb dieser kurzen Zeit erleben durften; wir haben 7.500km zurückgelegt, sind durch 9 Länder gefahren, haben 3 Werkstätten von Innen besucht, wir haben mit Schraubenzieher/Panzertape/Uhu kleine Reparaturen versucht, sind über 60 Serpentinenkurven gefahren, waren in 2 verschiedenen Meeren baden, haben bei über 35 Grad geschwitzt und bei 10 Grad gefroren, haben 6 richtig heftige Gewitter erlebt, waren auf knapp 2000m Höhe und sind 4 Meter tief getaucht, sind Straßen mit 20% Steigung gefahren, haben unsere Routenplanung schon 5 Mal geändert, haben uns viele Male irgendwo im WoMo angestoßen (jeder hat seine bevorzugten Ecken und Kanten), haben das ein oder andere Mal geweint aber auch schon tausende Male gelacht. Manchmal sind wir erstaunt, wie wenig es doch braucht und wie soviel Freiheit einen doch auch mal fordert. Nicht immer läuft alles wie im Bilderbuch ab. Es wird daher bestimmt auch mal einen lustigen Beitrag mit den "Outtakes" geben. Versprochen. Aber wir sind uns bewusst, dass es ein besonderes Privileg ist, von allem losgelöst reisen zu dürfen. Wir sind überglücklich und dankbar, dass unser WoMo das alles so gut mitmacht und fühlen uns in unseren 10qm inzwischen mehr als nur daheim. Mal gespannt wie es weiter geht…

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1 comentario


traudlwillems
07 oct 2020

Super ,durchhalten, weiter so, positivistisch reisen, ich wäre soo gern dabei?!

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