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#003 Schotterpiste, Lagerfeuer & wilde Steilküste

Autorenbild: Ein Jahr voller SamstageEin Jahr voller Samstage

Entlang der litauischen und lettischen Küste Richtung Norden




Samstag 9.8.20

Nachdem wir den Vormittag dazu nutzen, um den Blogbeitrag vom letzten Mal zu schreiben und die Fotos für Instagram zu sortieren, haben wir am Nachmittag den Drang nach Bewegung. Mit den Fahrrädern wollen wir die Halbinsel der Kurischen Nehrung erkunden. Bei 30 Grad in der Mittagshitze radeln wir auf dem holprigen Radweg von der dem Meer zugewandten Seit ca. 2 Kilometer auf die andere Seite. Auf der Landzunge erstreckt sich ein dichter Kiefernwald mit moosbedeckten Böden. Zwischendrin ragen Sanddünen empor, auf denen laut Karte Aussichtspunkte eingezeichnet sind. Bei diesen Temperaturen ist uns der Aufstieg allerdings zu mühselig und schweißtreibend. Auf der anderen Seite angekommen erkunden wir kleine Dörfer, die zum Teil durch ihre alten Holzhäuser im skandinavischen Stil bestechen. Jedoch ist auch hier, auf der unserer Meinung nach wesentlich weniger reizvollen Seite der Landzunge, die Hölle los. Die meisten der hübschen Häuser dienen als Ferienunterkünfte und werden jetzt während der Hochsaison und am Wochenende auch rege genutzt. Und dass, obwohl das Wasser hier auf keinen Fall zum Baden einladend ist. So sieht man auch viele Menschen, die zu Fuß die Halbinsel überqueren, um in der Ostsee zu baden.

Für uns geht es weiter ehe wir im nächsten Ort eine Rast in einem Kleinen Restaurant mit Blick auf das Binnenmeer machen. Interessiert spitzeln wir auf die Teller an den anderen Tischen und entdecken uns unbekannte Gerichte. Doch bei diesen Temperaturen sind wir nicht sonderlich hungrig und verschieben so unser landestypisches Essen auf ein anderes Mal. Es treibt uns doch wieder auf die Ostseeseite und genießen die Abkühlung am recht vollen Badestrand.

Samstag 10.8.20

Wir verlassen unseren Übernachtungsplatz der letzten beiden Tage und fahren nach Nida, dem größten, angeblich schönsten und leider dementsprechend auch touristischsten Ort der Landzunge. Nach einer Ver- und Entsorgung auf dem restlos überfüllten Campingplatz, sind wir sehr froh, dass wir unabhängig sind und nicht auf dem Campingplatz übernachten müssen. Wir machen noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt in Nida. Von hieraus kann man über die Grenze bis nach Russland schauen. Eine riesige Sanddüne erstreckt sich entlang der Binnenmeerseite. Angeblich patrouillieren hier an der Grenze russische Boote. Wir sehen allerdings keines davon, nur ein paar Wanderer, die sich mit hochroten Köpfen ihren Weg bahnen. Uns reicht ein Blick und ein Erinnerungsfoto ehe wir am Parkplatz vorbei an Souvenirständen, die Bernstein anbieten, wieder den Rückweg antreten.

Die Fähre bringt uns, diesmal ohne stundenlanges Anstehen, wieder aufs Festland nach Klaipeda. Wir fahren nach Norden aus der Stadt heraus und halten auf einem Parkplatz für 3€ für 24 Stunden. Über die Sanddünen geht es nach einem kleinen Mittagsschlaf erstmal wieder ans Meer, welches sich uns hier von einer anderen Seite zeigt. Es weht ein frischer Wind, der den Sand durch die Gegend pustet. Kleine Wellen und etwas Strömung bringen uns einen Heidenspaß.

Am Abend fahren wir mit den Rädern in die Altstadt von Klaipeda. Entlang des Kanals tummeln sich viele Menschen und ein Restaurant neben dem Anderen buhlt um Kundschaft. Wir laufen weiter und entdecken am Theaterplatz ein schönes, weitaus nicht so touristisch wirkendes Restaurant. Wir bestellen fleißig all das, was auf den Fotos in der Speisekarte so lecker aussieht. Gefüllte Kartoffelknödel, Kartoffelpuffer und Kartoffelbratwurst. Dazu noch verschiedene, natürlich sehr reichhaltige Soßen. Mag sein, dass wir uns etwas übernommen haben. Doch die landestypischen Speisen schmecken uns wirklich gut. Im Anschluss lassen wir uns noch in einem kleinen Café nieder, in dem es gutes Internet gibt, um euch ein wenig teilhaben zu lassen, an unseren Erlebnissen. Unsere ursprüngliche Lösung, um den Blog und Fotos zu veröffentlichen haben wir schnell über Board geworfen. Das Guthaben, das auf unserer Simkarte war, die wir über den mobilen W-lan-Router nutzten, war nach dem Hochladen der Bilder aus dem Spreewald schon aufgebraucht und somit eine zu teure Lösung für uns. Also kein Internet mehr im WoMo, sondern nur noch in Restaurants und Cafés. Auch schön.

Samstag 11.8.20

Wir tingeln weiter entlang der Küste Litauens Richtung Norden. Jeder Zugang zum Meer ist überflutet von Blechlawinen und Menschen. Die Ortschaften sind touristisch und maßlos überfüllt. Da Litauen nur einen sehr kleinen Zugang zum Meer hat, scheint sich hier alles zu ballen.

So beschließen wir weiter zu ziehen und dem Land vorerst auf Wiedersehen zu sagen. Wir überqueren die Grenze nach Lettland. Auch hier rauschen ewig weite Felder, auf denen man eine Unmenge an Störchen entdecken kann und Wälder an uns vorbei. Die erste Möglichkeit, die auf unserer Karte einen Abzweig ans Meer erkennen lässt nutzen wir. Sofort hört die asphaltierte Straße auf und vor uns liegt ein ca. 12 Kilometer langer Schotterweg bis nach Pape. Kurz fragen wir uns, ob es wirklich sinnvoll ist, hier entlang zu fahren, doch die uns überholenden Autos machen uns Mut. "Der Ort hat ein Sternchen auf der Karte. So schlecht kann es nicht sein." Wer zur Hölle kommt auf die Idee, dass es sinnvoll ist eine Straße quer über die Fahrbahn mit einem Rillenmuster zu versehen? Mehr als 15 km/h sind einfach nicht drin und so ruckeln wir dahin. Und wir hatten uns an der Grenze noch über das Schild gewundert, auf dem zu erkennen war, dass auf den Schotterstraßen hier nur maximal 80 km/h erlaubt waren. Diese Straße sollte keine Seltenheit bleiben. Die Einheimischen scheinen das mit den 80 km/h allerdings ernst zu nehmen und brettern an uns vorbei. Leider hat sich die ganze Holperrei nicht wirklich gelohnt. Der Strand ist umsäumt von zerfallenem Beton und riecht nicht sonderlich einladend. Also die 12 km wieder zurück.

Im Süden von Liepaja finden wir einen ansprechenden Parkplatz für die Nacht. Direkt am Zugang zum breiten und äußerst gepflegten Sandstrand.

Samstag 12.8.20

Laut Reiseführer gibt der Ort Liepaja nichts her und ist keinen Stopp wert. Wir geben dem Ganzen allerdings doch eine Chance und radeln ins Zentrum. Wir sind sehr positiv überrascht vom authentischen Flair. Die zerfallenen Fassaden und die Menschen, die äußerst schick und modisch gekleidet sind bilden einen Interessanten Kontrast. Wir lassen uns treiben und kommen an einer Markthalle vorbei, die wir nicht ungesehen lassen können. Ich finde auf Märkten entdeckt man das wahre und authentische Leben eines Landes. Märkte spiegeln in meinen Augen die Kultur eines Landes wieder.

Weiter geht es für uns ins Landesinnere Richtung Aizpute. Auf der Suche nach einem schönen Platz für die Nacht folgt uns plötzlich ein Auto mit lettischem Kennzeichen. Ein Mann steigt aus und kommt auf uns zu. Etwas verwundert lässt Sven die Scheibe einen Spalt herunter. Wir sind erstaunt, als er uns auf deutsch anspricht. Er sei aus Germersheim und hatte sich gefreut ein Nummernschild aus der Pfalz zu entdecken. Nach einem kurzen Plausch bietet er an uns den schönsten Platz im Ort zu zeigen. Er fährt von und wir halten an einem See, an dem auch ein anderer Camper aus Deutschland und ein Kombi aus der Schweiz parken. Es gibt eine Badestelle mit zwei kleinen Stegen, die ins Wasser ragen, eine Feuerstelle mit vorhandenem Feuerholz, Grillmöglichkeiten und Picknickbänke und -tische. An einem dieser sitzt das deutsche Pärchen Marion und Martin mit dem Schweizer Remo. Wir kommen schnell ins Gespräch und erfahren, dass Remo für 5 Wochen im Baltikum unterwegs war uns jetzt mehr oder weniger auf dem Heimweg ist. Er gibt uns tolle Tipps für unsere Reise. Marion und Martin sind am Ende ihrer einjährigen Reise. Es wahr sehr interessant sich auszutauschen und die Gedanken, die wir

zu Beginn einer solchen Reise haben, mit denen zu vergleichen, die die beiden am Ende ihrer hatten. Wir verbringen einen schönen Abend am Lagerfeuer mit guten Gesprächen bei selbstgemachter Didgeridoo- und Flötenmusik.

Samstag 13.8.20

Nach der morgendlichen Yoga- und Meditationsrunde, gibt es für uns eine "Naturdusche". Ein kleiner Fluss fällt nur ein paar Meter vom Parkplatz entfernt, über eine Betontreppe. Das angenehme Wasser prasselt in einem dicken Schwall auf uns, während wir den Lagerfeuerduft des letzten Abends von uns waschen.

Wir ziehen weiter nach Kuldiga. Hier fällt der breiteste Wasserfall Europas (von uns geschätzt 500m breit) gerade einmal 1-2 Meter in die "Tiefe". Oberhalb des Wasserfalls waten wir im knietiefen Wasser auf die andere Seite. Auch hier sind wir wieder erstaunt über die Natürlichkeit, in welcher der Fluss sich durch das Tal schlängelt. Auf der anderen Seite wartet der schöne Ort mit alten Holzhäusern und netter Fußgängerzone auf uns. Das reicht uns auch schon an Programm für heute. So langsam entdecken wir die Langsamkeit uns das Nichtstun für uns. Ein Telefonat in die Heimat und ein paar Spiele runden den Tag ab.

Samstag 14.8.20

Von Kuldiga aus geht es wieder an die Küste. Es wird Zeit ein bisschen an einem Ort zu verweilen. Bei Labrags haben wir uns den kleinen Campingplatz Imantes direkt am Meer ausgeguckt. Auch wenn Campingplatz ein zu großes Wort für diesen Ort ist. Auf einer Wiese mit Feuerstellen stehen wir in erster Reihe oberhalb der steil abfallenden Sandklippen direkt am Meer. Eine Komposttoilette und ein Wasserhahn sind die einzige Versorgung, die es hier gibt. Eine steile Holztreppe führt direkt zum Meer. Der weiße pudrige Sandstrand erstreckt sich soweit, wie das Auge reicht und nur eine kleine Anzahl an Menschen ist zu entdecken. Wir richten uns zum ersten Mal auf dieser Reise häuslich ein.

Nach einem Strandspaziergang, machen wir Pizza auf unserem neuen Pizzastein und sind so glücklich über dieses leckere Essen. Wie wenig es doch manchmal braucht. Von unseren Hängematten aus genießen wir den Sonnenuntergang über dem Meer und sind tiefenentspannt und zufrieden, als wir anschließend in unser Bett fallen.

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1 comentário


traudlwillems
16 de ago. de 2020

Weiter so, es klingt wie angekommen. Irgendwie, irgendwo, irgendwann...beneide euch...

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