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#002 Kanäle, Flüsse, Seen und Meer...

Autorenbild: Ein Jahr voller SamstageEin Jahr voller Samstage

Vom Spreewald, durch Polen bis nach Litauen.




Samstag 2.8.20

Aufbruch. Noch mit Abschiedstränen im Gesicht geht es los Richtung Nord-Osten.

Unsere erste Station machen wir im Spreewald bei Berlin. In Lübben übernachten wir auf einem kostenlosen Campingplatz.

Samstag 3.8.20

Nach der ersten Nacht im WoMo, die nie die beste ist, und dem ganzen Stress der letzten Wochen, macht sich am ersten Morgen noch kein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit breit.

Es fühlt sich eher an, wie der erste Tag von einem lang ersehnten Urlaub. Zufrieden aber auch müde.

Mit den Fahrrädern geht es für uns mit etwas Nieselregen nach Lübbenau. Flache Radwege ziehen sich durch die Kanäle entlang von Feldern, Wiesen und Weiden mit Kühen und auch ein paar Schafen. In Lübbenau schlendern wir durch die Altstadt und erkunden die verwinkelten Kanäle im Wald. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Baum vorbei, der von einem Bieber angefressen wurde. Woran erkennt man den Unterschied zwischen einem Bieber und einer Wasserratte? Davon sehen wir nämlich viele.

Am Abend sitzen wir wieder in der Sonne in Lübben und haben die Füße im Wasser. Wir bleiben noch eine Nacht hier.

Samstag 4.8.20

Am Morgen brechen wir wieder auf nach Lübbenau. Diesmal mit dem WoMo. Das kostenlose Parken ist hier fast unmöglich. Also stellen wir uns außerhalb auf den Parkplatz des Schwimmbades und radeln zum Kajakverleih. Im Boot wirkt das Kanalnetzt noch magischer, verwunschen und verträumt. Wir paddeln durch kleine Dörfer und gefühlt unentdeckte Ecken. Plötzlich spring vor uns ein Tier ins Wasser. Ich dachte zunächst es wäre eine der unzähligen Enten, doch bei genauerem Hinschauen erkenne ich da ein Reh. Wusstet ihr, dass Rehe schwimmen können? Ich nicht.

Am Abend stehen wir bei der Slawenburg etwas außerhalb. Ich fühle mich ziemlich müde und ausgelaugt. Meine Stimmung ist im Keller und ich bekomme sogar Heimweh. Ein Gefühl, was ich eigentlich selbst aus sechs Wochen Indonesien kaum kenne.

Samstag 5.8.20

Nach ganz viel Schlaf und einem sehr entspannten Morgen, an dem Sven schon Stunden vor mir wach ist, was in der Regel nie passiert, geht es mir viel besser. Wir baden im See im Sperrgebiet, das früher mal Tagebau war und haben diesen somit für uns ganz alleine. Wir ignorieren die Warnschilder und folgen einem kleinen Trampelpfad. Dieser führt uns zu einer einsamen Bucht gesäumt von rostbraunen Steinen inmitten von türkisblauem Wasser. Dieses ist klar, wir entdecken viele Fische und es riecht nach Eisen. Zum ersten Mal kommt das Gefühl von Freiheit auf. Ganz spontan entscheiden zu können, was heute gut ist. Einfach nur das tun, worauf wir Lust haben und nichts hinterher zu hetzten. Keine Pläne machen, die es dann einzuhalten gilt. Kein Ziel haben, sondern einfach nur drauf los leben. Den Moment genießen und einfach nur sein. Das Gefühl, was man sich eben erhofft, wenn man ein Jahr los zieht und aus dem Alltag ausbricht.

Gegen Mittag brechen wir auf in Richtung polnischer Grenze. Ganz überrascht sind wir, als wir an der ersten Mautstelle erkennen, dass man hier gar nicht mit Euro bezahlt. Wir sind so uninformiert gestartet. Aber Geld ist an der nächsten Autobahnraststätte schnell gewechselt und so geht es für uns einmal quer durch Polen. Am Abend stehen wir an einem See bei Konin und haben nach langer Suche, vorbei an großen Kraftwerkschornsteinen, einen tollen Platz mit "eigenem" Steg gefunden. Die Abendsonne taucht den See in Pastelltöne.

Samstag 6.8.20

Immer weiter durch Polen.

Wir übernachten wieder an einem See. Diesmal in der Nähe von Rajgród. Da es auch hier nur wenige Möglichkeiten gibt, direkt am See zu stehen, fragen wir bei einem kleinen Imbiss nach, ob wir deren Parkplatz nutzen dürfen. Die freundliche Frau, der wir unser Anliegen mit Händen und Füßen verständlich machen, telefoniert sofort mir ihrem "Boss". Der gibt sein Okay und wir essen zum Dank in dem kleinen Imbiss. Abends springen wir vom Badesteg direkt in den See. Das regelmäßige schwimmen ersetzt das Duschen ganz gut, was bei den Temperaturen die letzten Tage (ca. 30 Grad) echt von Vorteil ist.

Samstag 7.8.20

Endlich erreichen wir die Grenze zu Litauen. Ewige Felder und Wiesen ziehen an uns vorbei. Die Kühe stehen nicht auf Weiden, sondern sind angebunden. Viele Menschen leben auf kleinen Höfen, die einem das Gefühl geben in Bullerbü zu sein. Viele der Holzhäuser wirken auf den ersten Blick verfallen, doch die Gärten sind gepflegt und es wachsen Blumen und Gemüse.

Der erste Stopp in Litauen heißt für uns Kaunas. Die schöne Altstadt mit den Fußgängerzonen und den für uns erstaunlich modernen und hippen Läden laden zum Bummeln ein. Nach all der Fahrerei haben wir uns eine Pizza verdient und ich bin völlig erstaunt, als ich auch noch eine vegane auf der Speisekarte finde. Nicht einfach eine ohne Käse, sondern eine mit veganem Käse. Modernes Kaunas.

Wir ziehen weiter und beschließen anstelle der Autobahn die 141 entlang des Nemunas-Flusses (Memel) zu fahren. Direkt am Fluss finden wir auch unser Nachtlager. Wir schwimmen vorsichtig am Rand, denn der dunkle Fluss fließt schnell und ist für uns ungewöhnlich ursprünglich. Dichte Wasserpflanzen, Schilf und jede Menge kleine und große Fische.

Samstag 8.8.20

Immer weiter entlang am Fluss, vorbei an der russischen Grenze fahren wir Richtung Meer. In Klaipeda wollen wir mit der Fähre auf die Landzunge der Kurischen Nehrung übersetzen. Eine riesige Autoschlange hatte sich bereits gebildet. Es ist Wochenende und anscheinen wollen alle genau dort hin, wo wir hinwollen. Ungefähr 3 Stunden später haben wir es geschafft und sind auf der Fähre. Im Süden der Landzunge finden wir einen freien Parkplatz an einem Zugang zum Meer. Davon gibt es hier im Nationalpark nämlich nicht all zu Viele.

Angekommen! Über die Sanddüne sind es nur ein paar Schritte. Im Wasser tummeln sich unzählige Quallen, die allerdings ungefährlich sind. Wir genießen das Meer, was erstaunlicherweise kaum salzig schmeckt. Die baltische See zeigt sich uns von ihrer tiefblauen und spiegelglatten Seite.



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1 Comment


traudlwillems
Aug 11, 2020

Toll so dabei zu sein!

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